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WÜRZBURG: Soll Würzburgs Uni-Bibliothek auch nachts öffnen?

WÜRZBURG

Soll Würzburgs Uni-Bibliothek auch nachts öffnen?

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    Braucht es die 24-Stunden-Öffnung der Universitätsbibliothek? Die Unterstützer einer Petition machen sich für die volle Flexibilität stark.
    Braucht es die 24-Stunden-Öffnung der Universitätsbibliothek? Die Unterstützer einer Petition machen sich für die volle Flexibilität stark. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Studierende gelten als besonders nachtaktive Spezies. Dabei wird nicht nur gefeiert: Viele nutzen die dunklen Stunden zum konzentrierten Lernen. Und deshalb soll die Zentralbibliothek der Würzburger Uni künftig rund um die Uhr geöffnet sein, auch an Feiertagen. So will es eine Online-Petition, die kürzlich auf studentische Initiative gestartet wurde.

    Initiator ist Alexander Schumacher, aktuell im dritten Semester Humanmedizin. In nur wenigen Tagen haben bereits 700 Unterstützer die Petition unterzeichnet, die sich an die Hochschulleitung und die Kommission für Angelegenheiten der Universitätsbibliothek richtet.

    Initiator: „Für viele ein zweites Zuhause“

    Ziel ist laut Schumacher eine volle Flexibilität in der Nutzung der Zentralbibliothek am Hubland, unabhängig von Semesterferien oder Feiertagen. Viele Studenten verbrächten dort viel Zeit beim Lernen und fänden sich in Gruppen zusammen. Er spricht von einer Art „zweites Zuhause“.

    In den letzten Jahren wurde die Öffnungszeit bereits schrittweise ausgedehnt. Aktuell hat die „Zentral-Bib“ unter der Woche von 8.30 Uhr bis Mitternacht und am Wochenende bis 22 Uhr geöffnet. Und das reicht nicht aus? „Viele lernen lieber nachts bis 3 oder 4 Uhr“, sagt Schumacher. Andere würde am liebsten schon ab 4 oder 5 Uhr morgens in die Bibliothek kommen.

    Längere Öffnung auf Kosten von Neuanschaffungen?

    Außerdem entfielen derzeit noch Lernzeiten wegen Feiertagen – der Initiator verweist auf die zweiwöchige Schließung zum Jahreswechsel. Gerade in den intensiven Klausurphasen könne die Nachtöffnung den Studierenden helfen. Doch das sehen nicht alle so.

    • Was halten Sie von der 24-Stunden-Öffnung? Hier stimmen Sie ab!

    Auf der Online-Seite der Petition stellen einige Kommentatoren das Anliegen in Frage. Eine 24-Stunden-Öffnung schieße übers Ziel hinaus, heißt es dort unter anderem. Ein Kritiker unterstellt Studierenden mangelndes Zeitmanagement, ein anderer warnt vor hohen Personalkosten, die zu Lasten von Neuanschaffungen gehen könnten.

    Für Studierende ist die Bibliothek ein Lernort

    Aber auch viel Zustimmung gibt es. Im Wohnheim, berichtet eine Studentin, sei gerade im Sommer zu viel los: „Die Bibliothek ist für mich der ideale Ort, wo ich konzentriert und effektiv arbeiten kann.“ Eine erweiterte Öffnungszeit wäre für sie eine „riesige Hilfe“. Ein Kommilitone bedauert, dass man mit Schließung der Bibliothek zu häufig aus dem Lernen und Arbeiten herausgerissen werde.

    Bei Bibliotheksleiter Hans-Günther Schmidt rennen die Initiatoren der Petition offene Türen ein. 3,5 Millionen Medien, davon rund zwei Drittel Bücher, verwaltet die 1981 eröffnete Uni-Zentralbibliothek, sie ist damit die viertgrößte in Bayern. Und: Sie ist in die Jahre gekommen. Klimaanlage, Teppiche, Türen und Dach sind erneuert, aber die Generalsanierung steht noch aus.

    Bibliotheksleiter: Überlast in Prüfungsphasen

    Einst war die Bibliothek für eine Hochschule mit 10 000 Studierenden ausgelegt. Heute zählt die Julius-Maximilians-Universität fast dreimal so viele. Laut Schmidt verfügt die Bibliothek über 650 reguläre Benutzerplätze, mit Behelfstischen kommt man auf 850. Bei der letzten Zählung im Januar waren an den Nachmittagen durchschnittlich 973 Besucher in der Zentral-Bibliothek, im vergangenen Juli 958. „Das ist ein Wort“, sagt Leiter Schmidt.

    24-Stunden-Öffnung an anderen Hochschulen

    Andere Universitäten haben eine 24-Stunden-Öffnung eingeführt. Schmidt nennt als Beispiele die Hochschulen in Freiburg, Karlsruhe, Leipzig und Darmstadt. Die Erfahrungen seien unterschiedlich. In Leipzig etwa zähle man zwischen 1 und 5 Uhr nachts 100 bis 150 Studierende in der Bibliothek. Eine Prognose für Würzburg lässt sich daraus allerdings nicht ableiten.

    Voraussetzung für eine Rund-um-die-Uhr-Öffnung wäre eine neue Selbstausleih- und Sicherungstechnik mit Transpondern. Diese so genannte RFID-Technik will Schmidt in jedem Fall umsetzen, den Kostenrahmen schätzt er auf rund 500 000 Euro. Von der Bibliothekskommission gab es für diesen ersten Schritt zumindest einen Planungsauftrag. Eine 24-Stunden-Öffnung wurde bei der letzten Sitzung im April aber noch abgelehnt.

    Uni-Präsident will das Anliegen prüfen

    Sollte die Ausleihtechnik automatisiert sein, bräuchte die Bibliothek dennoch zusätzliches Personal für die Nächte, allein schon aus Sicherheitsgründen. Nicht nur dem Leiter ist bewusst: Die Universität muss Prioritäten setzen, wofür sie Geld ausgibt.

    Präsident Alfred Forchel jedenfalls steht einer 24-Stunden-Öffnung grundsätzlich positiv gegenüber, wie er der Redaktion sagte. Er lässt derzeit die tatsächliche Auslastung am frühen Morgen und späten Abend prüfen. So will er sich ein Bild machen, ob tatsächlich Bedarf für eine längere Öffnung besteht.

    Studierendenvertreter: Aufwand gerechtfertigt?

    Der Studentische Konvent hat sich zwar – noch vor der Petition – grundsätzlich für eine Nachtöffnung ausgesprochen. Man sieht aber auch Probleme: Es fahren nachts kaum Busse ans Hubland, schränkt Daniel Janke, Studierendenvertreter und Mitglied in der Bibliothekskommission, ein. Und ist der Aufwand für wenige Nutzer gerechtfertigt? Die nötigen Gelder würde Janke lieber in Literaturmittel und längere Öffnungszeiten der Teilbibliotheken stecken.

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