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WÜRZBURG: Uni nimmt zwei Doktoren Titel ab

WÜRZBURG

Uni nimmt zwei Doktoren Titel ab

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    Promotion aberkannt: Zwei Doktorhüte will die Uni Würzburg den einstigen Erwerbern wieder nehmen, weil sie zu eifrig abgeschrieben haben, ohne dies zu kennzeichnen.
    Promotion aberkannt: Zwei Doktorhüte will die Uni Würzburg den einstigen Erwerbern wieder nehmen, weil sie zu eifrig abgeschrieben haben, ohne dies zu kennzeichnen. Foto: Foto: dpa

    Doktorarbeiten von zweifelhafter Qualität am Institut für Medizingeschichte haben erste Konsequenzen. Die Universität entzieht zwei Akademikern den Doktortitel, weitere Arbeiten werden noch geprüft. Dies bestätigte Uni-Pressesprecher Dr. Georg Kaiser auf Nachfrage.

    Damit reagiert die Uni auf Vorwürfe, die im vorigen Jahr durch ein anonymes 40-seitiges Schreiben an Justiz und Medien bekannt geworden waren. Das Dossier hatte den Eindruck erweckt, in der angeblichen „Doktorfabrik“ seien Titel gegen Zahlungen statt gegen wissenschaftliche Leistungen vergeben worden.

    Die Uni fand 20 Arbeiten von zweifelhafter Qualität und nahm sie näher unter die Lupe. „Der Promotionsausschuss der Medizinischen Fakultät hat am 5. November beschlossen, zwei Doktortitel zu entziehen“, sagt der Pressesprecher – einen Tag nach der Presse-Anfrage, was aus der Prüfung geworden sei.

    Dabei muss es nicht bleiben, die Uni hatte im Frühjahr die Absicht verkündet, mindestens vier Doktortitel abzuerkennen. Auf Nachfrage heißt es jetzt: „Zu einzelnen, derzeit schwebenden Verfahren können wir keine Auskunft geben.“

    Ein Betroffener soll ranghoher Offizier der Bundeswehr sein, der vor der Beförderung stand, als die Vorwürfe bekannt wurden. Ihm würde der Verlust des Doktortitels in der Öffentlichkeit ebenso schaden wie einem Zahnarzt, der in Baden-Württemberg eine Klinik betreibt. Auf die Frage, ob die Uni unter Druck gesetzt werde, den Fall ruhen zu lassen, sagt Kaiser: „Eine Einflussnahme von außen hat nicht stattgefunden.“

    Die Entziehung der Doktorgrade erfolgte, „da die Arbeiten nicht den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis entsprachen und erhebliche Teile aus anderen Arbeiten entnommen waren, ohne dies korrekt zu kennzeichnen“. Die Vorwürfe beziehen sich auf mehrere Jahre alte Arbeiten, die vom 2002 emeritierten Leiter des Instituts betreut worden waren.

    Die Doktorarbeiten waren bereits von 2005 bis 2007 Gegenstand einer universitären Untersuchung, die zur Übergabe des Verfahrens an die Staatsanwaltschaft führte. Dies endete mit Strafbefehlen gegen den früheren Institutsleiter sowie einen Vermittler, der interessierte Doktoranden an ihn vermittelt hatte.

    Die Behauptung, der Professor hätte einen Strafbefehl wegen der handwerklich unsauberen Doktorarbeiten erhalten, sei „nachweislich falsch“, sagt Dr. Johannes Mierau. Der Würzburger Anwalt des Professors kündigte am Mittwochabend an, er wolle gegen die Uni wegen dieser missverständlichen Aussage Antrag auf Unterlassung stellen. Tatsächlich erging der Strafbefehl formell wegen Zahlungen des Vermittlers an den Professor – ohne dass ein Zusammenhang mit den Doktorarbeiten hergestellt wurde.

    In dem Zusammenhang hatte der anonyme Schreiber des Dossiers behauptet, der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel und der heutige EU-Kommissar Günther Oettinger – angeblich ein Freund eines der Doktoren – hätten zu seinen Gunsten Einfluss genommen. Goppel wies das auf Anfrage zurück. Oettinger – gegen den der Unbekannte Strafanzeige erstattete – verweigert jeden Kommentar dazu.

    Möglicherweise hat der Anonymus mit dem Professor eine Rechnung offen. Vor Kurzem erhielten mehrere Medien ein 110 Seiten starkes anonymes Dossier, das angeblich Quittungen des Professors enthielt. Die sollen belegen, dass er gegen Geld Titel vergab. Aber „die mir vorgelegten Unterlagen waren alle Fälschungen“, sagt Mierau. „Da spielt jemand mit verdeckten Karten und will das Ansehen meines Mandanten herabsetzen.“

    Die Medizinische Fakultät hat ihre Promotionsordnung überarbeitet, um ähnliche Fälle zu verhindern.

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