Das Problem näherte sich hüpfend. Scheinbar fand im Sommer vergangenen Jahres der eine oder andere Frosch Gefallen an einem kurz zuvor angelegten Teich in einem Neubaugebiet in Mainsondheim im Landkreis Kitzingen. Seither ist in dem Dettelbacher Stadtteil alles anders. Ein handfester Nachbarschaftsstreit entzündete sich an der Frage, ob da womöglich zu viel und zu laut gequakt wird.
Auf der einen Seite die Besitzerin des etwa fünf mal drei Meter großen Teiches. Die Frau siedelte sich 2011 in dem Glauben an, ein nettes Fleckchen Erde und ihre Ruhe gefunden zu haben. Doch mit der Ruhe war es ab dem Frühsommer 2013 vorbei, als ein Nachbarehepaar gegen das Gequake aus dem Teich zu Felde zog.
Wobei die Teichbesitzerin bestreitet, dass ausgerechnet ihr Teich der Quell des Lärmes sein soll. Letztlich würden sich die Frösche überall bemerkbar machen: In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es beispielsweise zwei weitere Teiche.
Quaken auf dem Golfplatz
Außerdem ist der Main nicht weit weg. Und: Auf einem nahen Golfplatz befinde sich ebenfalls ein Teich mit quakenden Fröschen. Durch das Wohngebiet führt überdies ein Graben, der bei Starkregen das Wasser abfließen und vielleicht Frösche frohlocken lässt. Dann war da Anfang Juni vergangenen Jahres auch noch ein ungewöhnliches Hochwasser, das für Überschwemmungen und dafür sorgte, dass die Zahl der Tümpel explodierte, überall entstanden wahre Froschparadiese.
Das sehen die Nachbarn ganz anders: Sie sind sich sicher, dass es der Teich auf dem Nachbargrundstück ist, von dem ein massiver Lärm ausgeht. So sehr, dass an erholsamen Schlaf – zumal bei offenem Fenster im Sommer – nicht mehr zu denken ist. Mit der Folge, dass zunehmend die Gesundheit leide. Abgesehen davon, dass der nächste Sommer naht und mit ihm womöglich wieder mehrere Wochen der Schlaflosigkeit.
Um die Nachbarfrösche irgendwie wegzubekommen, erwirkte das Ehepaar von der Regierung von Unterfranken einen Bescheid, dass die – eigentlich geschützten – Frösche unter bestimmten Bedingungen aus dem Teich gefangen und weggebracht werden können. Damit der Bescheid wirksam wird, muss allerdings erst einmal festgestellt werden, dass die Frösche in dem Mainsondheimer Neubaugebiet tatsächlich auch ein gesundheitsraubender Störfaktor sind.
Hier nun kommt das Kitzinger Amtsgericht ins Spiel. Dort bekam Gerichtsdirektor und Zivilrichter Walter Konrad den Fall auf den Tisch und muss nun ergründen, was in dem Teich los ist und ob der Krach tatsächlich so groß ist, dass er schlaflose Nächte verursacht.
Bei einem ersten Termin im November vergangenen Jahres zeigte sich, dass sich beide Parteien unversöhnlich gegenüberstehen – an eine gütliche Einigung war nicht ansatzweise zu denken. Um zu klären, wie groß die Beeinträchtigung durch die Frösche im vergangenen Sommer war, marschierte am Mittwoch die halbe Nachbarschaft im Gericht an. 13 Zeugen wurden befragt, ähnlich viele sind noch einmal für kommenden Freitag angekündigt.
„Höllenlärm“
Tendenz der Aussagen: Die weiteren Nachbarn sprachen fast durchgehend von „Froschlärm“, teilweise sogar von „Höllenlärm“, der eindeutig aus dem Teich der Beklagten gekommen sei.
Davon wollte das Familienumfeld der Teichbesitzerin indes nichts wissen: Wenn überhaupt, hätten mal zwei Frösche in dem Teich gesessen. Von lautem Gequake will keiner etwas gemerkt haben.
Kommt das Gericht nach der Zeugenbefragung zu der Auffassung, dass die Frösche in dem Teich zu laut waren, hieße das: Siedeln sich erneut Frösche an, könnten diese umgehend umquartiert werden.
Dann allerdings nicht mehr von der Beklagten. Diese hatte von dem Streit irgendwann so die Nase voll, dass sie ihr neues Haus kurzerhand verkaufte und im Februar das Kapitel „Ruhig wohnen in Mainsondheim“ für immer beendete. Mit dem Urteil wird im Mai gerechnet.