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IPHOFEN: Ausgewogen: Viehwaage außer Dienst

IPHOFEN

Ausgewogen: Viehwaage außer Dienst

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    Ordnung muss sein: Ein Blick ins Waagbuch der alten Iphöfer Viehwaage zeigt, wie penibel genau jeder Verkauf dokumentiert wurde. Jeder Waagvorgang erhielt eine laufende Nummer, notiert wurden nicht nur die Namen von Käufer und Verkäufer, sondern auch das zu wiegende Objekt und dessen Gewicht.
    Ordnung muss sein: Ein Blick ins Waagbuch der alten Iphöfer Viehwaage zeigt, wie penibel genau jeder Verkauf dokumentiert wurde. Jeder Waagvorgang erhielt eine laufende Nummer, notiert wurden nicht nur die Namen von Käufer und Verkäufer, sondern auch das zu wiegende Objekt und dessen Gewicht. Foto: Foto: Timo Lechner

    - in einer Art Abstellraum neben dem Rathaus, der später einfach um die Viehwaage herum gebaut wurde. Gebraucht wird sie heute nicht mehr.

    Und mit der kürzlich aufgelösten Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung der städtischen Waage, ist sie endgültig Geschichte. Dabei hatte sie einst eine wichtige Funktion. Über Jahrzehnte waren städtische Viehwaagen aus den Gemeinden nicht wegzudenken. In Zeiten, in denen noch einzelne Stück Vieh den Eigentümer wechselten und von Massenhaltung noch keine Rede war, wurden die Viehwaagen von bäuerlichen Betrieben genutzt, um Schweine und besonders Rinder vor dem Verkauf zu wiegen.

    Um die Richtigkeit des Waage-Vorganges zu bescheinigen und einem möglichen Unfrieden zwischen Käufer und Verkäufer vorzubeugen, musste beim Wiegen immer eine vereidigte Person dabei sein. Damit alles seine Ordnung hat und auch, weil sich nicht jeder eine teuere Waage leisten konnte oder Platz zum Aufstellen hatte, hielten die Gemeinden solche Waagen bereit. „Die Iphöfer Waage wurde 1934 vom Stadtrat in Auftrag gegeben und von der Firma Weidt in Kitzingen beschafft“, erzählt Maria Scheller, Mitarbeiterin des städtischen Archivs.

    Dort finden sich zwar nicht die Rechnung, aber alte Angebote der einstigen Kitzinger Maschinen- und Wagen-Fabrik. Eines ist datiert auf den 27. November 1934. Darin wird die spätere Iphöfer Waage mit 1500 Kilogramm Tragekapazität und einer Größe von 2,25 auf 1,20 Meter vorgestellt. Stabil war und ist sie: Die Brücke und der Vorbau wurden aus U-Eisenschienen, die Gitter aus starken Winkeleisen gefertigt, die Rahmen wurden verschweißt und die Türen mit sicheren Verschlüssen versehen.

    Mit im „alleräußersten Preis von 690 Reichsmark“ sind auch 1000 Wiegekarten inbegriffen sowie die Lieferung nach Iphofen und die Montage. Moritz Weidt, der das Angebot erstellte, versicherte den Iphöfern zusätzlich, dass er „nur erstklassige Ware liefere, die von keiner Konkurrenz übertroffen werden“ könne. Es folgte dann noch ein Stadtratsbeschluss, der ebenfalls im Iphöfer Archiv zu finden ist, die Waage zu bestellen.

    Bestens erhalten ist auch das Waagbuch, ein dicker Wälzer, in dem penibel genau jeder Verkauf dokumentiert wurde. Jeder Waagvorgang erhielt eine laufende Nummer, notiert wurden nicht nur die Namen von Käufer und Verkäufer, sondern auch das zu wiegende Objekt und natürlich dessen Gewicht. Wer heute einen Blick in dieses Buch wirft, der blickt auch gleichzeitig zurück in den Alltag und die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung der vergangenen acht Jahrzehnte.

    Sang- und klanglos wurde nun vor wenigen Monaten das Ende der Iphöfer Waage besiegelt. Im Amtsblatt „Iphöfer Nachrichten“ reichte ein kurzer Vermerk über den im Lauf der Jahre entstandenen Verlust des Nutzens und die Bekanntgabe der Satzungsauflösung – die Stahlkonstruktion hatte endgültig „ausgewogen“.

    Letztmals war sie im Jahr 1997 genutzt und in den Jahren zuvor auch nur noch selten gebraucht worden. Reif fürs Museum ist sie also, die Iphöfer Waage. Wenn sie nicht so schwer wäre und dadurch quasi unbeweglich, würde sie dort wahrscheinlich auch landen. Aber so hat sie ihre letzte Ruhestätte eben im Gebäude neben dem Rathaus gefunden – wo sie wohl noch viele Jahre bleiben wird.

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