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SEGNITZ: Ausgezeichnter Winzer: Krönung für die Kreglingers

SEGNITZ

Ausgezeichnter Winzer: Krönung für die Kreglingers

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    Sichtbares Zeichen einer besonderen Auszeichnung: Herbert Müller hält die Urkunde in Händen, für die alle Familienmitglieder ihren Beitrag geleistet haben: Martin Müller, Alexa Schulze, Linda Müller und Gertrud Kreglinger-Müller.
    Sichtbares Zeichen einer besonderen Auszeichnung: Herbert Müller hält die Urkunde in Händen, für die alle Familienmitglieder ihren Beitrag geleistet haben: Martin Müller, Alexa Schulze, Linda Müller und Gertrud Kreglinger-Müller. Foto: Foto: Ralf Dieter

    Den Bayerischen Staatsehrenpreis betrachten die Beiden als Krönung ihres 25-jährigen Strebens nach Qualität. Entsprechend zufrieden sitzen Herbert Müller und seine Frau Gertrud Kreglinger–Müller in der guten Probierstube und strahlen, während sie von ihrer Arbeit in Weinberg und Keller und von ihrer Philosophie erzählen. Am Ende jeden Jahres vergibt das Bayerische Staatsministerium einen Ehrenpreis in vier Kategorien an die besten Winzer im Freistaat. Eine große Konkurrenz gibt es traditionell bei den Betriebsgrößen von 5 bis 15 Hektar. 109 der 750 fränkischen Direktvermarkter sind genau in dieser Größenordnung angesiedelt. „Umso schöner, dass wir den Preis erhalten haben“, sagt Herbert Müller.

    Seit 1830 gibt es das Weingut Kreglinger in Segnitz. Sechs Generationen haben dort vor den heutigen Besitzern ihre Spuren hinterlassen. Besonders dankbar sind die beiden Rosa und Peter Kreglinger. „Meine Eltern haben den Grundstein für unseren modernen Betrieb gelegt“, sagt Gertrud Kreglinger-Müller. Dass ihr Vater im Mai dieses Jahres verstarb und die Auszeichnung nicht mehr miterleben konnte, bewegt die 56-Jährige sehr. „Er hat immer mal wieder gesagt, wie schön es doch wäre, wenn wir den Ehrenpreis gewännen.“

    Als „Familienweingut par excellence“ bewertet das Ministerium das Unternehmen. Sohn Martin und Tochter Linda sind mit ihren Partnern Alexa und Niyaz in die Arbeit eingebunden – als achte Generation. Etwa dreimal im Jahr – bei der Weinlese oder dem Ausschneiden im Frühjahr – setzen die Segnitzer Hilfskräfte ein. Ansonsten sind alle Arbeitsschritte in der Hand der Familie. „Als Winzer bist du der letzte Mohikaner“, sagt Herber Müller und lacht. In keinem anderen Beruf sei man für alle Arbeitsschritte selbst verantwortlich – von der Pflanzung der Rebstöcke über deren Pflege, dem Ausbau des Lesegutes im Keller bis hin zum Vertrieb, Verkauf und dem Marketing. „Wir fahren unsere Weine sogar selbst aus“, berichtet Gertrud Kreglinger-Müller. Bis zu zehn Mal im Jahr gibt es Lieferungen Richtung Norden, nach Kiel und Hamburg, nach Süden Richtung Landeshauptstadt München oder in den Ruhrpott. Mindestens ein Familienmitglied ist immer mit dabei. „Ehrensache“, sagt Herbert Müller. „Wir stehen ja schließlich auch für die Marke Kreglinger.“

    Der direkte Kontakt mit den Kunden zahlt sich aus, die Qualität der Produkte und der Service sprechen sich herum. Rund 80 Prozent ihrer Erzeugnisse gehen direkt an die Kunden, der Rest an die örtliche Gastronomie. „Seit Corona gibt es da natürlich Einbußen“, sagt Gertrud Kreglinger-Müller. Viele Restaurants musste monatelang schließen. Dem Verkauf ab Weingut hat die Pandemie hingegen keinen Abbruch getan. Auch die Wohnmobilisten, die in Segnitz und Marktbreit nahe Stellplätze finden, werden oft zu neuen und treuen Kunden. „Aber auch zu den neugierigsten“, sagt Herbert Müller.

    Sekt und Hochprozentiges

    Wenn es die Zeit erlaubt, nimmt er die Kunden auch mal mit in die Weinberge und zeigt ihnen vor Ort, welche Arbeit gerade ansteht. Lange Wege müssen sie dafür nicht zurücklegen. „Unsere zwölf Hektar sind alle innerhalb von zehn Minuten zu erreichen“, berichtet Gertrud Kreglinger-Müller. Ganz bewusst habe man auf den Ankauf von Flächen in anderen fränkischen Gebieten verzichtet. „Ich will ein Gefühl für meine Weinberge entwickeln“, erklärt ihr Mann. „Und im Notfall auch schnell vor Ort sein.“

    Dass der Segnitzer Pfaffensteig oder der Frickenhäuser Kapellenberg nicht das gleiche Renommee wie ein Escherndorfer Lump oder ein Iphöfer Julius-Echter-Berg genießen, ist den beiden klar. „Aber das sind beides 1A-Lagen“, versichert Herbert Müller. Südausrichtung, Muschelkalk, eine gewachsene Humusschicht. Dass die Hänge nicht so steil sind wie in Lagen an der Mainschleife oder am Schwanberg spiele wegen der Klimaveränderung keine Rolle. „Wir haben auch so genug Sonneneinstrahlung.“

    13 Rebsorten bauen die Kreglingers an, besonders stolz sind sie auf den Rieslaner. „Die einzige echte fränkische Rebsorte“, betont Herbert Müller. Dr. August Ziegler hat vor genau 100 Jahren in der Bayerischen Hauptstelle für Rebzüchtung in Würzburg den Rieslaner gezüchtet, eine Kreuzung aus Riesling und Silvaner. Gelebt hat Dr. Ziegler gegenüber von Segnitz, in Marktbreit. Dort ist Herbert Müller in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, hat in einem Büro gearbeitet und im Alter von 27 noch einmal eine Winzerlehre begonnen. „Mit der Hochzeitsurkunde habe ich meinen Lehrvertrag unterschrieben“, sagt er und zwinkert mit einem Auge. „Unterschreiben müssen.“ Bereut hat er beide Unterschriften nie. Die Arbeit in der Natur befriedigt ihn. Auf seinem Handy hat er Bilder von Insekten und Vögeln gespeichert, die es sich in seinen Weinbergen eingerichtet haben. Der zielorientierte und schonende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln tue dem Artenreichtum keinen Abbruch, versichert er. Die Begrünung der Zeilen verhindert eine Erosion. Alle Trauben werden von Hand gelesen und dann so schnell und schonend wie möglich in den Keller zum Ausbau transportiert.

    Dort stellen die Kreglingers – zur Abrundung des Angebotes, wie es Gertrud Kreglinger-Müller formuliert – auch noch eigenen Sekt her. Weißburgunder, Riesling und künftig auch Scheurebe werden als Grundlage verwendet. Die nötigen Gerätschaften hatte Vater Peter Kreglinger einst in Frankreich besorgt. Rund 2500 Flaschen im Jahr produziert der Familienbetrieb. „Das muss man mehr als Hobby sehen“, sagt Herbert Müller. „Auch wenn es ein ganz schön arbeitsaufwändiges Hobby ist.“ Genauso wie die eigene Brennerei, in der das eigene Obst zu Mirabellen und Zwetschgenschnaps oder anderen hochprozentigen Erzeugnissen verarbeitet wird. Vor der Zukunft ist den beiden angesichts der Gegenwart nicht bang. „Und der Staatsehrenpreis gibt uns noch mal zusätzlich Auftrieb“, sagt Gertrud Kreglinger-Müller.

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