Gut zwei Jahre nach dem Beschluss des Stadtrats, ein Wohnraumkonzept in Auftrag zu geben, ist das Gutachten vorgestellt worden. Neben einer Bestandsaufnahme liefert das Wohnraumkonzept 2030 eine Prognose für den Wohnraumbedarf bis zum Jahr 2030 und gibt Handlungsempfehlungen.
75 Seiten, plus einigen Anlagen stark, ist das Gutachten, das die Entscheidungsgrundlage für die Weichenstellung in der Stadtentwicklung für die nächsten 15 Jahre liefern soll. Projektleiterin Nathalie Weber und Michael Günter von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) Nürnberg, stellten die Ergebnisse im Stadtrat in einer Viertelstunde vor.
Interessant sind die Zahlen zum Bestand: Danach gibt es für die aktuell 20 400 Kitzinger Einwohner 10 400 Wohnungen in 4600 Wohngebäuden. Die Leerstandsquote liegt bei durchschnittlich 6,7 Prozent. In der Altstadt und der Siedlung bei über neun Prozent.
Eine Erkenntnis: Auch an Kitzingen wird der für Deutschland vorhergesagte Bevölkerungsrückgang nicht vorbei gehen. Eine positive gewerbliche Entwicklung in den neuen Gewerbegebieten Innopark und conneKt werde dies aber nicht auffangen können. Die Gutachter haben den Wohnungsbedarf an zwei Modellen gerechnet. Danach wird Kitzingen im angenommenen, aber (nicht unwahrscheinlichen) schlimmsten Fall, 2030 noch 19 500 Einwohner haben. Das bedeutet ein amtlich festgestelltes Minus von 4,4 Prozent. Das wirkt sich auf den Wohnungsmarkt aus. Bei gleichbleibender Bautätigkeit wie bisher würden die bereits vorhandenen Wohnungsleerstände zunehmen, von 562 Wohneinheiten ist im Gutachten die Rede. Sollte es Kitzingen schaffen, die Einwohnerzahl konstant zu halten, würde sich der Überhang von Wohnungen auf 234 verringern.
Es gibt in dem Gutachten auch Aussagen zu den Marshall Heights. Die rund 750 Wohnungen in der ehemaligen US-Siedlung waren der Auslöser für die Studie. Die Prognose: Sollten alle Wohnungen belegt werden, müsste die Kitzinger Bevölkerung bis 2030 um 9,3 Prozent steigen. Würde außerhalb der Anlage überhaupt nichts mehr gebaut, wäre ein Zuwachs von 5,7 Prozent nötig. Eine solche Entwicklung schließen die Gutachter aber „mit höchster Wahrscheinlichkeit“ aus. Dennoch sehen sie Chancen. Allerdings müssen die Planungen mit neuen Angeboten das vorhandene ergänzen. Unter anderem müsse der Geschosswohnungsbau dort konzentriert, das Gelände mit einer Bauleitplanung entwickelt und in Bauabschnitten umgesetzt werden.
Die Reaktionen waren unterschiedlich. Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) empfahl mit Blick auf die Marshall Heights „die Augen vor der Realität nicht zu verschließen“. Alle, die von einer Komplettnutzung träumten, werde „die demografische Entwicklung einholen“. Nur „Qualität vor Quantität“ könne hier das Motto sein, sagte CSU-Fraktionssprecher Andreas Moser. KIK-Chef Klaus Christof sprach von Fehlern in den Basisdaten und grundsätzlichen Mängeln: „Damit können wir nichts anfangen.“