Frage: Bruder Linus Eibicht, was reizt Sie an der neuen Tätigkeit?
Bruder Linus: Vor über 18 Jahren übernahm ich die Leitung unseres Gästehauses in Damme (Niedersachsen). Trotz starken Besucherrückgangs in religiös ausgerichteten Bildungshäusern konnten wir Mönche in Damme gegen diesen Trend mit unserem klösterlichen Tagungshaus sehr erfolgreich, oder besser gesagt, sehr segensreich wirken. In den letzten fünf Jahren stand die Sanierung des Gästehauses auf dem Programm. Nun reizt es mich, auf Wunsch unseres Abtes, mich in der neuen Aufgabe wieder zu bewähren. Sich mit über 50 Jahren auch einer neuen Herausforderung zu stellen, hält fit.
Worauf beruhte Ihr Erfolg in Damme?
Bruder Linus: Wir Mitbrüder in Damme konnten den Gästen Halt in der Orientierungslosigkeit vermitteln. Denn viele sind auf der Suche nach tragenden Lebenskonzepten. Sie fanden Geborgenheit, Annahme und eine geistliche Heimat in ihrer Heimatlosigkeit. Über die „Mundpropaganda“ hoben sie die gute Atmosphäre hervor. Auch im Vier-Türme-Verlag möchte ich weiterhin mit unseren Büchern Halt und Orientierung geben.
Was haben Sie sich als ehemaliger Manager des Gästehauses in Damme für den Vier-Türme-Verlag vorgenommen?
Bruder Linus: Ich will weiterhin Akzente aus der Tradition der Mönche und ihrer Lebensweise setzen.
Werden die Schwerpunkte weiterhin bei den Themen „Lebenshilfen, Religion und Spiritualität liegen“?
Bruder Linus: Der Verlag ist mit dem bisherigen Programm gut aufgestellt. Wir erreichen mit unseren Büchern das suchende Klientel innerhalb und außerhalb der Kirche. Dazu zähle ich Bücher wie „Die Kunst des Älterwerdens“, „Trau Deiner Kraft“, Bücher für Manager oder „Spirituelle Wege aus dem Burnout“. Die religiöse Suche führt nicht selten zum Gebet der Stille und zur Kontemplation.
Wie wird die Kontemplation angenommen?
Bruder Linus: Die Nachfrage nach dieser Gebetsform ist sehr hoch. Unsere Neuerscheinung „Das Gebet der Sammlung“ von Thomas Keating, einem der größten spirituellen Lehrer in den USA, ist eine weitere Antwort unseres Verlages auf diese Suche.
Welche Rolle spielen zukünftig die Bereiche wie „Liturgie“ oder „Musik“, beispielsweise Orgelkonzerte mit Dominikus Trautner?
Bruder Linus: Wir haben zum einen Fachkompetenz für die Liturgie. Wir planen, die sehr gefragten Choralgesänge der Mönche von Münsterschwarzach als CD in unser Programm aufzunehmen. Dazu zähle ich sowohl unser Chorgebet, das wir neu gestaltet haben, wie auch einen lateinischen Mess-Choral.
Ich werde auch weiterhin Orgelmusik-CDs vom bekannten und beliebten Abtei-Organisten Dominikus Trautner, mit dem ich Theologie und Philosophie studiert habe sowie im Noviziat zusammen war, im Vier-Türme-Verlag veröffentlichen.
Wie sehen Sie die Nachfrage für Hörbücher, E-Books und digitale Produkte?
Bruder Linus: Käufer des Anselm Grün Kalenders für 2011 „Momente des Glücks“ erhalten auch das Recht, diesen auf ihren PC-Kalender herunterzuladen. Wer den Kalender nicht kaufen will, kann den Registrierschlüssel käuflich bei uns erwerben. Ebenso besteht die Möglichkeit, Auszüge aus dem Gebetbuch von Anselm Grün auf z.B. das I-Phone zu laden und mobil zu lesen. E-Books werden demnächst folgen.
Halten Sie die Sparte „Kalender“ für ausbaufähig?
Bruder Linus: Für unseren Spirit-Kalender „Welten, Kulturen, Religionen“ werde ich neue Vertriebsmöglichkeiten prüfen. Aufgrund von Vorgesprächen könnte eine englische Version dieses Kalenders in Japan möglich werden. Etwa 20 kirchliche Schulen in ganz Deutschland beliefern wir mit unserem „christlichen Schulplaner-Kalender“, der für die Schule neben religiösen Daten wichtige Infos, Termine und Berichte für das jeweilige Schuljahr enthält. Hier hoffe ich, noch weitere Schulen hinzuzugewinnen.
Was planen Sie bei den Geschenkbüchern?
Bruder Linus: Den Schwerpunkt dieser sehr erfolgreichen Reihe sehe ich weiterhin bei Anselm Grün. Erstmalig wird im nächsten Jahr auch Pfarrer Paul Weismantel mit zwei Geschenkbüchern vertreten sein.
Anselm Grün und Friedrich Assländer geben im neu erschienenen Buch „Sinnvoll leben und arbeiten“ Impulse für eine Sinnfindung in der Arbeit jenseits von Erfolg und Karriere. Welche Bedeutung hat für Sie der Beruf?
Bruder Linus: Der Beruf ist für mich die Erdung meines geistig spirituellen Lebens im Rahmen der klösterlichen Tradition. Denn das Arbeiten ist die Kehrseite des Betens – beide gehören zusammen.
Sie nannten bereits den von Anselm Grün für 2011 verfassten Kalender „Momente der Glücks – Weisheiten für jeden Tag“. Was ist für Sie ein solcher Moment des Glücks?
Bruder Linus: Wenn ich jeden Morgen um 5 Uhr im „Morgengebet“ mit meinen Mitbrüdern „Herr öffne meine Lippen“ singen darf.
Was haben Sie aus dem Frankenland vermisst, als Sie 18 Jahre in Damme tätig waren?
Bruder Linus: Der norddeutsche Speiseplan sah leider keine fränkischen Klöße und keine Leberknödelsuppe vor.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Bruder Linus: Ich lebe hier und jetzt, ohne mich um die Zukunft zu sorgen.