Weltstars auf dem Lande? Oder zumindest deutsche Top-Stars auf der Festzeltbühne im Dorf? So etwas war vor rund 20 Jahren noch undenkbar. Doch wenn am 31. August die 80er-Jahre-Band „Asia“ und „Sweet“, eine der international angesagtesten Bands der 70er-Jahre, zusammen mit Donny Vox und Band im Vorprogramm in Rödelsee auftreten, dann sind diese Bands in bester Tradition.
Denn im 50. Jubiläumsjahr der Burschenschaft Rödelsee hat auch die „Classic Rock Night“ einen runden, nämlich den 20. Geburtstag. Dass das einzige Doppelkonzert in Deutschland, das diese beiden Gruppen geben, ein Knüller wird, davon ist Burschenschafts-Vorsitzender Steffen Bommersheim ebenso überzeugt, wie Mike Klein, geborener Rödelseer und Inhaber einer Konzertagentur. Begeistert ist auch Karlheinz Häckner, der Anfang der 90er-Jahre die Rocknächte mit der Burschenschaft im Schatten des Schwanbergs ins Leben rief.
„Wir hatten Blut geleckt und wollten einen echten Knaller draufsetzen. Dann kam das Angebot mit der Spider Murphy Gang.“
Karlheinz Häckner erinnert sich an die ersten Rocknächte in Rödelsee
„Bisher hatte unsere Kirchweihfeier immer in der Kelterhalle des Gasthofs Stier, heute „Löwenhof“, stattgefunden. Doch die Halle musste immer wieder aufwändig aus- und eingeräumt werden, die Veranstaltungen liefen sich tot“, erinnert sich der gebürtige Heidenfelder Häckner, der seine „gesamte Jugend im Tanzcenter zuhause verbracht hat“. Von da kommt auch seine Affinität zu Live-Musik und Rock insbesondere, die er mit zahlreichen Jung-Burschen teilte. Plötzlich lag die Idee auf dem Tisch, ein großes Festzelt zu holen – im Schlosshof sollte die „neue Kirchweih“ entstehen.
Die Kitzinger Oldie-Band „Shakers Five“ erlebte damals ihren zweiten Frühling und wurde gebucht. Ergebnis: Das Zelt war mit rund 2000 Mann rappelvoll, der Plan aufgegangen und die Burschen mussten ihr Zelt im nächsten Jahr an einem größeren Ort hinter der Feuerwehr aufbauen. Gerne hätte man den Abend mit den „Shakers“ wiederholt. Doch die lösten sich auf.
„Wir hatten aber Blut geleckt und wollten einen echten Knaller draufsetzen. Dann kam das Angebot mit der Spider Murphy Gang“, so Häckner weiter. Glücklicherweise konnten die Alteingesessenen der Burschenschaft überzeugt werden, das Wagnis auf sich zu nehmen: Denn die Veranstalter mussten jetzt nicht nur in beträchtliche finanzielle Vorleistung für die bayerischen 80er-Rocker gehen, sondern auch höhere Eintrittspreise verlangen. 24 Mark kostete damals eine Karte, bisher waren für einen „gewöhnlichen“ Beatabend fünf bis acht Mark üblich.
Doch der Wagemut wurde belohnt: Wieder volles Zelt, die „Classic Rock Nacht“ war endgültig geboren – und viele kamen: 1994 Wolfgang Ambros, dann Smokie, Uriah Heep, Manfred Mann, Alan Parsons, Roger Chapman und im Jahr 2000 schließlich Saga. Dann wechselte die Vorstandsriege der Burschenschaft und es war vorerst Schluss mit Classic Rock. 2003 kamen dann noch einmal Spider Murphy, doch erst heuer spielen wieder internationale Top-Stars in Rödelsee.
„Dafür gleich zwei große Namen, und das auch noch mit einer exklusiven Show“, freut sich Mike Klein, der mittlerweile über 25 Jahre im Veranstaltungsgeschäft ist und die Classic-Rock-Nächte von Anfang an begleitet hat. Gerne erinnern sich Häckner und Klein an die Erlebnisse mit den Stars: Wolfgang Ambros, bekannt für seine Launen, wäre fast nicht aufgetreten, weil 15 Minuten vor dem Konzert ein Kurzschluss auf der Bühne war, den seine Techniker auf die Rödelseer geschoben hatten. Doch der hauseigene Elektriker konnte nachweisen, dass der Fehler an einem defekten Verstärker der Gruppe lag. Unvergessliche Erlebnisse gab es einige, etwa als im Jahr darauf „Smokie“ schon gebucht waren und kurz vor dem Auftritt wieder einen Hit mit „Who the fuck is Alice“ hatten und das Zelt überkochte. Uriah Heep hatten 1996 vertraglich festgelegt, dass eine britische Tageszeitung in der Umkleide liegen muss. Und Alan Parsons, britischer Musiker, nahm es mit Humor, als er sich 1998 in einem Festzelt auf dem Land wiederfand, obwohl er davon ausgegangen war, Teil eines größeren Festivals zu sein: „Ich spiele halt da, wo mein Manager mich hinschickt“, war sein Kommentar.
„Ich spiele halt da, wo mein Manager mich hinschickt.“
Alan Parsons, spielte 1998 in Rödelsee
In der Tat hätten viele Künstler gezögert, auf dem Dorf und dann sogar noch in einem Zelt zu spielen. So manche Namen, die auf der Wunschliste der Rödelseer standen, fanden daher vielleicht nicht den Weg nach Unterfranken: „Deep Purple oder Status Quo, das wäre es gewesen“, sind sich die „Rocknacht-Oldies“ einig. Doch man sei froh, viele Jahre lang bekannte Formationen hier gehabt zu haben und Häckner ist heute noch stolz auf sein Burschenschafts-Team, das damals an einem Strang gezogen habe.
Und heute? Die aktuelle Gruppe will mit der DJ-Veranstaltung „Tentation“ ihre eigene Duftmarke an der Kirchweih setzen. Steffen Bommersheim hatte dennoch keine Mühe, seine Mannschaft von der Wiederauflage der „Classic-Rock-Nacht“ zu überzeugen. „Wir hören auch solche Musik gerne und wollen zudem der älteren Generation ebenfalls etwas bieten“, ist der Burschen-Boss überzeugt. Die Leidenschaft für Rockmusik ist in Rödelsee ungebrochen.
Karten gibt es bei allen Filialen von Getränke Wagner und der Metzgerei Höhn sowie im Marktladen in Rödelsee sowie unter Tel. (09 31) 6001 6000 sowie an der Abendkasse.