Selten hat ein Preisträger so kräftigen und lang anhaltenden Applaus bekommen wie Dagmar Voßkühler. Die 68-Jährige ist die Trägerin des 15. Dr.-Erwin-Rumpel-Preises der CSU-Stadtratsfraktion, der am Mittwoch in der Rathaushalle in Kitzingen verliehen wurde. Rund 100 Ehrengäste aus Politik, Verwaltung, Kirche, Wirtschaft und zahlreiche ehemalige Preisträger wohnten der Verleihung bei, die von dem Geigenvirtuosen Florian Meierott feierlich umrahmt wurde.
„Sie ist eine Frau mit großem Herzen und Tatkraft, eine Frau die sich nicht in den Vordergrund drängt, die ihr Engagement für die Sache Bedürftiger mit Nachhaltigkeit betreibt“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Thomas Rank am Ende seiner Begrüßungsrede. Als langjährige Lehrerin an der Sankt Hedwig Schule sei sie gleichermaßen respektvoll und liebevoll „Vossi“ genannt worden – und er werde sie heute ebenso nennen.
Uneigennützig
Die Laudatio hielt Fraktionsvorsitzender Andreas Moser. Voßkühler erhalte den Preis für ihr langjähriges Wirken in vielen sozialen Bereichen in Kitzingen, insbesondere für die außerordentliche sprachliche Förderung von Kindern im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung an der Sankt Hedwig Schule, sowie die Übernahme der Verantwortung im Förderverein ehemalige Synagoge, sagte Moser. „Es hätte sie schon früher treffen müssen, vielleicht sogar schon längst,“ so der Laudator.
Gott sei Dank gebe es in Kitzingen viele Menschen, die sich wie Voßkühler uneigennützig und ehrenamtlich um andere Menschen kümmern. Dies sei für das gesellschaftliche Zusammenleben unabdingbar, zeigte sich Moser überzeugt. Er verglich das Leben und Wirken Voßkühlers mit einem Baum, auf dem viele wertvolle Früchte gedeihen. Voßkühler engagiere sich für die Posaunenchöre der Paul-Eber Kantorei und der Siedlung, im Arbeitskreis Asyl der Caritas, im Inner-Wheel Club Steigerwald der Rotarier, für Kinder in der Rappelkiste, die ohne Beziehung zu ihren Eltern aufwachsen, in der Hausaufgabenbetreuung und im Förderverein Alte Synagoge, zählte Moser auf, ohne dafür Vollständigkeit in Anspruch nehmen zu wollen.
Voßkühler, die bis zu ihrer Pensionierung jahrzehntelang an der Hedwigschule unterrichtet hat, habe sich in den 90er Jahren um Kinder gekümmert, die in Folge des Balkankrieges zwangsweise nach Kitzingen kamen und sich, da sie kein Deutsch sprachen, schwer taten, erinnerte der Laudator. Dafür habe sie unter anderem im Jahr 2000 den Kuno-Meuschel-Preis der Freien Wähler bekommen.
Unterstützt werde Voßkühler bei ihrer schweren geistigen Arbeit, beispielsweise im AK Asyl, stets durch ihren Ehemann, den bekannten ehemaligen Hautarzt Jost Voßkühler, sagte Moser. Zudem kümmern sich die Eheleute seit Jahren um 15 Patenkinder, ohne mit ihrem selbstlosen Wirken zu kokettieren. Moser strich besonders den Einsatz Voßkühlers für die Alte Synagoge und die dort stattfindenden Lesungen, Musikveranstaltungen und Führungen heraus, aber auch die Pflege des jüdischen Friedhofes in Rödelsee.
Das Engagement und das Interesse für bestimmte Themen der gebürtigen Coburgerin hätten familiäre Wurzeln. Durch ihre Erziehung geprägt lebe sie nach dem Grundsatz „Steh nicht rum, sondern tue etwas für andere“, sagte Moser. „Fleiß, Ausdauer, ein einmaliges soziales Verhalten, mit Gespür für das Befinden anderer Menschen, musische Fähigkeiten, Begeisterung für Kultur und Geschichte haben in Kitzingen einen einmaligen Baum heranwachsen lassen, den niemand übersehen kann und an dem sich viele erfreuen“, kam Moser auf sein Anfangsbild zurück.
Eine Gedenkminute
Die Preisträgerin rief zunächst zu einer Gedenkminute für Dr. Erwin Rumpel auf. Sie sei von dem damals noch jungen Bürgermeister beeindruckt gewesen, wie er bei der Arbeit für die Synagoge vorangegangen sei. Er sei, noch vor der Eröffnung der Synagoge, nach Israel gereist, um ehemalige Kitzinger Juden zu treffen und sie einzuladen, sagte Voßkühler und dankte allen, die sie bei ihrer vielfältigen Arbeit seit vielen Jahren unterstützen. „Es ist für mich eine Ehre, diesen Preis bekommen zu haben“, schloss Dagmar Voßkühler.