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KITZINGEN: Das Konzept muss gelebt werden

KITZINGEN

Das Konzept muss gelebt werden

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    „Es ist viel in Bewegung gekommen“: Stadtplaner Torsten Fischer über das kommunale Einzelhandelskonzept.
    „Es ist viel in Bewegung gekommen“: Stadtplaner Torsten Fischer über das kommunale Einzelhandelskonzept. Foto: Foto: Diana Fuchs

    Der Fokus liegt auf der Innenstadt: Mitte 2012 hat der Kitzinger Stadtrat das kommunale Einzelhandelskonzept verabschiedet, dessen vorrangiges Ziel die Stärkung der Innenstadt ist. Was hat sich seit Verabschiedung des Konzeptes getan? Ein Gespräch mit Stadtplaner Torsten Fischer.

    „In Bewegung bleiben und seinen Platz finden“ steht auf der Broschüre zum kommunalen Einzelhandelskonzept, die seit kurzem vorliegt. Wozu braucht Kitzingen ein solches Konzept?

    Torsten Fischer: Das kommunale Einzelhandelskonzept regelt den Umgang mit der Ausweisung von Einzelhandelsnutzungen im Stadtgebiet. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Stadtentwicklung aktiv zu steuern. Das Konzept zeigt sehr gut auf, wie die Stadt im Hinblick auf den Einzelhandel und die Nahversorgung aufgestellt ist. Seine Kernaussage ist, dass künftig Einzelhandelseinrichtungen mit sogenanntem zentrenrelevantem Sortiment nur noch in der Innenstadt ausgewiesen werden sollen.

    „Die Stadt kann nur den Rahmen stecken und vermitteln“

    Torsten Fischer

    Damit soll der Fokus mehr auf die Innenstadt gelenkt und nicht zusätzliche Standorte auf der „Grünen Wiese“ etabliert werden. Ansonsten geht es darum, bestehende Standorte weiterzuentwickeln und keine neuen aufzumachen. Das Konzept ist eine der wesentlichsten Arbeitsgrundlagen und für das tägliche Handeln unentbehrlich. Außerdem stellt es für jeden Investor oder Bauwilligen eine wichtige Orientierungshilfe dar.

    Das Konzept wurde im Sommer 2012 vom Stadtrat verabschiedet. Was hat sich seitdem getan?

    Es ist unheimlich viel geschehen, was mit der Erstellung des Konzeptes unmittelbar zusammenhängt und parallel dazu entwickelt wurde. So konnten die Rahmenbedingungen für den E-Center-Umbau in kurzer Zeit geschaffen werden. Dabei hat sich Edeka weitgehend auf sein Kernsortiment beschränkt und damit Platz geschaffen für einen Elektrofachmarkt, der in Kitzingen dringend benötigt wurde. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit Edeka, der Regierung von Unterfranken und dem Handelsverband Bayern entwickelt. So konnte sich ein ortsansässiger Elektrofachmarkt vergrößern. Dies ist ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung des Mittelzentrums Kitzingens. Auch konnte das Dänische Bettenlager in das ehemalige ARO-Gebäude verlagert werden

    Hat sich auch organisatorisch etwas verändert?

    Über das Sonderprogramm Konversion/Bundeswehrreform konnte ein Konversionsmanager beschäftigt werden. Er ist der Lokalen Arbeitsgruppe Z.I.E.L zugeordnet, setzt sich mit der Entwicklung der Innenstadt auseinander und steht als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung. Das war auch eine der wesentlichen Forderungen aus dem Konzept. Damit ist die Fortsetzung der Konzeptgedanken gewährleistet. Erste Schritte waren die Optimierung des Wochenmarktes, das Leerstandsmanagement und die Wiederbelebung des ehemaligen Roxy Kinos. Viel wichtiger als all diese Aktivitäten ist aber die Bereitschaft jedes Einzelnen, das Konzept zu leben. Die Stadt kann hier nur den Rahmen stecken und vermitteln. Letztendlich liegt es vor allem in den Händen jedes Ladeninhabers oder Immobilieneigentümers, einen Entwicklungsprozess in Gang zu setzen.

    In der Kitzinger Innenstadt gibt es 131 Einzelhandelsbetriebe – verglichen mit anderen Städten dieser Größe sind das viele. Trotzdem fehlt es nach Ansicht vieler Bürger an Attraktivität. Haben wir die falschen Geschäfte?

    Grundsätzlich unterscheidet sich Kitzingen von anderen vor allem größeren Städten auch dadurch, dass es stark durch inhabergeführte kleinere Geschäfte und weniger durch Großfilialisten geprägt ist. Dadurch kann sich die Innenstadt in Verbindung mit der historischen Bausubstanz durchaus positiv gegenüber den, in Bezug auf die Einzelhandelsstruktur, mittlerweile sehr einheitlichen Innenstädten abheben. Das kann für die Innenstadt ein wesentlicher, positiver Imagefaktor sein. Denn gerade mit diesen inhabergeführten Läden verbinden Kunden oftmals gerade im Bereich der Kundenberatung und im Service mehr Kompetenz.

    Bei der Nahversorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs scheint Kitzingen gut aufgestellt. Die Kaufkraft bleibt in der Stadt, es werden sogar Kunden aus dem Umland gezogen. Profitieren davon aber nicht nur die großen Märkte?

    Es ist kein Geheimnis, dass sich das Thema Nahversorgung in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt hat. Die zunehmende Autoaffinität hat zur Folge, dass sich Standorte auf der „Grünen Wiese“ etablieren konnten. Unterm Strich ist Kitzingen im Bereich Nahversorgung gut aufgestellt. Wir haben mit Ausnahme der Stadtteile kaum Bereiche, die nicht in unmittelbarer Nähe zu einem Nahversorger liegen. Das Konzept zeigt, wo Defizite bestehen und steckt damit den Rahmen für weitere Entwicklungen klar ab.

    Nach der Schließung des Kupsch-Marktes bestehe Handlungsbedarf bei der Nahversorgung der Innenstadt, heißt es im Konzept. Was wurde getan, um das Problem zu lösen?

    Selbstverständlich haben wir in der letzten Zeit Kontakte zwischen potenziellen Betreibern und Immobilieninhabern hergestellt. Leider kam es noch nicht zu einer Einigung. Nach wie vor unterstützen wir aber diese laufenden Abstimmungen fachlich. Letztendlich hat aber jeder Ladeninhaber oder potenzielle Betreiber die Möglichkeit, sich diesem Projekt anzunehmen und hier einen Entwicklungsprozess anzustoßen.

    Im Konzept wird das ehemalige Weidt-Gelände in der Nähe des Alten Friedhofs als Standort für Marken-Filialisten angesprochen.

    Ein Problem in historischen Innenstädten ist häufig, dass die Flächen für attraktiven Einzelhandel wegen der historischen Parzellenstruktur zu klein sind. Daher wurde im Gutachten auch untersucht, ob es in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt Bereiche gibt, die es ermöglichen, Einzelhandel in etwas größeren Dimensionen zu entwickeln, ohne die Innenstadt dadurch negativ zu beeinträchtigen. Oder diese so zu platzieren, dass die Innenstadt davon sogar profitieren kann. Das Weidt-Gelände wurde hier unter gewissen Voraussetzungen als Möglichkeit erachtet.

    Auch „Bürgerbräu vorantreiben“ ist ein Ziel. Worin liegen die Chancen des Geländes und wie laufen die Gespräche?

    Das Bürgerbräuareal stellt ein großes Entwicklungspotenzial dar. Das Gelände steht großteils seit vielen Jahren leer. Wir haben versucht, es bei verschiedenen Gelegenheiten für Besucher zu öffnen – beim Tag des offenen Denkmals oder beim Weihnachtsmarkt – um es den Bürgern vor Augen zu führen und aus diesem Gelände wieder einen Ort zu kreieren. Zudem haben sich Studenten der TU München mit einer möglichen Entwicklung des Geländes auseinandergesetzt. Das Projekt hat auch dafür gesorgt, dass das Gelände ins Bewusstsein von potenziellen Investoren rückt. Wenn man die Innenstadt beleben will, ist es auch notwendig, attraktiven Wohnraum zu schaffen und so potenzielle Kunden in die Innenstadt zu bringen, die unmittelbar von der Infrastruktur und den kurzen Wegen profitieren. Das Bürgerbräuareal könnte ein wesentlicher Meilenstein sein, um auch attraktiven Wohnraum anzubieten. Der Eigentümer ist nach wie vor an einer Entwicklung interessiert, die Stadt begleitet diesen Prozess.

    Die Stadt möchte auch „die Schlüsselimmobilie Storg weiterentwickeln“. Worum geht es dabei?

    Das Kaufhaus Storg ist eine Privatimmobilie, die für die Innenstadt von immenser Bedeutung ist. Aufgrund seiner Größe und seines vielschichtigen Sortiments ist es eines der wesentlichsten Ladengeschäfte im Innenstadtgebiet und damit ein wesentlicher Frequenzbringer. Daher ist es selbstverständlich, dass in diesem Konzept auch diese Immobilie hervorgehoben wird.

    Etwa sechs Magnetbetriebe werden als „wesentliche Frequenzbringer“ in der Innenstadt bezeichnet. Was macht einen solchen Magnetbetrieb aus?

    Magnetbetriebe sind aufgrund ihrer Größe und Sortimentsbreite wesentliche Frequenzbringer für das Innenstadtzentrum. Ihnen kommt im Einzelnen, aber auch im Verbund, eine wesentliche städtebauliche Bedeutung zu. Die räumliche Verteilung im Innenstadtgebiet steuert die Laufwege der Kunden in der Innenstadt, davon können kleinere Ladeneinheiten profitieren. Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn ein Magnetbetrieb entfällt, hat dies Auswirkungen auf die gesamte Innenstadt, da sich die Laufwege der Kunden verändern.

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