So, Herr Pfarrer, erst noch den Gürtel, das sogenannte Zingulum auf das Untergewand und dann die Kasel darüber, das liturgische Hauptgewand eines Priesters, nochmal kurz zurecht gezogen, den Kragen schön gelegt, die letzten Falten herausgestrichen und der Gottesdienst mit einem korrekt gekleideten Priester kann beginnen.
Wenn man den 83-jährigen Norbert Hüttner in der Sakristei so zusieht bei einer seiner Aufgaben als Mesner in Stadelschwarzach, merkt man sofort: Da ist große Erfahrung vorhanden. Zusammen mit seiner 74-jährigen Ehefrau Christa sind beide seit vierzig Jahren die "rechte Hand" der Priester in Stadelschwarzach. Wie viele Pfarrer, Priester, Diakone die Hüttners in den vergangenen vier Jahrzehnten schon beim Anziehen behilflich waren, können sie weiß Gott nicht abschätzen. Gerade in den Zeiten von Pfarreiengemeinschaft und pastoralen Räumen kamen und kommen neben den Ortspfarrern auch immer wieder verschiedenen Ruhestandspfarrer, Aushilfen, Diakone und Urlaubsvertretungen, die, wie Norbert Hüttner sagt, alle immer ein etwas anderes System beim Anziehen haben. Kein Problem für die Hüttners: "Wer kommt, wird angezogen".
1981 stellte sich die Frage, wie es weitergeht in der Sakristei
Bis 1981 waren in Stadelschwarzach die damaligen Ortsschwestern für den Mesnerdienst verantwortlich. Als diese jedoch relativ kurzfristig in ihr Mutterhaus abgezogen wurden, war die Frage, wie es weitergeht in der Sakristei St. Bartholomäus. Dem Aufruf des damaligen Ortspfarrers, Hermann Droll, Freiwillige sollen sich für die Nachfolge melden, war niemand gefolgt. Kurzerhand ging Pfarrer Droll auf die engagierte Familie Hüttner zu, wohl schon in weiser Voraussicht, dass sie nicht Nein sagen, und so war es auch. Gerade die ersten 15 Jahre, als Norbert Hüttner noch als Schrift- und Fotosetzer bei der Kitzinger Zeitung arbeitete, war es seine Ehefrau Christa, die den Haupt-Kirchendienst übernahm und das zu Zeiten, wo noch fast jeden Tag Gottesdienst war in Stadelschwarzach. "Teilweise war ich mit meinen drei Kindern in Gotteshaus, um vorzubereiten, zu schmücken und den Pfarrer zu unterstützen", so die engagierte Mesnerin.
Fragt man die Hüttners nach den Aufgaben im Mesnerdienst, kommt von Norbert ein trockenes "alles, was ein Mesner halt so machen muss" und das ist einiges. Angefangen vom Gotteshaus aufschließen, die Glocken einschalten, den Altar herrichten, die Kerzen anzünden, bis hin zu Messbücher bereitlegen, Ministranten- und Mess-Gewänder zurechtlegen und natürlich dem Priester beim Ankleiden helfen. Aber nicht nur, dass Norbert Hüttner vor und nach dem Gottesdienst aktiv werden musste, nein, auch während der Messfeier hat er mehrere Aufgaben. Als Lektor betete er jahrelang Fürbitten und Lesung vor und war Kommunionhelfer. Neben seiner Aufgabe als Vorbeter bei Prozessionen sorgt er hier auch dafür, dass alle wichtigen Utensilien, wie Fahne, Kreuz, Lautsprecher, Mikrophon, Weihrauchfass, Weihwasser immer dabei waren.
Hüttner ist immer der erste und der letzte Gast in der Kirche
Norbert Hüttner ist wahrscheinlich der Stadelschwarzacher mit den meisten Besuchsstunden in der Ortskirche, denn immer, wenn Kirche ist, ist Norbert Hüttner anwesend, und zwar als erster und als letzter Gast sozusagen. Seine Frau Christa Hüttner kümmerte sich Jahrzehnte um den Blumenschmuck und noch heute um die Kirchenwäsche, wirkt bei den Pfarrbriefplanungen mit, nimmt Gottesdienste an, kleidet Ministranten und Sternsinger ein und ist dafür verantwortlich, dass das Gotteshaus glänzt, zusammen mit Helene Haubenreich sind sie die "Putzfrauen im Auftrag des Herrn".
Am Gottesdienst zum Christkönigssonntag wurde dem Mesner-Ehepaar vnun on Herzen gedankt für vierzig Jahre ehrenamtlichen Dienst in der Pfarrkirche Stadelschwarzach. Neben dem Grußwort des Zelebranten Prior Pascal Herold OSB von der Abtei Münsterschwarzach, überbrachte Kirchenpfleger Gerhard Berthel neben einer Dankeslaudatio auch eine Ehren-Urkunde des Würzburger Bischofs Franz Jung.