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Mainstockheim: Das total verrückte Rennen der Schrottkisten

Mainstockheim

Das total verrückte Rennen der Schrottkisten

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    Antje und Ralph Bögerlein aus Marktsteft nehmen am "Carbage Run 2019" teil - einer Spaß-Rallye durch drei Länder.
    Antje und Ralph Bögerlein aus Marktsteft nehmen am "Carbage Run 2019" teil - einer Spaß-Rallye durch drei Länder. Foto: Bögerlein

    Selbstverständlich braucht auch eine Spaß-Rallye ein paar Regeln. Das teilnehmende Auto muss möglichst alt sein, auf alle Fälle vor dem Jahr 2000 gebaut. Das Fahrzeug muss noch TÜV haben und sollte möglichst auffällig gestaltet und bis zur Unkenntlichkeit beklebt sein. Vor allem aber darf es nicht teurer als 500 Euro sein. Fertig ist der Fahrspaß beim "Carbage run". Eine Art Rennen liebenswerter Schrottkisten, wie es der Name schon sagt: Eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen Car für Auto und Garbage für Müll oder Schrott. Und weil es ums Auffallen geht, wird am Ende neben den Siegern auch noch das am schönsten verzierte Auto gekürt.

    In den Niederlanden erfunden

    Der  Carbage run ist eine Erfindung aus den Niederlanden, wo das erste Rennen 2009 stattfand. Seither wurden 30 organisiert, die durch 30 Länder führten. Wobei jeweils zwischen einer Sommer- und einer Winterausgabe gewählt werden kann. Inzwischen hat der Trend auch Deutschland erreicht: Die erste deutsche Carbage-run-Ausgabe fand 2017 statt. Die nächste startet am kommenden Sonntag und führt diesmal durch Skandinavien. Nach dem Start in Kopenhagen geht es fünf Tage lang durch Schweden und Norwegen.

    Wie beliebt das Rennen mit seinen 250 Startplätzen ist, zeigt die Tatsache, dass die Sommeredition 2019 schon vergangenes Jahr ausverkauft war. Damals hatten Antje und Ralph Bögelein die Veranstaltung schon auf dem Plan: Durch Bekannte und das Internet hatten sie von dem Schrottkisten-Rennen erfahren – und sich umgehend angemeldet. Das Ehepaar aus Marktsteft hat ein großes gemeinsames Hobby: Oldtimer. Es hat mehrere Fahrzeuge und fährt für sein Leben gerne in der Gegend herum. Gerne zu Oldtimer-Treffen, aber auch einfach mal so. Bis auf ein Land haben die Bögeleins Europa inzwischen abgeklappert, nach Möglichkeit abseits der großen Ströme.

    Durch Skandinavien ging es vor ein paar Jahren schon einmal. Die Erinnerungen daran waren so gut, dass sich die Marktstefter bei dem Spaßrennen ganz oben im Norden zusammen mit einem befreundeten Paar aus Kiel geradezu anmelden mussten. Alles war perfekt vorbereitet: Nach der Anmeldung kaufte Ralph Bögelein, der sich mit Autos auskennt und gerne an ihnen herumbastelt, Anfang des Jahres einen alten Opel Vectra Diesel für 350 Euro.

    Geist aufgegeben

    Vergangenen Freitag, genau eine Woche vor der Abfahrt über Kiel nach Stockholm, passierte es dann: Das Auto, das zuvor noch seit Januar mit seinen neuen Besitzern gut 2500 Kilometer anstandslos gefahren war, blieb zwischen Marktbreit und Marktsteft einfach stehen. Kaputte Einspritzpumpe. Die Reparatur  wäre teurer als der Anschaffungspreis gewesen und kam deshalb erst gar nicht in Frage. Am Wochenende suchte der 49-Jährige nach einem neuen Unter-500-Euro-Opel. Allein: Es fand sich auf die Schnelle nichts Passendes.

    Zum Glück haben die Bögeleins aber selber einen kleinen Oldtimer-Fuhrpark, darunter einen Opel Corsa, den sie im Winter benutzen und den Rest des Jahres stillgelegt haben. Genau mit dem – nach einer Hau-Ruck-Anmeldeaktion am Wochenanfang – geht es jetzt auf die Reise. Das Dachzelt musste nun noch an das kleinere Auto angepasst werden. Schließlich kam noch der Schriftzug "Stefter Meefranggn" auf den Wagen. Somit kann es an diesem Freitag losgehen – wenn auch mit Winterreifen.

    Bei Fremden in der Wanne

    Die Bögeleins nehmen die Aufregung im Vorfeld gelassen: Was mit dem ersten Auto passiert ist, wird ja wohl während der Reise nicht noch einmal vorkommen, hoffen sie. Ein Problem gibt es allerdings: In den Regularien steht, dass sechs Wochen vor dem Start an den Autos nichts mehr gemacht werden darf. Wenn es bei der Kontrolle vor dem Start am Sonntag in Kopenhagen also blöd läuft, könnte das Paar im letzten Moment aus der Wertung genommen werden und müsste dann außer Konkurrenz mitfahren.

    Aber so schlimm wird es wohl nicht kommen – es soll ja letztlich um Spaß gehen bei der abgefahrenen Sache. Wobei besonders verrückt die verschiedenen Aufgaben während der Tagesetappen zu sein scheinen. So mussten Teilnehmer in den vergangenen Jahren bei fremden Leuten baden. Es wurden auch schon mal Menschen mit möglichst langen Achselhaaren gesucht. Und einmal galt es nach einem Kran Ausschau zu halten, um das Auto für ein schickes Beweisfoto hochzuheben. 

    Dabei stellen schon die 1000 Kilometer Anreise ein kleines Abenteuer dar. Mit dem Winterauto durch den Hochsommer – das kann was werden. "Ein bisschen Risiko ist immer dabei", bleiben die Marktstefter allerdings gelassen. Zurück kommt man schließlich immer – und wenn es am Ende mit dem ADAC ist.  

    Mehr Infos über das verrückte Autorennen: www.carbagerun.de

    Das "Team Stefter Meefranggn" geht am Sonntag mit seinem alten Opel in Kopenhagen an den Start. Danach ist fünf Tage Fahrspaß durch Schweden und Norwegen angesagt.
    Das "Team Stefter Meefranggn" geht am Sonntag mit seinem alten Opel in Kopenhagen an den Start. Danach ist fünf Tage Fahrspaß durch Schweden und Norwegen angesagt. Foto: Bögerlein
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