Der TSV Iphofen, mit 900 Mitgliedern der größte und nach Angabe von Bürgermeister Josef Mend der wichtigste Verein der gut 4500-Einwohner-Stadt, nimmt Kurs in Richtung Auflösung. In der Jahreshauptversammlung in der Vinothek fand sich kein Nachfolger für den Vorsitzenden Norbert Roth, der den Verein nun kommissarisch weiter leitet.
„Es müsste doch jemand der hier Anwesenden in der Lage sein, diesen Verein zu führen.“
Josef Mend Bürgermeister
In gut sechs Wochen soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, mit nur einem Tagesordnungspunkt: Wahl eines Vorsitzenden.
Da nutzten auch die eindringlichen Worte Mends, der für die Neuwahl des gesamten Vorstandes in die Rolle des Wahlleiters geschlüpft war, nichts. Die vorhergegangenen Wahlen für die übrigen Vorstandsmitglieder per Akklamation lief hingegen wie am Schnürchen. Schriftführer bleibt Marbod Hopfner, dritter Vorsitzender und gleichzeitig Kassier ist jetzt Stefan Schurz. Er tritt das Erbe von Horst Altenhöfer an, der 41 Jahre lang für die Finanzen verantwortlich war und für sein enorm großes Engagement mit dem Titel „Ehrenkassierer“ ausgezeichnet wurde.
„In meinen 41 Jahren als Kassier bin ich noch nie ins Minus gekommen, und auch jetzt bin ich nicht ins Minus abgerutscht“, hatte er seinen letzten Kassenbericht beendet. Als stellvertretende Vorsitzende bestätigten die Mitglieder Martina Bernhardt in ihrem Amt.
Die Wahl eines Vorsitzenden hingegen verlief ergebnislos. „Es müsste doch jemand der hier Anwesenden in der Lage sein, diesen Verein zu führen“, sagte Mend, „es wäre wirklich dramatisch, wenn sich keiner findet, der die Verantwortung übernimmt.“ Dann kamen doch zwei Vorschläge, die jeweils mit einem schnellen und entschlossenen „Nein!“ beantwortet wurden. Ansonsten herrschte betroffenes Schweigen, so dass Mend die Wahl beenden musste, ohne dass ein Nachfolger für Norbert Roth gefunden worden war. Der beißt jetzt in den sauren Apfel und hofft auf die außerordentliche Versammlung, zu der rechtzeitig eingeladen wird.
Handlungsunfähig sei der Verein zwar nicht, wenn niemand gefunden würde, sagte Roth, „es gibt ja noch die Stellvertreter“. Und es drohe auch nicht die sofortige Auflösung, da noch einige „Stufen“ dazwischen geschaltet seien. Da aber laut Satzung ein erster Vorsitzender zwingend erforderlich ist, appellierte Mend, es solle jeder in sich gehen: „Der Verein ist sehr gut und sehr breit aufgestellt mit einer tollen Jugendarbeit, und er sollte auch weiterhin existieren.“
Wie gut der Verein aufgestellt ist, belegten eindrucksvoll die Berichte der Abteilungsleiter. Die Turnabteilung ist mit 623 Mitgliedern die stärkste, gefolgt von Handball (146), Badminton (133) und Volleyball (87). Gerade diese drei Abteilungen spielen in ihren Ligen teils sehr erfolgreich, unter anderem in Ranglistenturnieren, und deren Leiter wünschen sich mehr Zuschauer bei den Spielen. Auch das Vereinsleben ist sehr vielfältig, wie der Vorsitzende in seiner Rückschau berichtete. Für 2016 stehen unter anderem die Maibaumaufstellung, der VR-Bank-Lauf sowie die Ferienpassaktion der Volleyballer auf dem Programm. Das Waldfest entfällt wegen der terminlichen Nähe zur 1275-Jahr-Feier der Stadt Iphofen, und mangels Zeit entfallen heuer auch die Theateraufführungen.
Ehrungen: 25 Jahre: Annemarie Oerter, Heidi Kutscher, Sabrina Keil; 40: Klaus Weigand, Hannelore Setz, Theodor Rüttger, Reinhard Rüttger, Ernst Rausch, Hermann Neubert jun., Martina Bernhardt; 50: Heinrich Wirsching, Inge Neubert; 60: Werner Guckenberger; 70: Franz Sittler.