Archiv – das Wort erinnert an Staub und trockene Materie. Staubtrocken also. Nun mag dies vielleicht tatsächlich auf das eine oder andere Archiv zutreffen, auf das Schwarzenberg-Archiv mit Sicherheit nicht. Seit 2011 befindet sich dieses im Staatsarchiv Nürnberg. Nun werden im Iphöfer Knauf-Museum etwa 70 Exponate erstmals in einer größeren Ausstellung präsentiert.
Die Fürsten von Schwarzenberg hatten über Jahrhunderte akribisch Buch geführt. Das Ergebnis: Über 900 laufende Regalmeter mit 41 000 Dokumenten füllt das fast 70 Jahre lang in Tschechien ausgelagerte Adelsarchiv. Etwa 90 Prozent des Archivmaterials sei aufgearbeitet, erzählt Daniel Burger vom Staatsarchiv. Dieses sei auch zum allergrößten Teil jedem zugänglich, der sein Interesse begründen könne.
Geschichte und Geschichten
„Mittelfranken erhält wieder seine Geschichte zurück“, hatte Karl Johannes Fürst zu Schwarzenberg bei der Übergabe damals gesagt. Und mit der Geschichte auch viele Geschichten: Im Knauf-Museum wird zum Beispiel eine Karte zu sehen sein, die den Wald bei Markt Nordheim und Schloss Seehaus zeigt. Die Geschichte dahinter erzählt von einem langen Streit. Denn das Vieh von Markt Nordheim musste über Umwegen in den eigenen Wald getrieben werden, da der direkte Weg über Besitzungen von Schloss Seehaus geführt hätte, was aber verweigert wurde.
Dann gibt es noch den Prozess um die Herrschaft Seinsheim. Seit dem Aussterben der Linie Seinsheim-Hohenkottenheim im Jahr 1591 hatte Schwarzenberg um den Besitz der Herrschaft Seinsheim gekämpft, so auch vor dem Würzburger Ritterlehengericht. 62 Bündel Prozessakten sind erhalten. 1655 hatte Johann Adolph von Schwarzenberg den Streit siegreich beigelegt. Das Interessante: Es liegen die Akten beider Seiten vor. „Glücklicherweise wurden hier die beiden Sachen auseinandergehalten“, freut sich Burger. Denn oftmals würden solche Dokumente zusammengeführt. Seit dem 19. Jahrhundert seien die Akten so original verpackt und getrennt.
Die älteste Urkunde der Ausstellung stammt von 1338 und ist der älteste Beleg des Namens v. Seinsheim und des Wappens im Schwarzenberg-Archiv. Erkinger III. stiftete darin eine Seelmesse in der Kapelle zu Markt Nordheim, die durch diese Förderung zur Pfarrkirche wurde.
Die Vielfalt der Überlieferung
In der Ausstellung des Knauf-Museums geben weitere hochrangige Stücke Einblick in die Vielfalt der archivalischen Überlieferung: mittelalterliche Urkunden auf Pergament, dicke Amtsbücher, verschiedenste Akten, handgezeichnete Karten und Pläne – zum Beispiel von Schloss Schwarzenberg bei Scheinfeld oder der Bauplan des ersten Kranen in Marktbreit.
20 Generationen
Darin spiegelt sich die Geschichte der schwarzenbergischen Orte und Untertanen, zu denen auch die große jüdische Gemeinde in Marktbreit gehörte. Gleichzeitig wird das wechselvolle Schicksal der Familie Schwarzenberg in Franken erzählt. Stellvertretend für 20 Generationen stehen laut Museumsleiter Markus Mergenthaler sieben herausragende Vertreter des Geschlechts, die von großen Erfolgen und schweren Rückschlägen berichten. Vom 14. Jahrhundert mit dem Aufstieg als Freiherren, Grafen und Fürsten reicht der zeitliche Bogen bis in das 20. Jahrhundert.
Die Sonderausstellung nimmt den regionalen Ursprung der Familie in den Blick. Nach dem Erwerb von Schwarzenberg im Jahr 1405 wechselten die Herren von Seinsheim ihren Namen und nannten sich nach der mächtigen Burg oberhalb von Scheinfeld. Ausgehend von diesem Machtzentrum und der einst berühmten Festung Hohenlandsberg konnten die Schwarzenbergs ihre Herrschaft rasch ausdehnen. Bis heute pflegen sie eine traditionell enge Beziehung zum Ort ihrer Herkunft.
Über die Ausstellung „Hexenwahn“ sei ein Kontakt zum Staatsarchiv entstanden, der nun zur Ausstellung des Schwarzenberg-Archivs geführt hat, erzählt Mergenthaler. Auch Burger freut die Kooperation, denn, auch wenn Iphofen außer seinen Ortsteilen Nenzenheim und Dornheim nicht zur Herrschaft Schwarzenberg gehörte, sei hier der lokale Bezug wegen der Nähe zu Scheinfeld greifbar.
Öffnungszeiten: 18. März bis 27. Mai, Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Montags geschlossen. Weitere Informationen im Internet: www.knauf-museum.de