Seit Anfang März gibt es im Jugendtreff „Siedlerbude“ in der Danziger Straße in Kitzingen die „Lernwerkstatt“. Einmal die Woche treffen sich dort jeweils am Dienstag von 15.30 bis 17 Uhr sechs bis sieben Mädchen und Buben, um eine etwas andere Art des Lernens auszuprobieren. Sie besuchen eine 6. beziehungsweise 7. Klasse der Hauptschule Siedlung und sie sind freiwillig hier.
Unter Anleitung der beiden Lehramtsstudenten Hanna Freitag und Thomas Kieser nähern sie sich sonst eher trockenen Themen wie Mathe, Deutsch oder Chemie von der spielerischen Seite her. Auf dem Stundenplan, der sich laut Kieser und Freitag an dem des bayerischen Kultusministeriums anlehnt, stehen allerdings auch Schulfächer, die zunächst etwas ungewöhnlich klingen. Als da wären: Foto-Shooting, unterwegs im Web, Kulturworkshop, Filmwerkstatt, Welt der Sinne oder interkulturelles Kochen. Vor allem letzteres ist bei den Kindern recht begehrt und sie können es kaum erwarten, wieder gemeinsam am Herd zu stehen und nachher das Gekochte miteinander zu verzehren.
Begehrt sind auch Quizspiele, bei denen als Belohnung kleine Preise winken. So oft es geht und das Wetter und der Lehrplan es zulassen, findet der Unterricht draußen vor der Tür des Containers statt. In der Lernwerkstatt geht es recht locker zu und es wird viel gelacht, wie sich bei einem Besuch zeigte. Kevin Röder und Tanisha Hofmann aus der 6b sind schon da. Sie warten auf ihre Kameraden, die direkt nach dem offiziellen Schulunterricht hier eintreffen werden.
Die beiden sitzen auf einer Eckbank, an zwei zum Quadrat zusammengestellten Werkbänken, vor sich zwei Entwürfe von Plakaten, an denen sie gerade arbeiten. Es geht um verschiedene Länder der Welt und nächste Woche wird nach Rezepten aus diesen Ländern gekocht. „Es gibt asiatisch und als Nachspeise amerikanisch“, freut sich Kevin.
Fragt man Tanisha, warum sie hier ist, überlegt sie nicht lange: „Weil es Spaß macht und weil es immer was zu lachen gibt.“ Kevin hat eine erstaunliche Antwort parat. „Es ist cool und man lernt etwas, ohne dass man es merkt, ganz anders als in der Schule.“
Es sind Antworten, auf die die beiden angehenden Lehrkräfte für Grund- und Hauptschule, Hanna Freitag und Thomas Kieser, schon ein klein wenig stolz sind und sein dürfen. Für das Projekt haben sie sich freiwillig gemeldet, nachdem sie im vergangenen Jahr bereits Schülern der 9. Klassen Nachhilfe für die Abschlussprüfung gegeben haben. Hanna Freitag hat zuvor bereits an der Sankt-Martin-Schule ein Praktikum absolviert, um sich nach dem Abi zu orientieren. Seither weiß sie, was sie will und studiert zusätzlich zum Lehramt noch zwei Jahre Sonderpädagogik. Die Lernwerkstatt finanziert sich aus Spenden der Sparkasse Mainfranken und des Vorsitzenden der Siedlervereinigung, Karl Gilles. Sie ist das Ergebnis einer gewonnen Wette bei der Abschlussveranstaltung des von der Main-Post finanzierten Projektes „Wake up“ (wir berichteten). Auf Empfehlung von Quartiersmanagerin Cecilé Vonderscher kamen Freitag und Kieser zur Lernwerkstatt, die in Zusammenarbeit mit Antje Sinn von der Stadtjugendpflege läuft. „Wir hätten noch einige Plätze frei und könnten noch Kinder aufnehmen“, sagten Freitag und Kieser. Bis zu zwölf Kinder haben in der Siedlerbude Platz.