Der grüne Schuh ist viel zu groß für Johannes. Wenn er seine Hand hineinsteckt, ist der halbe Arm verschwunden. Aber der Schuh ist ja auch nicht für die kleinen Füße des Jungen gedacht. Der Schuh ist ein Kunstwerk, Johannes hat sich das Design selbst ausgedacht. Der Schuh wird zusammen mit vielen anderen in der Kunstausstellung der beiden Wiesentheider Kindergärten im September im Historischen Pfarrhaus zu bewundern sein.
Auf die Idee, Schuhe zu Kunstwerken umzugestalten, sind die Kindergartenkinder durch die kleine Hexe Irma gekommen. „Die wollte andere Schuhe haben“, erzählen die Kinder. Wegen ihrer großen Füße wurde sie von den anderen immer ausgelacht – und das machte sie ganz traurig. Da hat das Mädchen Lore die Füße von Irma angemalt – und die kleine Hexe war überglücklich.
Die Geschichte hat die Kinder begeistert: Die Füße sahen so schön aus, so etwas wollten sie auch machen. Also hat jeder von Zuhause erst einmal einen Schuh mitgebracht, den Mama oder Papa nicht mehr brauchte. Pumps, Slipper, Sportschuhe, halbhohe Stiefel, mal mit Reißverschluss, mal mit Schnürsenkel – die Rohlinge für die Kunstwerke waren ganz unterschiedlich.
Mehrere Tage haben die „grünen Kinder“ – so heißen in St. Mauritius die Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung – im Atelier zugebracht. Mit Zeitung, Gips oder Modelliermasse wurde die Form verändert, dann die Schuhe in leuchtenden Farben angemalt und schließlich verziert.
Bunte Steine, Glitzer, Kugeln und Sternchen schmücken den Schuh, den Stella gestaltet hat. Eine kleine rote Kugel sitzt keck auf der verlängerten Schuhspitze, am Fersenende ragen zwei blaue Federn in die Luft – als hätte sie Schuhe für den Götterboten Hermes gemacht. Passenderweise hat sie ihn ja auch Gold angemalt.
Riesige rote Schleife
Auch Chiaras leuchtend grüner Schuh – von der Form her ein eleganter Damenschuh – hat blaue Federn, davor kleine rosa Rosen und an der Spitze eine riesige rote Schleife, auf der ein kleiner Schmetterling sitzt. Sie sind einfach traumhaft, die Schuhe, die von den 26 „grünen Kindern“ gemeinsam mit der stellvertretenden Kindergartenleiterin Ulrike Schwanfelder gestaltet wurden. Den Kindern wurden von den Erwachsenen dabei keinerlei Vorgaben gemacht. Jeder konnte sein Kunstwerk so gestalten, wie er es wollte. „Es ist wichtig, dass die Kinder kreativ sein können“, sagt Schwanfelder.
Künstlerisch tätig waren aber auch die anderen Kindergartenkinder. Stella hat zum Beispiel nicht nur den Schuh gestaltet, sondern zudem ein großes Bild gemalt. Ganz stolz zeigen die „Großen“ auch ein Werk der Kleinsten im Kindergarten: Ein Muster, geklebt aus Nudeln verschiedenster Formen, das dann blau angemalt wurde. Auch das rote Farbenbild haben die Kleinen schon fertig, jetzt kommen noch grün und gelb an die Reihe.
Die Schuhe sind schon vor der großen Ausstellung im örtlichen Schuhgeschäft zu bewundern. Nächste Woche werden die Werke dort hingebracht. Im September sind sie dann zusammen mit den anderen Kunstwerken des Kindergartens St. Mauritius und den Kunstwerken der Kinder von Hortus Mariae im Saal über der Bücherei im Historischen Pfarrhaus zu sehen.
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KiKu
Ausstellung: Die Kunstwerke der Wiesentheider Kindergartenkinder sind vom 20. September bis zum 5. Oktober im Saal über der Bücherei im Historischen Pfarrhaus in Wiesentheid zu sehen. Geöffnet ist die Kinderkunstausstellung jeweils am Wochenende.