Die gesunde Schilddrüse hat ein Volumen von bis zu 18 Millilitern bei Frauen und bis zu 22 bei Männern und ist von außen nicht zu sehen. Wie der Referent anhand anatomischer Darstellungen zeigte, besteht sie aus zwei Lappen, die durch einen schmalen Streifen (Isthmus) verbunden sind. Das Organ liegt schildartig unterhalb des Kehlkopfs vor der Luftröhre, die es mit beiden Lappen umgreift.
Die Schilddrüse hat hauptsächlich die Aufgabe, den Organismus mit Hormonen zu versorgen, die den Energiestoffwechsel regulieren. Wichtigster Bestandteil ist Jod, das von außen zugeführt werden muss. Störungen wie Über- oder Unterfunktion sind mit erheblichen Beschwerden verbunden.
Unter- oder Überfunktion
Von einer Struma (Kropf) spricht man, wenn die Schilddrüse vergrößert ist. Fackeldey betonte ausdrücklich, dass eine Vergrößerung verschiedene Ursachen haben kann und noch nichts über die Struktur und die Funktion des Organs aussagt. Es kann eine Unter- oder eine Überfunktion, genauso gut aber auch eine Normalfunktion vorliegen.
In bis zu 90 Prozent der Fälle führt ein ernährungsbedingter Jodmangel zur Vergrößerung der Schilddrüse. Dabei – so der Arzt – gibt es ein Süd-Nord-Gefälle, weshalb durch Jodmangel bedingte Strumen in Bayern viel häufiger als in nördlichen Gebieten Deutschlands vorkommen.
Als weitere, wenn auch weniger häufige Ursachen für eine Vergrößerung der Schilddrüse nannte Fackeldey Entzündungen wie bei Autoimmunerkrankungen sowie gutartige und – seltener – bösartige Neubildungen (Schilddrüsenkrebs).
Um festzustellen, ob und welche Art einer Schilddrüsenerkrankung vorliegt und ob sich Knoten im Gewebe gebildet haben, kommen neben dem Abtasten des Halses die Bestimmung der Schilddrüsenhormone und von Antikörpern im Blut und eine Ultraschalluntersuchung in Frage. Bei Knoten und Funktionsstörungen wird zur weiteren Diagnostik die Szintigraphie eingesetzt. Dieses Verfahren der Nuklearmedizin macht in den Körper eingebrachte, radioaktiv markierte Stoffe in der Schilddrüse sichtbar.
Wie der Chirurg feststellte, erfordert nicht jede Erkrankung der Schilddrüse eine Operation. Wird rechtzeitig mit Medikamenten behandelt, ist der Eingriff vermeidbar. Zu einer Operation rät Fackeldey immer dann, wenn die Schilddrüse so groß ist, dass sie auf die Luftröhre drückt und Schluckstörungen, Atembeschwerden sowie Heiserkeit verursacht.
Ausführlich erläuterte Fackeldey den Verlauf einer Operation und ging auf die möglichen, aber geringen Risiken ein. Zu diesen Risiken gehört die Lähmung der Stimmbandnerven. Um sie zu vermeiden, gehört in Kitzingen zu jeder Operation ein so genanntes Neuromonitoring, bei dem während des Eingriffs laufend die Funktion der Stimmbandnerven geprüft wird. Das geschieht mittels Elektroden, die am Beatmungstubus befestigt sind. Diese besonders schonende Methode steht dem Arzt seit Sommer durch die Ersatzbeschaffung eines Geräts für das Neuromonitoring zur Verfügung.
110 000 Operationen
Laut Fackeldey gibt es deutschlandweit etwa 110 000 Schilddrüsenoperationen, davon etwa 4000 wegen Krebs. Bei der Zahl der Eingriffe wegen Vergrößerung durch Jodmangel rechnet er mit einer rückläufigen Tendenz, weil die Versorgung der Bevölkerung mit Jod durch jodiertes Speisesalz immer besser geworden ist.
Bei Schilddrüsenkrebs dagegen wird weltweit ein Anstieg beobachtet. Dennoch konnte er Hoffnung machen. Denn wenn die Schilddrüse und die regionalen Lymphknoten durch die Operation vollständig entfernt werden, und eine Radiojodtherapie folgt, bestehe in der Regel eine „sehr gute Aussicht auf Heilung“.