Vor zehn Jahren, zehn Jahre nach der Gründung der ersten Tafeln in der Bundesrepublik, fanden sich am 2. Februar 2003 in Kitzingen 13 Bürger zusammen, um die Kitzinger Tafel zu gründen. Ihr Ziel: Bedürftige, denen das Geld hinten und vorne nicht zum Leben reicht, mit Lebensmitteln zu versorgen.
Heute zählt die Tafel 163 Mitglieder, von denen rund 40 aktiv bei der Sammlung, Sortierung und Ausgabe der gespendeten Lebensmittel mithelfen. Am Sonntag wurde das zehnjährige Bestehen mit einem Festgottesdienst in der evangelischen Stadtkirche und einem Empfang im Paul-Eber-Haus gefeiert.
Pfarrer Thilo Koch nannte die Kitzinger Tafel eine Institution, die sich im sozialen Netz der Stadt einen guten Namen gemacht und zum Begriff geworden sei. In einer Gesellschaft, in der viele auf sich selbst schauen, sei die Arbeit der Mitglieder ein Beispiel für gelebtes Christentum und praktizierte Nächstenliebe.
„Die Tafeln haben der Armut im Land ein Gesicht und eine Stimme gegeben.“
Bernhard Saurenbach, Vorsitzender Tafelbund Bayern
Im Mittelpunkt des Empfangs standen Ehrungen von Aktiven, die seit zehn Jahren dabei sind und von drei Gründungsmitgliedern. Vorsitzender Manfred Seigner, selbst Gründungsmitglied, wurde vom Vorsitzenden des bayrischen Tafelbundes, Bernhard Saurenbach, mit einer Ehrenurkunde gedankt.
Seigner zeichnet die Gründungsmitglieder Helene Schamann, Anna Ewert und Else Schmitt mit einer Urkunde aus. Ebenfalls für zehn Jahre aktive Mitarbeit wurden geehrt: Aloisia Ihrig-Braune (stellvertretende Vorsitzende), Ursula Kainer, Karl Heinz Lindörfer, Lieselotte Lutz, Markus Messerer, Ingeborg Pfeiffer, und Helmut Weisath. Sie erhielten Urkunden, Blumen und ein Präsent.
Besonderer Dank Seigners richtete sich an Hermann Hadwiger von der Sparkasse Mainfranken, die die Tafel nicht nur regelmäßig finanziell unterstütz, sondern kostenlos Büroräume zur Verfügung stellt. Hadwiger revanchierte sich mit einer Spende in Höhe von 200 Euro. 100 Euro steuerte auch Oberbürgermeister Siegfried Müller bei. Die Stadt unterstützt die Tafel seit der Gründung, indem sie den Bauhof zur Verfügung stellt. Müller würdigte die Bedeutung der Arbeit der Tafel für die Bedürftigen in Kitzingen, gerade in einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe. „Wenn es die Tafel nicht gäbe, müsste man sie erfinden“, so der OB.
Auch dem Landkreis, vertreten durch den stellvertretenden Landrat Paul Streng, dankte Seigner. Der Landkreis übernehme die Müllabfuhr kostenlos und erspare dem Verein hohe Kosten.
Besonders gewürdigt wurden von Seigner Vera Thoma, Melanie Burlein und Vanessa Werner. Die drei jungen Damen seien ein Beispiel für die ehrenamtliche Arbeit von Jugendlichen, so Seigner.
Landessprecher Saurenbach sagte, das Engagement der 906 Tafeln in Deutschland sei notwendiger den je. Derzeit werden rund eine Million Menschen unterstützt. Selbst im reichen Bayern brauche es 163 Tafeln. Bundesweit kämen sieben Millionen Menschen nicht ohne zusätzliche Unterstützung aus. Vor allem die steigende Zahl der Kinder und Jugendlichen sei alarmierend. In Bayern müssten 90 000 Menschen als Aufstocker trotz Vollzeitarbeit unterstützt werden. Saurenbach sprach von einer staatlichen Subvention der Industrie, wenn die Agentur für Arbeit jährlich 8,7 Milliarden Euro aufwende.
„Die Tafeln haben der Armut im Land ein Gesicht und eine Stimme gegeben“. Tafeln können die Armut lindern, aber nicht beseitigen. Dies sei Aufgabe der Politik, so Saurenbach.