„So“, ruft Barbara Clobes. „Jetzt mal aufhören mit dem Geschnatter. Auch hinter der Bühne.“ Langsam wird es ganz still in der Marktbreiter Turnhalle. Und dann kann die Show beginnen. Eine Show, an der mehr als 100 Menschen mitgearbeitet haben.
Barbara Clobes spricht von ihrem Kind. Und dieses Kind ist jetzt schon 20 Jahre alt. So lange gibt es den Schulzirkus Gymnelli am Marktbreiter Gymnasium. „Mit 18 Kindern habe ich damals angefangen“, erinnert sich die Sport- und Geografielehrerin. An diesem Dienstagvormittag, bei der Generalprobe, stehen rund 80 Kinder und Jugendliche auf der Bühne. Und im Hintergrund packen noch einmal 30 bis 40 Personen tatkräftig mit an. Damit die Aufführungen reibungslos über die Bühne gehen können.
Timon Pongratz, Timo Weidinger und Helen Schneider sind seit der fünften Klasse mit dabei. Jetzt sind sie in der zehnten Klasse. „Wir sind da reingewachsen“, sagt Helen Schneider. Einmal die Woche Training, dazu vier Samstage á acht Stunden und ein Trainingszeltlager im Juli. Selbst das reicht den Schülern nicht. „Wir treffen uns auch privat, um weiter zu trainieren“, erzählt sie.
70, 80 Prozent der Kinder, die einmal vom Schulzirkus-Virus befallen sind, bleiben bis zum Abitur. „Es ist ein Projekt über alle Altersstufen hinweg“, freut sich Clobes. „Die Großen fühlen sich für die Kleinen verantwortlich, jeder unterstützt den anderen.“ Das kann Timon Pongratz nur bejahen. „Es ist immer wieder ein schönes Gemeinschaftsgefühl beim Schulzirkus.“ Und dieses Gefühl strahlt auf die normale Schulzeit aus. „Wir haben auch im Schulalltag mehr Verständnis füreinander“, sagt Helen Schneider. Man kennt sich eben durch die vielen Übungsstunden. „Und da werden ganz schnell Berührungsängste abgebaut“, versichert Barbara Clobes. Kein Wunder: Beim Schulzirkus Gymnelli muss man ordentlich zupacken können. Und eine gute Kondition kann auch nicht schaden. Manche Schüler zeigen bis zu sieben Mal pro Abend ihr Können. Ob Keulen- oder Messerjonglage, Tanz, Akrobatik oder Nummern am Trapez: Von den Schülern wird Vielseitigkeit gefordert. „Das ist schon eine immense körperliche Anstrengung“, sagt Clobes.
In diesem Jahr lautet das Thema „Leidenschaft Kino“. Zu Filmmusiken aus Harry Potter, König der Löwen, Spiderman und vielen anderen zeigen die Schüler ihr Geschick. Die passenden Kostüme sind von den Eltern geschneidert worden, die kümmern sich auch um die Bewirtung der rund 300 Gäste pro Vorstellung. Projekte mit dem Körperbehindertenzentrum oder mit Asylbewerbern eröffnen den Schülern außerdem eine ganz andere Welt. „Sie lernen, dass sie privilegiert sind“, sagt Clobes.
Es ist ein riesengroßer Aufwand, den Barbara Clobes und ihre Helfer Jahr für Jahr betreiben. Ein Aufwand, der sich lohnt und der die Schule nichts kostet. „Der Zirkus finanziert sich selbst“, freut sich die Lehrerin. Sechs bis sieben kleine Vorstellungen sind übers Jahr verteilt und spülen ein wenig Geld in die Kasse. Ende Mai sind drei Aufführungen angesetzt. Am heutigen Mittwoch und am Freitag, 30. Mai, gibt es ab 18 Uhr nur noch ein paar Restkarten. „Wir könnten auch fünf Vorstellungen machen und wären ausverkauft“, sagt die Organisatorin. Ihr Baby ist zwar groß geworden, an Beliebtheit hat es aber kein bisschen eingebüßt.