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LANDKREIS KITZINGEN: EU-Agrar-Reform: Verzicht auf Fläche nicht machbar

LANDKREIS KITZINGEN

EU-Agrar-Reform: Verzicht auf Fläche nicht machbar

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    Das grüne Zentrum: Die EU-Agrarpolitik hat konkrete Auswirkungen auf  die Landwirte auch im Landkreis. Stefan und Horst Wirsing aus Hellmitzheim haben vor kurzem einen Laufstall mit 130 Milchkühen gebaut. Werden die Vorschläge aus Brüssel wie geplant umgesetzt, kann es den Betrieb 3000 Euro im Jahr kosten, allerdings gibt es die Hoffnung auf Kompromisse und Alternativen zur Flächenstilllegung.
    Das grüne Zentrum: Die EU-Agrarpolitik hat konkrete Auswirkungen auf die Landwirte auch im Landkreis. Stefan und Horst Wirsing aus Hellmitzheim haben vor kurzem einen Laufstall mit 130 Milchkühen gebaut. Werden die Vorschläge aus Brüssel wie geplant umgesetzt, kann es den Betrieb 3000 Euro im Jahr kosten, allerdings gibt es die Hoffnung auf Kompromisse und Alternativen zur Flächenstilllegung. Foto: Foto: Siegfried Sebelka

    Die neue EU-Agrarpolitik wird 2015 greifen. Sie setzt auf mehr Umweltschutz im Ackerbau. Für Otto Normalverbraucher ist das Thema weit weg. Für die fast 1350 landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis nicht. Bei denen geht's ums Geld. Wie bei Horst Wirsing aus Hellmitzheim. Der betreibt mit Sohn Stefan einen Milchviehbetrieb im Iphöfer Stadtteil.

    Dort saßen mit dem Kreisobmann des Bauernverbands Alois Kraus, dem BBV-Geschäftsführer Rudolf Bender und Gerd Düll vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten drei Experten aus dem Grünen Zentrum am Tisch. Thema: aktuelle Agrarpolitik.

    Schnell war klar: Die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU ist ein ebenso weites wie kompliziertes Feld. Den Beweis legte Bender auf den Tisch: Der Bauernverband hat den Mitgliedern die Neuregelungen vorgestellt. 26 Seiten lang ist der Ausdruck der stark gerafften Power-Point-Präsentation. Für die Landwirte dürften also Themen wie Umschichtung von der ersten auf die zweite Säule, Greening, Anbaudiversifizierung Junglandwirte-Förderung oder Kleinlandwirte-Regelung feste Begriffe sein. Beispiel Greening: „Daran kommen wir nicht mehr vorbei“, sagt Alois Kraus, auch wenn die Verbände lange gegen jede Form von Stilllegung von Flächen gekämpft haben. Das letzte Detail ist noch nicht geklärt. Düll rechnet mit einer Entscheidung im Frühjahr/Sommer. Klar ist: Ab 2015 müssen fünf Prozent der Ackerfläche der Natur überlassen werden. Als Druckmittel nutzt die EU die Direktzahlungen pro Betrieb und Hektar, die wichtigste Säule der Förderung. Ab 2015 bekommen die Bauern zunächst nur 70 Prozent. Der Rest, 75 Euro pro Hektar, wird an die Einhaltung von Umweltauflagen gebunden. Genau hier setzt Kraus an: In einem so kleinräumig strukturierten Landkreis wie Kitzingen ist ein Verzicht auf fünf Prozent der Fläche nicht zu machen. Deshalb komme es darauf an, den Bauern ein Paket von Maßnahmen an die Hand zu geben, das keine Stilllegung bedeutet, aber dennoch die Ziele des Greenings erfüllt.

    Derzeit laufen die Verhandlungen auf Bundesebene und das geht in die Richtung, die Horst und Stefan Wirsing mitgehen können. Die beiden haben in einen modernen Laufstall am Ortsrand investiert. 130 Milchkühe genießen darin alle Freiheit, können sich aussuchen, wann sie fressen oder gemolken werden wollen. Das Geld für die Investitionen und den Betrieb muss irgendwo herkommen. Bei einem klassischen Landwirtschaftsbetrieb wie den Wirsings ist das vor allem der Erlös aus dem Verkauf der Milch. Das zweite wichtige Bein ist die Direktzahlung oder Betriebsprämie, die von der EU kommt. Vater und Sohn Wirsing konnten sich darauf verlassen, dass Jahr für Jahr 300 Euro pro Hektar überwiesen werden. Kommt die Fünf-Prozent-Regel, bedeutet das für den Betrieb, dass er fünf Hektar der eigenen und hinzugepachteten Flächen aus der Produktion nehmen muss. „Geht nicht“, sagen die Wirsings. Sie brauchen die Flächen zur Futterproduktion, aber auch zum Ausbringen der Gülle. Sie haben schon mal überschlagen und sind auf rund 3000 Euro Minus im Jahr gekommen. Allerdings, rein theoretisch. Die Wirsings gehen davon aus, dass es Alternativen geben wird, zeigen sich am Ende doch eher optimistisch. Das scheint die Stimmung zu sein, die die Landwirtschaft am Anfang des Jahres prägt. Das gilt für die Wirsings, die mit den Investitionen zeigen, dass sie eine Zukunft für den Betrieb sehen. Das gilt aber auch für andere Landwirte. 14 Haupterwerbsbetriebe sind es noch in Hellmitzheim. Bei den meisten steht die nächste, gut ausgebildete Generation im Geschirr oder ist kurz davor zu übernehmen. Die Stallneubauten in der Hellmitzheimer Bucht zeigen: Bauern setzen offenbar auf Zukunft.

    Das Grüne Zentrum

    Das Grüne Zentrum: 13 landwirtschaftliche Organisationen unter einem Dach – das ist das „Grüne Zentrum“ in der Mainbernheimer Straße in Kitzingen.

    Wer: Neben dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung und dem Bayerischen Bauernverband haben sich viele weitere regionale und landesweite Gemeinschaften mit 113 Mitarbeiter angesiedelt.

    Die Serie: In einer Reihe von Beiträgen begleiten wir das Grüne Zentrum mit seinen Aufgabenbereichen durch das Jahr: Thema heute: EU-Agrarpolitik.

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