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KITZINGEN: Extreme Trockenheit: Welche Tipps die Stadtgärtner in Kitzingen für Gärten während der Dürre haben

KITZINGEN

Extreme Trockenheit: Welche Tipps die Stadtgärtner in Kitzingen für Gärten während der Dürre haben

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    Die Hitze setzt den Pflanzen ganz schön zu. Stadtgärtner Julian Wald bewässert die Beete am Kitzinger Stadtbalkon.
    Die Hitze setzt den Pflanzen ganz schön zu. Stadtgärtner Julian Wald bewässert die Beete am Kitzinger Stadtbalkon. Foto: Foto: Johanna Gerasch

    „Eigentlich würden wir gerne schon früher loslegen, aber dann bekommen wir Beschwerden wegen Lärmbelästigung“, erzählt Niklas Pobel, stellvertretender Leiter der Kitzinger Stadtgärtnerei. So startet der Arbeitstag der Männer, die für die dringend benötigte Bewässerung der Blühpflanzen sorgen, derzeit gegen 7 Uhr. Niklas Pobel und sein Team haben alle Hände voll zu tun, denn die beständige Hitze setzt den Blumen und Bäumen in der Stadt ganz schön zu.

    „Dieses Jahr ist es extrem heiß und extrem trocken“, sagt Pobel. 60 bis 70 Prozent mehr Aufwand und Wasser als im verregneten letzten Jahr benötigen die Stadtgärtner heuer. Zum Team gehören insgesamt 22 Leute, davon sind aktuell vier Personen den ganzen Tag lang mit Gießen beschäftigt. In der Hochzeit waren es sogar fünf Gärtner – normalerweise sind es nur zwei.

    Bis alle Flächen, Beete und Bäume in Kitzingen einmal gegossen wurden, vergehen drei Tage. Tagtäglich werden 40 Kubikmeter Wasser im Stadtgebiet vergossen – zwei Drittel mehr als letztes Jahr. An sein Ziel kommt das lebensspendende Nass in kleinen Tankfahrzeugen, die, je nach Modell, 1500 Liter bis 2000 Liter fassen. Das Wasser stammt aus Zisternen und Brunnen am Bauhof und im Stadtgebiet, die noch über genügend Kapazität verfügen. „Aber natürlich wollen auch wir sparen“, sagt Niklas Pobel.

    196 durstige Jungbäume

    Während die 2000 Quadratmeter Blumenbeete regelmäßig gegossen werden müssen, reicht es, die Bäume einmal die Woche zu bewässern. Dabei werden auch nur die 196 Jungbäume mit Wasser versorgt. Bei Bäumen, die über fünf Jahre alt sind, geht man davon aus, dass sie so gut angewachsen und verwurzelt sind, dass sie auch ohne regelmäßige Bewässerung überleben können. Die Jungbäume bekommen je nach Boden und Standort zwischen 150 und 200 Liter Wasser. Mithilfe von Gießrändern wird dafür gesorgt, dass das Wasser gezielt beim Wurzelballen ankommt, erklärt Niklas Pobel.

    Bewässerungssäcke an den Bäumen, wie andere Kommunen sie verwenden, sieht der Stadtgärtner eher kritisch: Die Bäume bilden weniger Wurzelgeflecht, sagt der Fachmann. Zudem fielen die Bewässerungssäcke häufig Vandalen zum Opfer. Aus dem gleichen Grund sind in Kitzingen auch kaum Rasensprenger zu sehen. „Wir wollen nicht, dass Wasser verschwendet wird“, sagt der stellvertretende Chefgärtner. Er erzählt auch, dass schon ganze Blumensäulen von der Alten Mainbrücke in den Main geworfen wurden.

    Müll zwischen den Blüten

    Sein Kollege Julian Wald berichtet von anderem Frevel: Kurz nach der Anpflanzung eines Beetes habe schon die Hälfte der Pflanzen gefehlt. Außerdem finde man oft Müll zwischen den Pflanzen, besonders oft in Blumencontainern, wie sie auf der Alten Mainbrücke stehen.

    Als Gärtner arbeitet man in der Öffentlichkeit. „Zwischen Lob und Beschimpfungen ist alles dabei“, berichtet Niklas Pobel. „Meistens gleicht sich das aus.“ „Wasserverschwender“ sei trotzdem ein Begriff, den sie häufig zu hören bekommen.

    Zweifelhafte Kommentare dazu, warum sie gießen, wenn es doch mal leicht geregnet hat, sind auch keine Seltenheit. „Häufig kommt der Niederschlag nicht auf der Erde an“, erklärt Julian Wald deshalb immer wieder. Vor allem die Blumen in den Containern seien so eng gepflanzt, dass die Blüten und Blätter wie ein Dach wirken. Dafür seien die Container und die Blumenampeln, die wie Kränze an den Laternen hängen, so entworfen, dass sie Wasser speichern können.

    Unterschiedliche Pflanzen brauchen unterschiedlich viel Wasser und sind unterschiedlich resistent gegen Hitze. Um besonders widerstandsfähige Pflanzen in den Fokus zu rücken, hat die Bayerische Anstalt für Weinbau und Gartenbau das Projekt „Stadtgrün“ gestartet. Dabei wurden Bäumen angepflanzt, welche jährlich im Frühjahr und Herbst untersucht werden.

    Wenn sie Bäume und Blume anpflanzen, richten sich die Gärtner zum einen nach dem Projekt und zum andern nach ihrer Erfahrung, welche Pflanzen weniger Wasser benötigen. Aktuell verträgt laut Pobel vor allem der Eisenholzbaum die Hitze ganz gut. Sein Kollege Julian Wald zählt den Gingko auf. Die Hybridulme fühle sich in Kitzingen auch ganz wohl, da sie gegen das Ulmentriebsterben resistent ist. Das sei aber nur eine reine Momentaufnahme.

    Bei Blumen verbrauchen vor allem die Impatiens, auch bekannt als fleißige Lieschen, und manche Petuniensorten viel Wasser, erzählen die Gärtner. Staudengewächse, Pflanzen aus der Prärie, Sonnenhüte, Geranien und Lavendel kommen mit weniger Nass aus. Diese sind häufig in den Container zu sehen. Statt einer reinen Blütenschau gibt es in Kitzingen eher bunte Vielfalt.

    Silbrige Pflanzen sparen Wasser

    Allgemein könne man sagen, dass silbrige Pflanzen nicht so viel Wasser brauchen. Der silbrige Glanz kommt nämlich von den Härchen auf den Blättern, die die Pflanze vor Verdunstung schützen.

    Wasserbedarf und Pflegeaufwand sind nicht nur von der Pflanzenart abhängig ist, sondern auch vom Standort und vom Boden. Ein aufgeschüttetes Beet benötigt etwas mehr Zeit, da das Wasser in den Boden einsickern muss und nicht ablaufen soll. Ein Trugschluss ist es auch, dass die Pflanzen am Stadtbalkon weniger Wasser brauchen, weil der Main in der Nähe ist. Eine Sperrschicht, die einen Wasseran- und -abstieg verhindern soll, lässt das Mainwasser nicht an die Wurzeln dringen.

    Alte Straßenbäume sind den Stadtgärtnern zufolge trotz Gießrand schwierig zu bewässern, da der Boden aktuell so hart ist, dass kaum Wasser eindringen kann. Zum Glück müssen diese jedoch nicht regelmäßig bewässert werden.

    Um auch sich selbst gegen die Hitze zu schützen, versuchen die Gärtner ihren Tagesablauf so zu takten, dass sie ab der Mittagszeit im Schatten sein können. Niklas Pobel erzählt, dass es ihm Spaß macht, den ganzen Tag in der Natur zu sein und mit ihr zu arbeiten. „Kein Jahr ist wie das andere. Man muss sich immer auf neue Situationen einlassen.“

    Beim Gießen daheim Zeit lassen

    Ein Tipp fürs Zuhause haben die beiden Männer auch noch: Am besten sei es, sich beim Gießen etwas mehr Zeit zu nehmen und dafür mit weniger Druck aus dem Gartenschlauch oder der Gießkanne zu arbeiten. Denn es soll möglichst viel Wasser in den Boden einsickern statt zu verdunsten oder oberflächlich abzulaufen. Durch leichtes Aufhacken des Beetes wird dies erleichtert.

    Extrem: So trocken und heiß ist es heuer in Kitzingen Thomas Karl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaftsamt und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF) beschreibt den Sommer 2022: Bis in den April sei die Wasserversorgung noch gut gewesen. Ab Mai blieben Niederschläge weitgehend aus. Verbunden mit sehr hohen Temperaturen hätten viele Pflanzen die Dauer-Trockenheit nicht verkraftet. Ertragseinbußen der Sommerkulturen in der Landwirtschaft waren die Folge. Im Vergleich zum langjährigen Schnitt (Messdaten von 1961 bis 1990) ist das Regendefizit laut Kahl sehr deutlich. Hier seine Zahlen für Kitzingen: Mai: 15 l/m² (64 l/m²) Juni: 8,0 l/m² (68 l/m²) Juli: 14,0 l/m² (59 l/m²) August (Stand 16.08.22): 0,0 l/m² (59 l/m²) Die Temperaturen lagen im Mai, Juni und Juli in Kitzingen um 2,6, 3,0 und 3,5 Grad über dem langjährigen Mittel.

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