Freitags-Fragen
Beim Landfrauentag am Mittwoch, 3. Dezember, im Kitzinger Dekanatsszentrum wird Gartenbauingenieur und Buchautor Thomas Janscheck einen Vortrag zum Thema „Was die Alten noch wussten und die Jungen wieder interessiert, Brauchtum und Symbolik rund um Pflanzen im Jahreskreis“ halten. Wir haben ihm vorab Fragen gestellt:
Frage: Welche Pflanzengeschichte finden Sie persönlich am spannendsten?
Thomas Janscheck: Die Linde ist die eindrücklichste Baumart. Als Dorflinde waren die Bäume einst wichtige Orte der Kommunikation. An ihrem Stamm wurden Gesetze verlesen, Steuern eingetrieben und Recht gesprochen. Nach Errichtung der Rathäuser bekamen sie als Tanzlinden neue Bedeutung.
Wo liegt die Herkunft der Pflanzensymbolik?
Janscheck: Die Beziehung des Menschen zu den Pflanzen ist uralt. Er betrachtet sie in zweierlei Hinsicht: als seelenlose Nutzpflanzen oder in ihrer vielschichtigen Symbolik. Archäologische Funde bestätigen, dass Heilpflanzen von Anfang an diesen doppelten Aspekt hatten.
Warum ist die Symbolik der Pflanzen in Vergessenheit geraten?
Janscheck: In einer übersteigerten Bewertung der Welt nach Nützlichkeit, hat der symbolische Zugang eine stetig sinkende Bedeutung erlangt.
Warum nimmt das Interesse wieder zu?
Janscheck: Im Grunde genommen geht es dabei um eine Sehnsucht nach den elementaren Dingen in einer Welt, die sich überwiegend abstrakt vermittelt.
Woher beziehen Sie Ihr Wissen und wer kennt sich mit Pflanzesymbolik aus?
Janscheck: Hauptsächlich sind es alte Menschen über 80 Jahre, die solches Wissen noch in sich tragen. Das ist der eigentliche Schatz, den sie an ihre Enkel und Urenkel weitergeben können.
Woher kommt der Spruch „Vorm Holunder zieh den Hut“?
Janscheck: Damit erwies man dem „Apotheker des Hauses“, wie er auch heißt, die Ehre. Ob Blüten, Blätter, Beeren oder Bast, alles an dieser eigentümlichen Pflanze ist heilsam.
Was hat es mit dem Beifuß an Sankt Martin auf sich?
Janscheck: Der Beifuß galt als Kraftkräutlein. An Stankt Martin, dem letzten Tag im Bauernjahr, wurde die „Kraftgans“ mit der „Kraftwurz“ zusammengebracht, um sich zu kräftigen und damit symbolisch den kommenden Winter zu überstehen.
Welche Pflanze hat im Winter besondere Bedeutung?
Janscheck: Zahlreiche Pflanzen unterstützten im Glauben der Menschen den neuen Lebensanstoß in der Phase des Übergangs zur Zeit der Rauhnächte. Besonders stark abwehrende und schützende Kräfte sprach man der Mistel zu. Ihre Zweige wurden in Kammern und Stall gehängt.