Der Startschuss für die Glaser'sche Gastronomen-Geschichte fiel im Jahr 1960, als Gerd Glasers Eltern, Leo und Elisabeth, in Nordheim eine Dorf- und Vereinswirtschaft erbauten. So stünde heuer auch das 60-jährige Firmenjubiläum an, doch an eine Feier ist im Moment aufgrund der Corona-Pandemie nicht zu denken. Die Gastwirtschaft ruht.
"Meine Geschwister Helga und Gerlinde und ich waren von Anbeginn in den Geschäftsablauf einbezogen", erinnert sich der Seniorchef der Traditionsgaststätte. "Und für uns war es eine Selbstverständlichkeit, unseren Eltern unter die Arme zu greifen und sie somit finanziell zu entlasten."
Mit zwölf Jahren hinter der Theke angefangen
So sammelte Gerd Glaser bereits als Zwölfjähriger hinter der Theke erste Erfahrungen. Freilich konzentrierte sich das Hauptgeschäft in den 1960er-Jahren auf das Wochenende. "Unter der Woche ist da recht wenig gelaufen", erinnert sich der gelernte Metzgermeister, der mit Hausschlachtungen seine Kasse auffüllte. Haupteinnahmequellen waren an sieben Arbeitstagen die Stammtische und die Treffs der Kartenfreunde, berichtet Glaser. "Das war früher selbstverständlich; da gab es keinen Ruhetag." Auch die Vereine sorgten mit ihren Versammlungen für Betrieb, der zur Spargel- und Herbstzeit am größten war.
Neuer Schwung in den Gaststättenbetrieb kam mit Wirtin Elisabeth Schneider, die Gerd Glaser 1970 heiratete und die 2018 überraschend verstarb. Es folgte 1977 die Betriebsübernahme und zwei Jahre später stellte die Familie mit dem Bau des ersten Gästehauses in Nordheim die Weichen für die Zukunft. Fortan war es möglich, in Nordheim auch Übernachtungen anzubieten.
"Ich mache das heute noch genauso gerne wie am ersten Tag."
Gerd Glaser, seit 60 Jahren hinter der Theke
Große Unterstützung, sagt Glaser, sei dem Betrieb durch den Fremdenverkehrsverein Volkach sowie die Volkacher Gastronomie zuteil geworden. Das war ungemein wichtig für die Dorfwirtschaft, in der es kontinuierlich aufwärts ging. Der gelernte Metzgermeister kümmerte sich zwar nach wie vor um die Wurstwaren in der Gaststätte, aber der Thekenbetrieb genoss bei ihm oberste Priorität.
Ein weiterer Meilenstein war das Jahr 1993. Damals wurde das frühere Vereinszimmer zur fränkischen Weinstube umgebaut und es entwickelte sich recht schnell zum Herzstück des Hauses. Ein Jahr später entstand das Gästehaus "Elisabeth", das Platz und Raum für noch mehr Touristen bot. Das bedeutete für Gerd Glaser und seine Mitstreiter einen noch höheren Zeitaufwand. "Ich war nicht selten bis zu zwölf Stunden an der Theke im Einsatz", berichtet Glaser und stellt nüchtern fest: "Entweder ich bin Wirt oder ich bin eben keiner."
Als das Schnitzel noch 2,60 DM kostete

Mit Schmunzeln erinnert sich der langjährig Thekenchef an die ehemaligen Preise bei Speisen und Getränke. Gäste konnten in den 1960er-Jahren noch ein Schnitzel für 2,60 D-Mark, ein "Rippla" für 2,00 Mark oder eine Tasse Kaffee für 50 Pfennige genießen. Das Bier wurde mit 50 Pfennigen und der Schoppen mit 80 Pfennigen angeboten. Durch Investitionen sorgten Gerd und Elisabeth Glaser sowie ab der Betriebsübernahme im Jahre 2010 auch Sohn Andreas – er ist wie sein Bruder Karl-Peter staatlich geprüfter Küchenmeister - und dessen Ehefrau Birgit dafür, dass der Gaststättenbetrieb mit der Zeit ging und somit konkurrenzfähig blieb.
Den betrieblichen Erfolg begründet Gerd Glaser mit wenigen Worten: "Ein Rad muss in das andere greifen und du musst mit Leib und Seele hinter deinen Aufgaben stehen." Dies gilt auch für das Personal, welches ebenso wie unzählige Kunden den Glasers seit vielen Jahrzehnten die Treue hält. Und der Seniorchef selbst denkt auch nicht ans Aufhören: "Ich mache das heute noch genauso gerne wie am ersten Tag."
