53 Jahre kam die Schule im Landkreis Kitzingen ohne einen Namen aus. Gymnasium Marktbreit – das war's. Schulintern wurde zwar immer mal wieder nach einem passenden Namen Ausschau gehalten, letztlich aber blieb ein halbes Jahrhundert alles wie gehabt. Die Dinge änderten sich jedoch zuletzt schlagartig, als das Gymnasium bei der Namensfindung ernst machte – und sich prompt eine blutige Nase holte.
Zwei geschlagene Jahre dauerte der schulinterne Namensfindungsprozess: Viele Gremien – von Steuerungsgruppen über Lehrerkonferenz bis Elternbeirat und Schülermitverantwortung – galt es einzubeziehen. Am Ende stand fest: Man möchte künftig „Hölldobler-Gymnasium Marktbreit“ heißen. Prof. Dr. Bert Hölldobler ist, wenn man so will, ein Kind der Schule: Der heute 81-Jährige, der in den vergangenen Jahrzehnten Karriere als profunder Verhaltensforscher machte, legte in Marktbreit sein Abitur ab und verbrachte seine Schulzeit in Ochsenfurt.
Mit dem auserkorenen Namen ging die Schule erstmals vor ein paar Wochen in die Öffentlichkeit, als der Schulausschuss des Kitzinger Kreistages informiert wurde. Da der Landkreis Kitzingen Aufwandsträger der Schule ist, bedurfte es einer Abstimmung des Gremiums. Eigentlich eine Formalie, weil letztlich die Schule wissen muss, wie sie heißen will.
Doch es kam anders: Damals brach ein veritabler Streit aus. Schulleiter Friedhelm Klöhr erntete, als er den Namenswunsch der Schule verkündete, erbitterten Widerstand von Marktbreits Bürgermeister Erich Hegwein, der als Kreisrat an der Sitzung teilnahm. Hegwein zeigte sich brüskiert, weil er sich vor vollendete Tatsachen gestellt und die Stadt in keiner Weise in die Namensfindung einbezogen sah. Die Stadt sei „nicht mal ansatzweise informiert“ worden, so der erboste Bürgermeister.
Einmal in Fahrt, geriet Hegwein immer mehr in Wallung – und sprach sich schließlich strikt gegen den neuen Namen aus. Das Zerwürfnis auf offener Bühne war perfekt. Mit dem Ergebnis, dass der Ausschuss die Abstimmung vertagte und weiträumig in den Herbst verschob. Das Thema wanderte damit zurück nach Marktbreit – auf dass sich die Konfliktparteien irgendwie einigen mögen.
Doch der Eklat wirkte nach – und zog in den folgenden Tagen und Wochen Kreise. Schließlich landete das Thema vergangene Woche im Marktbreiter Stadtrat. Dabei ging es ähnlich emotional zu wie zuvor im Schulausschuss: Hegwein beklagte, dass es kein Gespräch im Vorfeld gegeben habe. Deshalb sei er seinerzeit „fuchsteufelswild“ geworden, betonte Hegwein – und redete sich erneut in Rage. So sehr, dass er der Schule fast die Freundschaft kündigte und die „Freizügigkeit der Stadt“ gegenüber der Schule in Frage stellte.
Im Stadtrat war man sich allerdings einig, dass die Schule hervorragende Arbeit leiste. Ebenso stehe aber auch fest: Mit der bisherigen Bezeichnung habe sich ein Markenname etabliert, der gefälligst so bleiben solle. Weshalb die Stadträte ein entsprechendes Votum abgaben und sich – bei einer Gegenstimme – für den bestehenden Namen „Gymnasium Marktbreit“ aussprachen.
Die Schule selber zeigte sich von der Bürgermeister-Kritik überrascht und verwies darauf, ihre Hausaufgaben gemacht zu haben: Der interne Namensgebungsprozess sei sauber gelaufen. Dass der Gang in die Öffentlichkeit zum Fiasko wurde, könne man nicht verstehen. Die Stadt Marktbreit hatte immer von der Namenssuche gewusst und sogar einen eigenen Vorschlag abgeben dürfen.
Die Schule muss nach den Sommerferien nun schauen, wie man mit der öffentlichen Kritik und der Ablehnung durch den Stadtrat umgeht – und ob es einen Ausweg aus der Namensgebungs-Sackgasse gibt. Derweil sich Bert Hölldobler auf Anfrage dieser Zeitung entspannt zeigte: Er habe von dem Streit „nur am Rande gehört“ und wolle sich nicht weiter dazu äußern.
„Ich war fuchsteufelswild.“
Bürgermeister Erich Hegwein über die Präsentation des Namens