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WIESENTHEID: Hans Müller: FDP-Politiker aus Leidenschaft

WIESENTHEID

Hans Müller: FDP-Politiker aus Leidenschaft

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    Kein Gag fürs
    Kein Gag fürs Foto: Fotos: Andreas Brachs

    „Man hat mich nicht lange bitten müssen; Politik macht mir Spaß.“ Hans Müller beantwortet kurz und knapp, warum er sich für die Landtagswahl zum FDP-Direktkandidaten im Landkreis Kitzingen hat aufstellen lassen.

    Dabei hatte ihm der stellvertretende Landrat, Paul Streng, im April, zu Müllers 60. Geburtstag, gesagt: „60 ist ein wunderschönes Alter; da wird man ruhiger.“ Aber Politik bestimmt nun mal Müllers ganzes Leben und zumindest in diesem Punkt gibt er keine Ruhe.

    Mit 17 Jahren Parteieintritt

    Schon als 17-Jähriger findet Müller den Weg in eine Partei. Er tritt der Jungen Union und der CSU bei. Warum, das kann er nicht erklären, aber er ist ein geselliger Mensch, der sich einmischt und Verantwortung übernimmt. So gründet Müller in seiner Heimatgemeinde Wiesentheid eine Ein-Mann-JU und baut sie kontinuierlich auf. Der Jugendliche organisiert regelmäßig Stammtische, Discos und andere Veranstaltungen. Sein JU-Ortsverein gilt bald als der aktivste in ganz Bayern – und das will etwas heißen.

    Vereinsmeier

    Müller könnte auch Meier heißen, denn er ist im positiven Sinne ein Vereinsmeier. In der DJK ist er viele Jahre im Vorstand aktiv, geht zu Kolping, den Schützen, arbeitet im Partnerschaftskomitee mit, wird Mitglied im Gesangverein und im Tennisclub. Schließlich initiiert er die „Dorfschätze“ mit.

    Fast zwangsläufig wählen ihn die Wiesentheider mit 26 Jahren zum jüngsten Gemeinderatsmitglied, was er zwei Amtsperioden lang bleibt. „Ich wollte etwas bewegen, und im Gemeinderat kann man etwas bewegen“, sagt er im Rückblick. „Außerdem habe ich schon immer den Mund aufgemacht.“ Dazu macht Müller auf Orts- und Kreisebene in der CSU Karriere. Am Ende kommt er auf 24 Jahre im Marktgemeinderat.

    Zerwürfnis

    Dann folgt der Bruch: Ein persönliches Zerwürfnis und wachsende Meinungsverschiedenheiten mit der CSU münden in seinen Parteiaustritt. Von heute auf morgen legt er seine Ämter nieder. Kurz denkt Müller darüber nach, sich den Freien Wählern anzuschließen, stellt aber fest: „Ich bin ein parteipolitischer Mensch.“ Und so findet er 2006 seine neue politische Heimat in der FDP.

    Im Nachhinein stellt Müller für sich fest, dass ihm die CSU zu starr, zu konservativ und zu kirchlich war. Müller selbst ist aus der Kirche ausgetreten. Die FDP ist in seinen Augen toleranter und lässt mehr Diskussion an der – wenn auch deutlich kleineren – Parteibasis zu. „So viel Freiheit für den Einzelnen wie möglich und nur so viel Staat wie nötig“, lautet seine Überzeugung, die er seither bei den Liberalen vertritt.

    Schock nach Wechsel

    Dennoch berichtet Müller von einem Schock nach dem Wechsel: „Die CSU im Landkreis hatte etwa 1200 Mitglieder, die FDP zwölf.“ Also knüpft Müller an seine frühen JU-Erfahrungen an und baut auf. 50 Getreue hat er in zwischenzeitlich elf Jahren als FDP-Kreisvorsitzender um sich geschart. Dennoch sitzt er im Kreistag ganz allein für die FDP.

    Warum nun noch die Landtagskandidatur? Müller sagt über seine politische Ziehmutter: „Ich fände es gut, wenn die CSU von ihrem hohen Ross runterkäme und in eine Koalition gezwungen würde.“ Er wirft der seit Jahrzehnten regierenden Partei eine „Arroganz der Macht“ vor. „Die CSU bewegt sich nur, wenn sie Druck vor den Wahlen oder von Volksbegehren spürt.“

    Fast eine Insolvenz

    Doch müsste es laut Müller nicht unbedingt eine Koalition mit der FDP sein. Mit Blick auf den Bund sagt der Fachanwalt für Insolvenzrecht: „Die Koalition mit der Union hat uns fast in die Insolvenz geführt.“ Deshalb fand er es richtig, 2017 in Berlin in die Opposition zu gehen. Von der FDP-Handschrift sei im Koalitionspapier nichts mehr zu erkennen gewesen. „Das wäre ein Fiasko geworden.“

    Auch in Bayern geht es Müller um neue Ideen und frischen Wind. Im Landtag würde er sich für eine verstärkte Digitalisierung auf dem Lande einsetzen: in Wirtschaft, Schulen und Verwaltung. Auch hofft er auf Entbürokratisierung und eine moderne Gründerkultur. Start-up-Unternehmen hätten es wegen der langsamen Mühlen der Verwaltung schwer. Auch ein Thema für den Steuer-Fachanwalt: Schuldenabbau. Eine schwarze Null im Haushalt reicht Müller angesichts der Wirtschaftslage nicht.

    Forderungen

    Außerdem setzt er sich für die Duale Bildung ein. Müller fordert, „das Handwerk aufzuwerten“. Der FDP-Kandidat ist auch für ein Zuwanderungsgesetz, denn: „Ich würde mir gern raussuchen, wen ich in Deutschland haben will.“ Ohne Zuwanderung sei der Arbeitskräftemangel nicht zu beheben, ist er sich sicher.

    Hans Müller würde auch gern die Ladenschlusszeiten unter der Woche frei geben: „Keiner muss, aber jeder darf so lange sein Geschäft öffnen, wie er möchte.“ Und dann treibt den Politiker noch etwas um: Der Freiberufler würde gerne die Zwangsmitgliedschaften von Betrieben in der Industrie- und Handelskammer und in der Handwerkskammer aufheben.

    Und wenn es nichts wird mit dem Mandat? – Immerhin steht Müller nur auf Platz neun der unterfränkischen FDP-Liste, und die Hürde fürs Direktmandat hängt noch höher. Der Kandidat sieht es gelassen: „In meiner Wiesentheider Kanzlei habe ich Arbeit genug.“

    Hans Müller Der Fachanwalt für Steuer- und Insolvenzrecht ist 1958 in Würzburg geboren, lebt aber – mit Ausnahme seiner Studienjahre in Würzburg – schon immer in Wiesentheid. Nach dem Gymnasium im Steigerwald-Landschulheim seines Heimatorts studiert Hans Müller Rechtswissenschaft und macht sich 1985 mit seiner Anwalts- und Steuerkanzlei selbstständig. Müller saniert Firmen oder hilft Unternehmen beim Neustart nach einer Insolvenz. In die JU und in die CSU tritt Müller 1975 ein. Im Marktgemeinderat sitzt er von 1984 bis 2008 für die CSU. Für diese Partei ist er von 1996 bis 2002 Kreisrat. Seit 2006 gehört er der FDP an, ist von 2006 bis 2017 Kreisvorsitzender. Seit 2008 sitzt er für die FDP im Kreistag, heute als einziger Vertreter seiner Partei. Müller ist FDP-Ortsvorsitzender in Wiesentheid, FDP-Kreisschatzmeister und stellvertretender FDP-Bezirksvorsitzender. Jahrzehntelang engagiert sich Müller für viele Wiesentheider Vereine. Er ist Gründer und Vorsitzender des Vereins Insolvenz Anwalt 24 e. V., ein Zusammenschluss von rund 50 Kanzleien aus ganz Deutschland. Hans Müller ist verheiratet, hat einen Sohn (27) und eine Tochter (24). Seine Hobbys: Joggen und Marathonläufe. (abra)

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