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DETTELBACH: „Ich halte mich an das, was Rom erlaubt hat“

DETTELBACH

„Ich halte mich an das, was Rom erlaubt hat“

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    In einem feierlichen Gottesdienst wurde am Sonntagnachmittag Franziskanerpater Robert Jauch als neuer Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft „Maria im Sand, Dettelbach“ willkommen geheißen. In einem Interview erzählt er über seinen Weg nach Dettelbach und erste Eindrücke.

    Frage: Pater Robert, die Stationen Ihres bisherigen Lebens lesen sich wie eine kleine Weltreise: Bonn, Innsbruck, Graz, Mönchengladbach, Neviges, Münster, Jerusalem und dann wieder Düsseldorf. Was bringen Sie aus dieser vielfältigen Arbeit mit?

    Pater Robert: Ich hatte als Franziskaner wirklich bisher ein buntes Leben mit vielen Erfahrungen. Das waren für mich viele menschliche und auch pastorale sowie theologische Bereicherungen. Diesen Schatz der Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen bringe ich mit nach Dettelbach.

    War der Weg nach Dettelbach Ihr Wunsch?

    Pater Robert: Franziskus hat schon gesagt, dass wir Pilger und Fremdlinge auf Erden sind. Wir Franziskaner rechnen damit, dass wir häufiger versetzt werden. Mein Vorgänger Pater Johannes hat den Wunsch geäußert, den Orden zu verlassen, was ich sehr bedaure, nicht nur, weil damit die Leitung der Pfarreiengemeinschaft vakant wurde. Und so hat mich mein Provinzial gebeten, nach Dettelbach zu gehen. In Dettelbach scheint es mir aktuell so zu sein, dass die kommunalpolitischen Wunden der Eingemeindungen noch nicht alle heil geleckt worden sind. Da sind Verletzungen da, die ich auch zunächst einmal hilflos beobachten muss. Und dann kommen noch die kirchlichen und pfarrlichen Gegebenheiten dazu. All das sind natürlich alles in allem keine optimalen Voraussetzungen für einen Start.

    Wie sehen Sie Ihre Rolle als Schuldenverwalter nach der Renovierung?

    PATER ROBERT: Ich muss sagen, ich habe noch keinen aktuellen Überblick über die Finanzlage. Dazu kann ich nichts sagen. Ein Teil meiner Aufgabe wird es aber sicher sein, sauber zu schauen, was Angelegenheiten des Konvents oder der Wallfahrt sind und was die Pfarreien betrifft, für die ich dann zuständig bin. Alle hier lebenden Gläubigen sollen zu ihrem Recht kommen, aber ohne gegenseitige Rücksicht geht es wohl nicht.

    Sie haben 1997 den ersten Pfarrverband im Erzbistums Köln geleitet – hilft Ihnen das bei der künftigen Führung der Dettelbacher Pfarreiengemeinschaft?

    PATER ROBERT: Ich nehme zur Kenntnis, dass es im Bistum Würzburg eine Grundsatzentscheidung gibt, die Eigenständigkeit aller Pfarreien zu erhalten. Das bedeutet natürlich bei fünf Pfarrgemeinden, neun Kirchenstiftung und vielen Kindergärten eine Menge Sitzungen und Verwaltungsarbeit. Ich glaube auch, dass die Belastung für viele der Ehrenamtlichen hier schon grenzwertig ist – insbesondere, wenn Dinge wie Renovierungsmaßnahmen anstehen. Hier sollte es für eine gewisse Größe auch hauptamtliche Rechnungs- oder Geschäftsführer geben; in Köln heißen die Rendanten beziehungsweise Rendantinnen. Auf diesem Gebiet scheint mir die Mitarbeit der Laien sehr wichtig und auch wünschenswert.

    Hat diese Struktur der Pfarreiengemeinschaften Zukunft? Es wird immer weniger Priester geben für noch mehr Orte!

    Pater Robert: Kardinal Meißner spricht gerne eher von einem Gläubigenmangel als vom Priestermangel. Und das stimmt. Wir haben neulich den Gottesdienstplan für 2013 entworfen und ich muss sagen: Wir haben in Dettelbach schon noch ein breites Angebot, was die Sakramente und die Gottesdienste angeht. Es leben und arbeiten aktuell noch fünf Priesterbrüder im Konvent. Trotzdem ist es für meine Begriffe nicht mehr tragbar, dass sonntags zeitgleich vier Eucharistiefeiern stattfinden. Da darf ja nicht einmal einer krank oder mit den Messdienern unterwegs sein – das ist mir zu eng. Wir müssen das den tatsächlichen Gegebenheiten anpassen.

    Heißt das, es gibt dann sonntags auch Wort-Gottes-Feiern?

    Pater Robert: Nein, priesterlose Gottesdienste wird es am Sonntag nicht geben. Dazu ist keine Notwendigkeit. Jede Pfarrgemeinde wird ihre sonntägliche Eucharistiefeier haben, aber nicht alle um 10 Uhr. Vom Bischof Paul-Werner Scheele habe ich in den 70er Jahren den wunderbaren Grundsatz übernommen, den ich auch für mich in Anspruch nehme: „Selbst dicke Menschen können sich nicht teilen!“ Ich feiere gern die heilige Messe – aber ich möchte nicht im Stundentakt von einem Altar zum nächsten hecheln. Ich möchte nicht dauernd auf die Uhr gucken müssen und außerdem danach noch Zeit zum Austausch mit den Leuten haben. Näheres werde ich aber erst mit den Pfarrgemeinderäten besprechen. Einen Wortgottesdienst für Kinder parallel zur Messfeier oder regelmäßige Familiengottesdienste könnte ich mir gut vorstellen.

    Welche Rolle spielt für Sie die Dettelbacher Wallfahrt?

    Pater Robert: Ich bin schon in meinem Noviziat in Neviges in einem Wallfahrtskloster gewesen. Ich glaube, dass Wallfahrt eine Zukunft hat, man muss sich nur gezielt darum kümmern. Ich möchte, dass Pater Richard als Wallfahrtsseelsorger von der Pfarrei den Freiraum bekommt, sich intensiv um die Wallfahrt zu kümmern, denn Wallfahrer erwarten, dass sie umfassend willkommen geheißen werden. Wenn ich als Wallfahrtsseelsorger hier wäre, dann hätte ich schon eine Reihe an Ideen. Aber ich bin hier als Pfarrer ernannt worden, mein Bereich ist die Pfarrei. Dennoch sind wir als Mitbrüder im Kloster aufeinander verwiesen, und ich hoffe, dass auch die Menschen in Dettelbach dankbar anerkennen, dass es bei aller Unterschiedlichkeit eine Menge an Angeboten gibt.

    Aber die Gläubigen werden immer vergleichen und auch Vorlieben haben . . .

    Pater Robert: Ich habe meine Stärken, aber sicher auch meine Marotten und Eigenheiten; das ist letztlich nicht wichtig! Wichtig ist die Feier der Eucharistie als die Mitte unserer Gemeinde. Der eine kann es so, der andere so. Es gibt manchmal von den Menschen den Wunsch, dass der Name des Zelebranten in der Gottesdienstordnung genannt wird. Das möchte ich nicht! Im Vordergrund steht nicht der Zelebrant, sondern Christus. Wenn mir der eine so nicht passt, dann muss ich mir überlegen, ob es rechtens ist, dass ich mir das erlaube. So lange etwas katholisch ist und in der Einheit mit dem heiligen Vater, so ist das in Ordnung und der Rahmen, in dem „Originalität“ auch bereichernd sein kann.

    Die Diözese sucht derzeit im „Dialogprozess“ das Gespräch mit den Gläubigen über die Zukunftsthemen der Kirche. Kann dabei auch für die Pfarrei etwas herauskommen?

    PATER ROBERT: Ich weiß es nicht – ich hoffe es schon. Es gibt wichtige Impulse im Dialogprozess wie die Betonung des Jahrs des Glaubens oder des Wertes des Schriftgesprächs. Aber ich möchte meine Zeit nicht mit zusätzlichen Dialogsitzungen verbringen, die am Ende möglicherweise nur Papierstapel produzieren. Ich möchte den Dialog lieber im Gespräch mit den Menschen, zum Beispiel auch im Beichtstuhl, suchen – oder nach den Gottesdiensten, also direkt mit den Gläubigen. Das halte ich für fruchtbarer. Die Hoffnung mancher nach der nächsten „Päpstin“ (lacht) – die muss ich nicht haben.

    Wie sehen Sie die Rolle der Laien beim Dienst am Altar?

    Pater Robert: Sie spielen auf das blöde Gerücht an, das in Dettelbach schon kursierte, ich duldete keine Frauen am Altar. Woher das kommt, weiß ich nicht, ist mir auch ziemlich egal. Vor kurzem habe ich erst mit zwei jungen Damen am Altar gestanden, zwei Ministrantinnen. Ich halte mich an das, was Rom erlaubt hat – da wird niemand ein Blatt Papier zwischen mich und den heiligen Vater bringen.

    Haben Sie einen Wunsch für Ihre Arbeit in Dettelbach?

    Pater Robert: Ich wundere mich darüber, dass es in einer solchen Pfarreiengemeinschaft mit so vielen Kirchen keinen hauptamtlichen Kirchenmusiker gibt. Ich habe erlebt, was das für Impulse für eine lebendige Liturgie geben kann, etwa mit Projektarbeit, Kinderchor oder neuen geistlichen Liedern. Da sollte das Bistum Dinge ermöglichen. Ich habe den Verdacht, dass in Würzburg manchmal der Eindruck herrscht, „wenn auf dem Land die Glocken läuten, langt das“.

    Pater Robert Jauch

    Geboren wurde Pater Robert Jauch 1954 in Düsseldorf. Der 58-Jährige studierte neben Katholischer Theologie auch Sozialwissenschaften. Seit 1982 gehört er dem Franziskanerorden an und wirkte in verschiedenen Klöstern der Kölnischen Provinz. Danach wirkte Pater Robert in verschiedenen Klöstern der Kölnischen Franziskanerprovinz. Von 1995 bis 2000 war er Pfarrer in Neviges, dem ältesten Wallfahrtsort zu Mariä Empfängnis nördlich der Alpen, im Bergischen Land. 2001 wirkte er kurzzeitig als Militärpfarrer in Münster, anschließend als Seelsorger in Düsseldorf. Von 2005 bis 2010 engagierte sich Pater Robert, der bereits Kommissar des Heiligen Landes seiner Ordensprovinz war, als Pilgerseelsorger im Heiligen Land und wirkte in der Grabeskirche zu Jerusalem und am Ölberg. 2010 kehrte er ins Düsseldorfer Kloster zurück.

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