Zwischen Steuerdschungel und Barrieren im Kopf – der Informationsabend des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern (vlf) in Willanzheim bot Denkanstöße, Anlass zu weiteren Gesprächen und wird den Teilnehmern wohl lange im Gedächtnis bleiben. Das schreibt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in einer Pressemitteilung.
Kreisvorsitzender Klaus Niedermeyer stellte die Referenten Johannes Scharvogel und Sebastian Wächter vor und schilderte, welche Spannungen es zwischen der Gesellschaft und den Landwirten derzeit gebe. Er stellte dar, dass die Proteste der Landwirte wegen mangelnder Wertschätzung ihrer Leistungen in der Gesellschaft wohl begründet seien.
Zur Verbesserung dieser Situation forderte er die Anwesenden auf, den Dialog mit den Bürgern zu suchen, um ein besseres Verständnis für ihre Probleme zu erreichen.
Neues aus dem landwirtschaftlichen Steuerwesen
Johannes Scharvogel vom Landwirtschaftlichen Buchführungsdienst in Würzburg sprach über "Neues im landwirtschaftlichen Steuerwesen". Er stellte die verschiedenen Steuerformen und deren Bedeutung für die Staatseinnahmen vor. An erster Stelle stehe die Umsatzsteuer, gefolgt von der Lohn- und der Einkommensteuer.
Scharvogel stellte den Unterschied zwischen "Grenzsteuersatz" und "Durchschnittssteuersatz" dar. Ebenso ging er auf die Förderung von Mietwohnungsbau nach § 7b EStG und den Klimaschutzpakt nach § 35c EStG ein. Zum Abschluss riss er Themen von gesetzlicher und privater Altersvorsorge über steuerfreie Gehaltsbestandteile bis zur Mobilitätsprämie an.
Sebastian Wächter schilderte in seinem Vortrag "Barrieren im Kopf" seinen persönlichen Lebensweg und seine Erkenntnisse daraus. Zu Beginn betonte er, dass nicht die Frage "Was geht nicht?", sondern die Frage "Was geht noch?" das Leben bestimmen sollte.
Lösungsorientiert an neuen Möglichkeiten arbeiten
Als Rollstuhlfahrer habe er Rollstuhlrugby für sich entdeckt und spiele sogar in der Bundesliga. Man trauere vergebenen Chancen nicht nach, sondern arbeite lösungsorientiert am nächsten Spielzug. Das sollten auch Landwirte auf ihren Betrieb übertragen und sich neue Möglichkeiten wie Erlebnisbauernhof, Biolandbau oder Sonderkulturen überlegen.
Da Veränderungen mit Anstrengungen verbunden sind, fehle den meisten Menschen die Bereitschaft dazu – zum Beispiel die Tierhaltung aufzugeben. Daher würden die Probleme ignoriert und keine Entscheidungen für eine Veränderung getroffen.
Als mögliches Beispiel schilderte Wächter das Verhalten bei der Hofübergabe: Was ist mit den ausscheidenden Kindern, wenn ein Kind den Hof übernimmt? Welche Rolle soll der Lebenspartner im Betrieb einnehmen? Wie kann die Pflege der älteren Generation auf dem Hof funktionieren? Wenn nicht von allen Beteiligten offen gesprochen und nach Lösungen gesucht werde, bestehe die Gefahr, dass Spannungen erheblich zunehmen würden.
Hilfe annehmen und Kooperationen eingehen
Wächter fasste vier Barrieren zusammen, die Veränderungen im Weg stehen: falscher Fokus, fehlende Akzeptanz, falsche Ziele und fehlende Verantwortung. "Mich hat keiner gefragt, ob ich die Veränderung will", sagte er. Auch Landwirte stünden vor Veränderungen, für die sie zum Teil nichts könnten. Daher sähen sie sich in der Opferrolle.
Aber sie sollten bereit sein, Hilfe anzunehmen und Kooperationen einzugehen. Oft fehlt es am Mut, nach Hilfe zu fragen, weil dies als Schande oder Versagen empfunden werde. "Das habe ich auch lange gemacht. Aber da bin ich nicht vorangekommen", sagte Wächter. Seine Devise: "Wer Opfer wird, hat Pech gehabt. Wer Opfer bleibt, ist selber schuld."