Sommer mit Unterhaltungsfaktor: Neben Musik-Konzerten und dem Open-Air-Kino "Mainschleifen-Flimmern" steht in Volkach auch wieder der Kabarett-Sommer an. Zwischen dem 15. Juli und 5. September finden die Open-Air-Veranstaltungen auf der Freibadwiese beziehungsweise auf dem Weinfestplatz statt. Dazu Fragen an Volker Heißmann von der Comödie Fürth.
Frage: Wie viel Arbeit ist es für den künstlerischen Leiter, den Volkacher Kabarett-Sommer aus dem Hut zu zaubern?
Volker Heißmann: Eine Reihe mit zehn Veranstaltungen vorzubereiten macht immer viel Arbeit. Für die Verantwortlichen vor Ort, allen voran den Tourismusverband Volkacher Mainschleife mit Marco Maiberger und Julius Straub, gilt es, Genehmigungen einzuholen, sich mit der Gemeinde und den Behörden abzustimmen, die zahlreichen Corona-Bestimmungen umzusetzen und die Infrastruktur aufzubauen. Und wir müssen die geeigneten Künstler anfragen, was ich sehr gern tue. Viele Kollegen haben Volkach gar nicht auf dem Schirm, weil sie ansonsten allenfalls in Würzburg spielen. Dann heißt es, für jeden den geeigneten Termin zu koordinieren. Aber das alles bereitet auch viel Spaß. Wir freuen uns total darauf, endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Das ist dann alle Mühe wert!
Worauf lag diesmal ein besonderer Schwerpunkt?
Heißmann: Es gibt keinen besonderen Schwerpunkt. Oder anders gesagt: Unser Schwerpunkt ist immer der gleiche: Wir wollen, da kann ich für alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler sprechen, die Menschen einfach bestmöglich unterhalten, gerade in einer so komplizierten Zeit wie jetzt. Aber logischerweise hat jede und jeder einen eigenen Stil, egal ob das Martina Schwarzmann ist, Wolfgang Krebs oder Günter Grünwald.
Welche Lehren wurden aus der Premiere vergangenes Jahr gezogen?
Heißmann: Eigentlich nur die, es wieder genauso zu machen: Wir haben 2020 ein so tolles Feedback von allen Seiten bekommen, dass für uns schnell klar war, den Kabarett-Sommer heuer erneut auf die Beine zu stellen. Klar gibt es immer Dinge, die man verbessert – die Registrierung zur Kontaktverfolgung etwa ist jetzt auch per App möglich. Aber wir sind ja schon einige Jahre länger auch als Veranstalter großer Events wie dem "Fürth Festival" oder dem "Sommernachtsball" mit normalerweise vielen tausend Besuchern tätig. Wir wissen also ganz gut, was man dabei alles beachten muss.
Woher kommt die enge Verbindung zu Volkach?
Heißmann: Eigentlich vor allem daher, dass Martin Rassau und ich in den letzten 20 Jahren immer gerne hier gespielt haben. Dadurch sind wir privat ebenfalls oft in Volkach und Umgebung zu Gast gewesen. Wir mögen Unterfranken sehr. Die Kulisse am Weinfestplatz ist darüber hinaus wunderschön, das Wetter hier ist oft ein bisschen besser, und die Menschen sind nett. Was kann man sich mehr wünschen? Und natürlich ist der ein oder andere gute Schoppen auch ein Argument (lacht).
Warum gibt es noch keinen "Ableger" der Comödie Fürth in Volkach?
Heißmann: Ganz einfach: Wir haben mit unserem Theater in Fürth genug zu tun. Dort gibt es an bis zu 300 Abenden im Jahr ein vielfältiges Programm, das hoffentlich ab Herbst wieder halbwegs normal laufen kann, mit unseren Sketch-Shows, der Weihnachtsrevue und den beiden großen Boulevard-Komödien, aber auch mit den rund 100 Gast-Künstlern, die bei uns zwischen Januar und Dezember auftreten. Außerdem haben wir mit dem "Grüner Brauhaus" und dem "Grüner Felsenkeller" noch eine eigene Gastronomie, die sehr arbeitsintensiv ist. Würden wir noch ein zweites Haus eröffnen, könnten wir uns nicht mehr auf ein Objekt konzentrieren, sondern müssten bestimmte Dinge aus der Hand geben. Und dann besteht immer die Gefahr, dass das Ergebnis den eigenen Ansprüchen nicht genügt. Aber beim "Kabarett-Sommer" können wir uns auf jeden Fall gut vorstellen, daraus eine regelmäßige Institution zu machen. Wer weiß, vielleicht feiern wir hier auch eines Tages 30-jähriges Jubiläum wie heuer in der Comödie... (lacht)
Wie ist die Lage im Fürther Stammhaus nach eineinhalb Jahren Pandemie?
Heißmann: Wir hoffen wie gesagt auf einen halbwegs normalen Betrieb ab September. Schon vor Monaten haben wir ein eigenes Hygienekonzept ausgearbeitet, das von allen beteiligten Behörden für sehr gut befunden wurde. Außerdem haben wir hochmoderne Luftfilteranlagen angeschafft, die bis zu 99 Prozent aller Viren und Bakterien aus der Raumluft absaugen können. Der Besuch bei uns ist absolut sicher. Aber natürlich ist die Lage nach wie vor kompliziert.
Ihre Einschätzung: Was hätte in Sachen Kunst und Pandemie anders laufen können/müssen?
Heißmann: Ach, das ist ein weites Feld. Wir haben natürlich finanzielle Hilfen bekommen, ohne die unser Betrieb nicht weiter existieren hätte können. Von daher will ich das Fass nicht wieder aufmachen. Was allerdings wirklich noch immer für alle Kulturtreibenden ein echtes Problem darstellt, ist die mangelnde Planbarkeit. Erst 48 Stunden vorher wurde beispielsweise vonseiten der Staatsregierung kommuniziert, dass ab dem 1. Juli mehr Menschen auf Open Air-Veranstaltungen zugelassen sind. Hier braucht es für die gesamte Branche endlich bessere und vor allem langfristigere Konzepte, die auch Bestand haben.

Lachen gegen Corona – hilft das?
Heißmann: Ohne Humor hätte ich die letzten 18 Monate nicht überstanden, ohne verrückt zu werden. Wir hatten de facto ein Berufsverbot, und eine Zeitlang hing unsere gesamte Existenz und die unserer fast 100 Mitarbeiter am seidenen Faden. Alles, was wir in drei Jahrzehnten aufgebaut haben, stand auf dem Spiel. Von daher habe ich mich bemüht, mich nicht zu sehr von der Situation herunterziehen zu lassen und immer wieder einen kleinen sonnigen Moment für mein Gemüt zu erzeugen. Und grundsätzlich ist Lachen die beste Medizin. Vielleicht nicht gegen das Virus selbst, aber auf jeden Fall gegen den Umgang damit.
Worauf freuen Sie sich beim Kabarett-Sommer besonders?
Heißmann: Das Schöne ist: Es treten nur Künstlerinnen und Künstler auf, die wir persönlich sehr schätzen – das ist uns ganz wichtig, sonst könnten wir nicht dahinterstehen. Aber heuer freue ich mich besonders auf "Die Feisten", weil bei denen die Verbindung zwischen Comedy und Musik einfach außergewöhnlich originell ist. Und Werner Schmidbauer ist immer ein Genuss, nicht nur, weil er einer der besten Musiker ist, den wir in Bayern haben. Sondern auch, weil er stets etwas zu sagen hat.
Sie treten in Volkach mit "Sommer, Sand und Gwaaf" auf – warum muss man das gesehen haben?
Heißmann: Das muss man nicht. Ich würde es allerdings trotzdem empfehlen, weil man mal eineinhalb Stunden abschalten kann von all dem Irrsinn. Und sich vielleicht ab und zu wiedererkennt in den kleinen und großen zwischenmenschlichen Dramen, die wir persiflieren.
Ihr Motto für diesen Sommer?
Heißmann: Keine Interviews mehr. Sondern einfach nur auf der Bühne stehen und spielen, spielen, spielen... wir haben da echt viel nachzuholen!