Lange Zeit herrschte auf dem Areal der Volkacher Feuerwehr ziemliche Ruhe. Lediglich bei Einsätzen gab es die übliche stressige und angespannte Situation, wenn die Feuerwehrleute mit ihren Autos am Hof ankamen und die ersten Löschfahrzeuge mit Sonderrechten ausrückten. Doch das ist jetzt vorbei. Seit einiger Zeit hört man lachende Kinderstimmen auf dem Hof und in dem Einsatzgebäude. Die „Mäusemelder“ sind wieder da! „So wird die Kindergruppe unserer Feuerwehr genannt“ erklärt die Gruppenleiterin Angelika Rosenbauer, die versucht, die ganze Rasselbande im Zaum zu halten.

Nach über eineinhalb Jahren coronabedingten Stillstand ein schwieriges Unterfangen. Wissbegierig stöbern sie in der Fahrzeughalle herum, bestaunen die Löschfahrzeuge und klettern auf das Wasserrettungsboot. Die Volkacher Kinderfeuerwehrgruppe ist eine der ältesten Einrichtung im Landkreis. Gut 20 Jahre gibt es eine solche Gruppe. „Und jetzt geht’s endlich wieder los!“, meint Rosenbauer stolz. Ungefähr zehn interessierte Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren wurden von ihren Eltern angemeldet. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Mädchen.
Für Thomas Grimmer, Bezirksjugendwart Jugendfeuerwehr-Unterfranken, ist es wichtig, die Kinder so früh wie möglich zur Feuerwehr zu bringen, um ihr Interesse am Feuerwehrdienst zu wecken. Laut seinen Angaben gibt es im Landkreis Kitzingen elf Feuerwehren, die Kindergruppen haben. „Wir wollen dass die Kinder Spaß haben und vermitteln ihnen spielerisch Wissen zum Brandschutz“, so die Gruppenleiterin.
Daneben gibt es aber noch Ausflüge und andere Gemeinschaftserlebnisse, wie zum Beispiel ein „Übernachtungsfest“. Am letzten Freitag standen Löschübungen mit Zielspritzen an. Das Helferteam um Angelika Rosenbauer hatte dazu Schläuche im Feuerwehrhof verlegt, und bei den warmen Temperaturen gab es auch den einen oder anderen Wasserschwall auf seinen Nachbarn. Eine Woche davor war eine „Spritztour“ mit dem Feuerwehrboot auf dem Main angesagt.

Der siebenjährige Deniz Polat ist mit Begeisterung bei der Sache. Sein Berufswunsch ist schon heute bekannt: „Feuerwehrmann oder Polizist“. Bemerkenswert der Satz der achtjährigen Isabell Ring, die Feuerwehrfrau werden will „um anderen Menschen helfen zu können“.
Keine Frage: die Kleinsten der Feuerwehrriege sind bei all dem Spaß, den sie haben, auch mit Ernst bei der Sache. Paradebeispiel dafür ist der heute 30-jährige Feuerwehrler Fabian Fuß, der vor 22 Jahren bei der Kinderfeuerwehr in Volkach angefangen hatte. Seine weiteren Stationen: Jugendfeuerwehr, dann mit 18 Jahren zu den „Großen“. „Eine Zeit, die ich nie bereut habe“, sagt er. Seine Ausbildungen: Maschinist, Gruppenführer und Atemschutz-Gerätewart.

Manuel Fröhlich, der Vorsitzende des Volkacher Feuerwehrvereines, sieht sich auf dem richtigen Weg: „Nur durch eine gute Nachwuchsarbeit bei der Jugend gelangt man zu einem professionellen Stamm von Aktiven.“
Bei der Kinderfeuerwehr gelernt – im Ernstfall gebraucht, zeigt ein eindrucksvolles weiteres Beispiel: Vor einiger Zeit kam es in Volkach zu einem Zimmerbrand. Die Familie saß im Erdgeschoss, als der Rauchmelder im Obergeschoss anschlug. Ein zehnjähriges Kind der Familie – Mitglied in der Volkacher Kinderfeuerwehr – erkannte sofort das Geräusch, flitzte los und bemerkte einen entstehenden Brand. Eigenständig verständigte es jetzt auch noch über den Notruf 112 die Feuerwehr. Durch die schnelle Reaktion des Kindes konnte Schlimmeres verhindert werden.
KinderfeuerwehrenElf Kinderfeuerwehren sind im Landkreis Kitzingen den Ortswehren angegliedert. Dies sind: Astheim, Biebelried, Großlangheim, Hörblach, Mainbernheim, Mainstockheim, Marktbreit, Marktsteft, Nordheim und Volkach. Neu dazugekommen ist Eichfeld und in Gaibach wird eine Kindergruppe gerade geplant. Interessierte können sich gerne bei den jeweiligen Kommandanten der Feuerwehren melden und nach einem „Schnuppertag“ nachfragen. Weitere Infos findet man auch im Internet unter kfv-kitzingen.de Coronabedingt gibt es zum Großteil noch keine genauen Programme. Auf Anfragen der Redaktion ist aber bei vielen Gruppen mit einem Start noch im Juni zu rechnen. Quelle: Thomas Grimmer, Bezirksjugendwart
