Käsekuchen, immer nur Käsekuchen habe es anfangs gegeben. Bis sich die drei Damen Renate Heunisch, Doris Schiwek und Gabi Röder mal beschwert haben. „Und auf einmal gab es dann total tolle Kuchen. Die haben wir dann auch gelobt, schließlich soll es weiterhin so leckere Kuchen geben“, sagt Renate Heunisch (55) und lacht.
Die drei Freundinnen kommen jeden Donnerstag ins Cineworld im Mainfrankenpark in Dettelbach. Immer zum Film-Café. Dann organisiert das Kino ein gemeinsames Kaffeetrinken und Klönen, mit anschließendem Filmanschauen. „Das ist wie zwei Stunden Urlaub“, sagt Renate Heunisch. „Und mittwochs sind wir auch immer da, zu Ladies first“, wirft Doris Schiwek (56) ein. Jeden Mittwoch zeigt das Kino einen Film nur für Frauen, dabei findet eine Verlosung statt. „Da sind wir immer diejenigen, die sagen, wir haben noch nie was gewonnen“, sagt Gabi Röder (57) lachend.
Überhaupt ist die Stimmung im Kino sehr fröhlich bei Kaffee und Kuchen. Julia Michel, Theaterleiterin des Cineworld, will damit eine neue Zielgruppe im Kino ansprechen. Immer mehr ältere Menschen, die sogenannten „Best Agers“, würden heutzutage ins Kino kommen. „Lange war das typische Publikum zwischen 20 und 30 Jahre alt. Heute sind auch viele über 50-Jährige da“, erzählt sie. In Hollywood ist die neue Kino-Generation auch schon angekommen. Viele Filme werden heute speziell für ältere Zuschauer produziert.
Dass Kino ein neues Publikum erreicht, hat verschiedene Gründe. Zum einen haben viele junge Menschen weniger Geld und können oder wollen sich einen Kinobesuch nicht leisten. Zum anderen sind ältere Menschen aktiver geworden. Sie sind mit dem Kino aufgewachsen und haben einfach „Lust am Ausgehen“, erklärt Julia Michel.
Das Programm wird extra für das ältere Publikum ausgewählt. Die Filme sollen ans Herz gehen, anspruchsvoll sein – und vor allem aktuell. „Die Gänsehaut muss einfach da sein,“ sagt Julia Michel. Dass das klappt, zeigen die wöchentlichen Besucherzahlen von bis zu 200 Gästen. Auch die Begeisterung der drei Freundinnen ist ungebrochen: „Die Filme haben von allem ein bisschen, so wie das Leben eben spielt.“
Vergangenen Donnerstag versuchten Meryl Streep und Tommy Lee Jones ihre Ehe zu retten in der Sexkomödie „Wie beim ersten Mal“. Das Kinopublikum besteht hauptsächlich aus Frauen. Renate Heunisch lässt ihren Mann auch lieber zu Hause. „Wenn der daheim bleibt, hab' ich meine Ruh“, schmunzelt sie. „Obwohl, heute hätte er vielleicht was lernen können.“
Dass das Film-Café am Nachmittag stattfindet, kommt vielen entgegen. Abends im Dunkeln fahren einige ältere Besucher nicht mehr gern allein. Nachmittags ist es noch hell, die Heimfahrt kein Problem.
Auch im Cinemaxx, dem Großkino im Würzburger Alten Hafen, hat Pressesprecherin Nicola Schneider die gleiche Beobachtung gemacht. „Viele anspruchsvolle, schöne Filme locken heute Menschen ab 40 in die Kinos“, sagt sie. Im Gegensatz zu Cineworld bietet das Cinemaxx ein anderes Konzept an: das Schiffers-Senioren-Film-Café, das einmal im Monat Filmklassiker wie „Sissi“ oder „Das Wirtshaus im Spessart“ zeigt. Dazu organisieren einige Seniorenheime extra die An- und Abreise ihrer Heimbewohner zum Kino.
Wolfgang Weißenberger sieht gerne aktuelle Streifen. Vergangenen Donnerstag ist der 75-Jährige mit seiner Frau das erste Mal im Film-Café im Mainfrankenpark gewesen. Er sagt, er habe das Kino für sich im Alter entdeckt. Und: Kino sei so etwas wie ein Gesellschaftstreff geworden. „Wir kommen her, unterhalten uns, es gibt eine gewisse Vorfreude. Die Stimmung ist einfach nett.“
Renate Heunisch hat einen Kuchen gebastelt aus Steckschaum und Blumen aus dem eigenen Garten. „Ein Dankeschön für den netten Service und die mittlerweile große Auswahl an Kuchen“, sagt sie augenzwinkernd.