Waren es in Deutschland im Jahr 2000 noch 9500 Kinder und Jugendliche, die mit Alkoholvergiftungen in Krankenhäuser gebracht werden mussten, stieg deren Zahl im Jahr 2005 auf 19 500. „Auch im Landkreis Kitzingen nimmt diese Zahl zu.“ Das sagte Landrätin Tamara Bischof am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Das Thema Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen beschäftige das Landratsamt, Gemeinden, den Kreisjugendring und die Polizei schon geraume Zeit. Als eine von vielen Vorkehrungen ist 2009 die Sicherheitspartnerschaft ins Leben gerufen worden. Mit der Aktion „Klartext reden“ soll die Alkoholprävention noch einmal verstärkt und in die Familien hineingetragen werden, erklärte die Landrätin.
Die Aktion wurde vom Arbeitskreis „Alkohol und Verantwortung“ des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosenhersteller und Importeure (BSI) angestoßen und finanziert. Eine Tatsache, die ihm zunächst widersinnig vorkam, räumte Kreisjugendpfleger Herbert Köhl ein. Auf die Aktion sei er durch einen anderen Kreisjugendring aufmerksam worden, der damit beste Erfahrungen habe. Deshalb habe man sich auch in Kitzingen beworben.
Am Jugendschutz arbeite man im Kreisjugendring schon seit Jahren. Die Sicherheitspartnerschaft werde ernst genommen, erreiche aber nur sehr schwer die Eltern, die für ihre Kinder die Verantwortung tragen. „Ich hoffe die Eltern nehmen das Angebot von 'Klartext reden' an“, denn hier besteht ein großer Nachholbedarf“, erklärte Köhl.
Für den BSI sagte dessen Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick, der Verband stehe hinter den Bestimmungen des Jugendschutzes und sei sich seiner Verantwortung bewusst. Die Kampagne „Klartext reden“ sei 2005 ins Leben gerufen worden und wurde zusammen mit dem Bundes-Elternrat und unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt.
Die Verantwortung liege aber nicht alleine bei den Herstellern sondern gelte auch für den Handel, die Gastronomie, Tankstellen und in aller erster Linie für Eltern. „Jugendschutz steht vor wirtschaftlichen Interessen“, sagte Wiesgen-Pick bei der Vorstellung des Projektes, das bisher bundesweit an über 100 Schulen durchgeführt wurde.
„Wir wollen die Eltern darin bestärken, mit ihren Kindern häufiger über das Thema Alkohol zu sprechen“, so die Geschäftsführerin. Mit „Klartext reden“ wolle man Eltern praktische Tipps für ihre Erziehungsarbeit geben und ihre Rolle als Vorbilder stärken, sagte Wiesgen-Pick. Geschehen sind dies in Workshops unter Anleitung geschulter Suchtexperten. Insgesamt sind vorerst drei dieser Workshops im Landkreis geplant. Dazu gibt es eine Informationsbroschüre als Gesprächsleitfaden für Eltern und ein Training unter www.klartext-elterntraining.de
Die Termine der Workshops: Dienstag, 26. Oktober, Volksschule Volkach statt. Mittwoch, 27. Oktober, Richard-Rother-Realschule Kitzingen, Donnerstag, 28. Oktober, Volksschule Kitzingen Siedlung. Beginn: jeweils um 19.30 Uhr.