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Marktbreit: Macbeth - gelungene Inszenierung des Shakespeare-Klassikers

Marktbreit

Macbeth - gelungene Inszenierung des Shakespeare-Klassikers

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    Szenenbild der Macbeth-Aufführung am Gymnasium Marktbreit mit (von links): Sarah Kefeli, Adelina Leikam, Jakob Wagner, Bastian Keller, Falko Ratsch, Nadine Salem, Henriette Braun
    Szenenbild der Macbeth-Aufführung am Gymnasium Marktbreit mit (von links): Sarah Kefeli, Adelina Leikam, Jakob Wagner, Bastian Keller, Falko Ratsch, Nadine Salem, Henriette Braun Foto: Rüdiger Horn

    Macbeth: ein blutrünstiges Schauerstück, eine große Tragödie, eine einzigartige Erörterung der Abgründe der menschlichen Seele. Die Theatergruppe der Oberstufe des Gymnasiums Marktbreit hat sich unter der Leitung von Florian Geißler dieses Stück auf eine sehr gelungene und zeitgemäße Weise angeeignet und zur Aufführung gebracht. Deutlich wird dies aus einer Pressemitteilung des Gymnasiums.

    Folgende Rezension schreibt Katja Schulte-Bockholt, Pressebeauftragte des Gymnasiums Marktbreit. Die Frage ist: Wo entfalten die seelischen Mechanismen von Ehrgeiz, Verrat und Machtgier noch heute ihre zerstörerische Wirkung? Wo gibt es ihn noch, den Königsmord? Die Antwort, die die jungen Darstellerinnen und Darsteller hier finden, funktioniert gut und verleiht der Inszenierung ihre besondere Note: in der Halbwelt der Drogenkartelle und Verbrechersyndikate.

    Wirkungsvoller Bühnenraum

    Die Bosse von mächtigen Verbrecherclans bevölkern den unter der künstlerischen Leitung von Ulrike Dietrich-Knobling gekonnt reduziert, pointiert und sehr wirkungsvoll gestalteten Bühnenraum. Sie trinken Champagner, haben prächtige Villen und wissen, wie man das Leben genießt. Ihr Gesetz ist die Macht und ihre Waffe die Angst. Moral ist für sie bis aufs Äußerste dehnbar, und doch beanspruchen sie, eine Ordnung zu repräsentieren, Träger eines Ehrencodexes zu sein. Dr. Persephone Duncan, überzeugend gespielt von Aneka Nowak, ist die Königin dieser Halbwelt. Ihre Autorität ist unangefochten, souverän beherrscht sie ihr Imperium.

    Doch es sind vor allem die Nebenfiguren, die diese Verbrecherwelt vor den Augen des Publikums auf gekonnte Weise lebendig werden lassen. Da ist das stille Hausmädchen, das den Drogenbossen geflissentlich zu Diensten ist. Es sieht alles, hört alles, kommentiert aber nichts (Nadine Salem). Da gibt es einen korrupten Leibarzt, der das Abgleiten der Lady Macbeth in den Wahnsinn diskret begleitet (Falko Ratsch). Es gibt verwöhnte Drogenprinzessinnen (Judith Schneider), eiskalte Auftragskiller (Jana Schneider) und den unvermeidlichen Mann fürs Grobe im weißen Designeranzug (Bastian Keller).

    Originelle Hexen

    In diesem Milieu entfaltet sich nun das allseits bekannte Drama: Macbeth ist ein loyaler Untergebener der Drogenbaronin Duncan - eigentlich. Er ist ein gefeierter Held, kämpft für Duncan und sein Imperium und ist zufrieden mit dieser Rolle - zunächst. Doch dann prophezeien ihm die berühmten Shakespeareschen Hexen - von Anne-Sophie Blanke, Lena Engel und Paula Leimeister äußerst originell als Chemielaborantinnen einer Chrystal-Meth-Küche dargestellt - dass er der zukünftige König der Unterwelt sein wird. Doch Dr. Duncan erfreut sich bester Gesundheit und hat auch bereits einen Nachfolger für sich erwählt. Und das ist nicht Macbeth!

    Dies ist die Ausgangslage, von hier aus nimmt das Stück Fahrt auf, und für knapp zwei Stunden führen die jungen Darstellerinnen und Darsteller ihr begeistertes Publikum durch die Geschichte des Aufstiegs und Falls von Macbeth. Ihnen gelingt, was eine gute Shakespeare-Inszenierung ausmacht: Sie halten die Spannung, halten das Tempo, flankieren den getriebenen Helden, machen sein Scheitern zu einem beispiellosen Spießrutenlauf. Überzeugend spielt Paula Leimeister den Macduff, er ist der Antagonist von Macbeth, der den Verlockungen von Macht und Ehrgeiz widersteht und Macbeth später zu Fall bringen wird. Jakob Wagner zeigt großes Talent in der Verkörperung des Banquo: Erst Freund und Spießgeselle des in Verrat und Mord abgleitenden Macbeth', bewahrt er sich doch seine kritische Haltung und gerät daher selbst in dessen grausame Mordmaschinierie.

    Herausragende Leistung

    Als machthungrige Lady Macbeth stachelt Adelina Leikam ihren Mann an, Duncan zu ermorden, damit sie an der Seite ihres Mannes Königin der Unterwelt sein kann. Kalt, berechnend, mit bösen, gekonnt reduzierten Gesten dreht sie alle Werte um, indem sie für die Durchführung des ehrlosen Mordes Macbeths Liebe, Ehre und Männlichkeit beschwört. Macbeth lässt sich darauf ein. Und indem Macbeth versucht, sich zu verwirklichen, zerstört er sich selbst. Mord zieht Mord nach sich, die Ermordeten besuchen Macbeth als Gespenster, er versinkt in Wahnvorstellungen, Angst und Schuld. Henriette Braun zeigt hier in Mimik und Gestik, in Spiel und Sprache eine wirklich herausragende Leistung.

    Dass die Inszenierung so gelungen und dicht war, lag auch an den musikalischen und tänzerischen Einlagen, die die Botschaft des Stückes gekonnt unterstützen. Angeleitet und begleitet von Martin Burkard sangen Jule Mader und Maren Wiesmann an gut ausgewählten Stellen des Dramas drei Songs. Besonders gelungen war hier die Interpretation des Songs „Creep“ von Radiohead, der den alles sprengenden Wunsch nach Macht und Anerkennung, von dem Lady Macbeth beherrscht wird, in ekstatische Melodien übersetzt. Unter der Leitung von Iris Ruppert stellten sieben Tänzerinnen der Oberstufe Kernstimmungen des Stücks auf eindringliche Weise tänzerisch dar, zum Beispiel die Furien und Rachegeister, die Macbeth heimsuchen und nicht mehr loslassen, bis er unter der Last seiner Taten zusammenbricht.

    Es war eine beeindruckende Leistung, die hier unter der Gesamtleitung von Florian Geißler auf die Bühne gebracht wurde. Das begeisterte Publikum honorierte sie an beiden Aufführungstagen mit tosendem Applaus.

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