Norman Thieme hat die Krankheit Asperger Autismus, sitzt aber nicht zuhause, sondern ist jede Woche auf der Anlage des Golfclubs (GC) Kitzingen anzutreffen. Dort hat der 36-Jährige Spaß am Training. Inzwischen kann er stolz auf erste Erfolge sein: eine Goldmedaille und eine Bronzemedaille von einem Special Olympics-Turnier. Stolz zieht der Würzburger das Edelmetall aus seiner Tasche, wenn er bei den Internationalen Bayerischen Meisterschaften der Behinderten im Golfclub Kitzingen darauf angesprochen wird.
Er arbeitet in den Mainfränkischen Werkstätten, wo 2015 eine Sportgruppe gegründet worden war und er Freude am Golfen gefunden hatte. "Das ist ein schöner Ausgleich zum Alltag", sagt Norman Thieme, der Spaß ist ihm dabei aus dem Gesicht abzulesen. Er sei recht gut im Putten, "aber bei den langen Schälen fehlt mit etwas der Drive", bekennt der 36-Jährige. Er ist stolz, dass er bei den kürzlichen Clubmeisterschaften in Kitzingen von Präsident Oliver Haese für seine Medaillengewinne geehrt worden war.

Ein ganz anderer Typ als Thieme ist der zweite Unterfranken im Feld der 69 Teilnehme und Teilnehmerinnen: Frank Sorber. Er ist unterschenkelamputiert und hat eine Prothese. Er war einst per Zufall in ein Golfclub-Restaurant geraten. Der Bad Neustädter hat inzwischen schon mehr als 100 Turniere gespielt, nur mit Behinderten genau so wie mit Menschen ohne Handicap, wo er mit seinem Handicap von 18,6 recht gut mithalten kann.
International am Start
Der 61-Jährige spielte heuer die Behinderten-Masters in Prag und die Deutsche Meisterschaft und durfte gar für die deutsche Mannschaft eine europäische Ryder-Cup-Meisterschaft in London bestreiten.
Die Internationalen Bayerischen Meisterschaften in Kitzingen bestritten Golfer aus acht Nationen, neben den Deutschen waren vor allem die Tschechen stark vertreten. Wie Tobias Hennecke, Presseverantwortlichen des Bayerischen Golfverbandes, wissen ließ, sind rund 2500 Behinderte Golfer in Deutschland registriert und es gibt einen eigenen Behinderten-Golfclub Deutschland.
Das Teilnehmerfeld in Kitzingen gab ein Spiegelbild der Behinderungen mit Beinamputierten, Blinden, Kleinwüchsigen oder auch den Rollstuhl gefesselten Spielern. Die Spielerinnen und Spieler werden nach dem Handicap-Index in Klassen eingeteilt um eine gerechte Wertung zu bekommen. Der Golfsport ist in Deutschland sogar als Reha-Sport empfohlen. Der koordinierte und genaue Bewegungsablauf im Golfsport sowie die psychische Beanspruchung würden das Golfen zu einer optimalen Therapiemethode machen.
Elektronische Hilfe
Die Rollstuhlfahrer benutzen so genannte Para-Golfer, eine elektronisches Hilfsmittel, das die Behinderten über den Platz fährt. Vor einem Schlag kann sich der Behinderte mit dem aufrichten und in Schlagposition bringen lassen. Dieses Gerät hat der auf den Rollstuhl angewiesene Unternehmer Christian Nachtwey, der Players Captain des Behindertengolfclubs Deutschland ist, vor 25 Jahren auf den Markt gebracht.

In Kitzingen wurden die Bayerischen Meister gesucht und auch die Internationalen Bayerischen Meister gekürt. Den Titel des Internationalen Deutschen Meisters und den Gesamtsieg holte sich der Türke Mehmet Kazan knapp vor dem Dänen Rasmus Lot. Die beiden Unterfranken schafften keine vorderen Plätze.