Ihr handwerkliches Geschick und der freundliche Umgang mit den Patienten zeichnen Franziska Ruß aus. Die 20-Jährige aus Schwarzenau hat vor vier Jahren nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Orthopädiemechanikerin und Bandagistin begonnen. In dem Handwerksberuf, der früher eine Männerdomäne war, hat Franziska die berufliche Erfüllung gefunden.
Mittlerweile hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen und das mit großem Erfolg. Mit ihrem Gesellenstück, einer Ganzbeinorthese aus Leder, wurde sie Kammersiegerin der Handwerkskammer für Unterfranken und Landessiegerin in Bayern. Während sie die Urkunde als Bezirksbeste bereits in Empfang nahm, steht die Siegerehrung auf Landesebene vor der Tür. „Ich freue mich schon auf die Preisverleihung am 25. Oktober in Coburg“, sagt die sympathische Gesellin.
Wo Franziska Ruß ihre handwerkliche Begabung her hat, weiß sie selbst nicht. Zuhause in der Landwirtschaft hat sie immer mitgeholfen und packt bei der Kartoffel- oder Rübenernte auch heute noch gerne mit an. „Ich wollte nach der Schulzeit keinen Bürojob, sondern etwas Handwerkliches machen“, erinnert sie an die Bewerbungsphase nach ihrem Schulabschluss. „Ich will einfach am Abend sehen, was ich tagsüber geschafft habe.“
Ein Praktikum in einer Orthopädiewerkstatt gefiel ihr so gut, dass sie sich für die Lehre zur Orthopädiemechanikerin entschied. Die Kombination aus vielfältiger Fingerfertigkeit, gedanklicher Anstrengung und ständigem Kontakt mit Menschen hat Franziska ihre Arbeit lieben gelernt. „Dieser Beruf ist sehr vielseitig“, schwärmt sie.
Anfangs waren ihre vorhandenen Nähkenntnisse von großem Vorteil. Zug um Zug ist sie in ihre Aufgabe hineingewachsen. „Eine Orthese mit Leder bestücken, Kunststoff erhitzen und über ein Gipsmodell ziehen“, blickt sie auf die Anfänge ihrer Ausbildung zurück. Weil Orthopädiemechanikerin ein nicht so häufiger Beruf ist, musste die waschechte Schwarzenauerin während ihrer Ausbildung jeweils drei Wochen zur Blockschule nach München fahren. Auch wenn Franziska offiziell mit der Lehre fertig ist, weiß sie genau: „Ich fange jetzt erst richtig an zu lernen.“
In der Werkstatt ihres Ausbildungsbetriebs im König-Ludwig-Haus in Würzburg darf sie als Gesellin jetzt diffizile Arbeiten machen, mit denen sie als Azubi noch nicht beauftragt wurde: Hülsen gießen, mit der Trichterfräse arbeiten, Kunststoff beschneiden oder die Ständerbohrmaschine bedienen. „Berufserfahrung sammeln“ heißt das Nahziel der ehrgeizigen Orthopädiemechanikerin, die sich aber auch weiterbilden will. „Mir macht der Beruf viel Spaß“, sagt Franziska mit einem lachenden Gesicht.
Ihren regelmäßigen Ausgleich zur beruflichen Anstrengung hat sie schon gefunden: Sport. Franziska spielt Korbball in ihrem Heimatort bei der SV DJK und tanzt beim JTSC im benachbarten Dettelbach. Auch ehrenamtlich ist sie aktiv. Bei der Feuerwehr steht sie ihren „Mann“ und beim Jugendkreis kümmert sie sich darum, dass der Nachwuchs keine Langeweile hat.
Sie korrigieren Fehlstellungen
Orthopädiemechaniker fertigen laut dem Internetlexikon Wikipedia Patienten nach ärztlicher Verordnung zur konservativen Behandlung von Fehlstellungen oder Schäden am Haltungs- und Bewegungsapparat technische Hilfsmittel nach Maß an. Dazu zählen Prothesen oder Orthesen. Dies erfolgt in der Regel nach Gipsmodell. Weiterhin fertigen Orthopädiemechaniker spezielle Bandagen und Korsetts, aber auch Erzeugnisse der Rehabilitations-Technik wie Rollstühle oder Krankenbetten. Sie beraten ihre Kunden bei der Wahl des passenden Hilfsmittels, nehmen Maß, erstellen Konstruktionszeichnungen und Modelle. Außerdem reparieren, warten und justieren sie die Hilfsmittel und weisen in ihre Bedienungen oder Handhabung ein.