Bruder Willigis Stöcklein vom
Kloster St. Benedikt in Würzburg
und der Benediktinerabtei in Mün-
sterschwarzach verstarb über-
raschend vier Tage vor seinem 75.
Geburtstag.
Bruder Willigis ist 1925 in Dörf- leins bei Hallstadt (Landkreis Bam- berg) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in seiner Heimat- gemeinde kam Stöcklein 1939 in das Lehrlingsseminar St. Plazidus nach Münsterschwarzach und er- lernte den Gärtnerberuf. Die Lehr- zeit dauerte bis 1942.
Im Jahr 1941 wurde das Kloster Münsterschwarzach von der Ge- stapo geschlossen. Bruder Willigis wollte nach der Lehrzeit in das Kloster eintreten und sich den Benediktinern anschließen. So er- gab sich die paradoxe Situation, dass er sich einer aufgelösten Ge- meinschaft insgeheim anschließen musste. Das klösterliche Leben konnte erst 1945 wieder beginnen und so konnte er erst 1946 seine Profess ablegen.
Von 1943 bis 1945 musste er dann Reichsarbeitsdienst und Wehr- dienst ableisten. 1951 legte er in Veitshöchheim die Meisterprüfung als Gärtner und 1962 die Prüfung als landwirtschaftlicher Lehr- meister ab. Bis 1952 war er in den landwirtschaftlichen Betrieben der Abtei tätig. Aber Münster- schwarzach sollte nicht seine eigentliche klösterliche Heimat werden. 1952 kaufte die Abtei Münsterschwarzach das Gut Kal- tenhof bei Schweinfurt Bruder Willigis gehörte zum Gründungs- personal des Kaltenhofes. Er und seine Mitbrüder haben diesen landwirtschaftlichen Betrieb zu einem Musterbetrieb auf- und aus- gebaut. Bruder Willigis war für die große Landwirtschaft verantwort- lich. Dabei lag ihm auch der bio- logisch-organische Anbau am Her- zen. Auf 20 Hektar baute er bio- logischen Weizen, Roggen und Dinkel (eine Urform des Weizens) an. Die Bäckerei in Münster- schwarzach verarbeitete das ocker- gelbe Dinkelmehl in ihren Produk- ten. Die biologischen Produkte von Bruder Willigis wie Grünkern, Roggen und Weizen waren auch im Meditationszentrum St. Bene- dikt in Würzburg sehr begehrt. In seiner Tätigkeit auf dem Kaltenhof hat Bruder Willigis auch eine große Anzahl von Lehrlingen aus- gebildet, die sich noch heute über seine ausgezeichnete Ausbildung dankbar äußern.
Im Jahr 1995 endete die Kalten- hof-Zeit von Bruder Willigis. Das Klostergut wurde an die Gemein- schaft Levi verkauft. Mit Wehmut verließ er damals "seinen Kalten- hof", der in den 43 Jahren mehr als zu seiner zweiten Heimat wurde. Aber Bruder Willigis wollte sich, trotz seiner damals schon 70 Lebensjahre, noch nicht zur Ruhe setzen. Er konnte nun seiner zwei- ten Beschäftigung, nämlich die des Ikebana-Lehrers, verstärkt nach- gehen. Er siedelte damals in das Kloster St. Benedikt nach Würz- burg über, um im Meditationszen- trum Haus St. Benedikt Ikebana, die Kunst des Blumensteckens, zu lehren. Bruder Willigis hatte schon während seiner Zeit auf dem Kal- tenhof viele Kurse und Seminare in Städten und Gemeinden gehal- ten. Erlernt hat er die Kunst des Ikebana bei einer englischen Meis- terin. Inzwischen war er Lehrer der Sogetsu-Schule in Japan und der Kiku-Schule in Düsseldorf. Nach Aussage von Bruder Willigis ist Ikebana eine Art Selbstbildnis. "So wie die Blumen in der Schale stehen, so steht die Seele." Mit Ikebana ließen sich Gefühle wie Freude, Ehrfurcht, Trauer und Liebe ausdrücken. "Man kann mit den Gestecken zum Herzen des anderen vordringen, weil die Blu- men eine Aussage haben." Den regen Zulauf zu seinen Kursen führte der gelernte Gärtner auch auf moderne Zeitströmungen zu- rück. "Die Menschen haben die Nase voll von Stress und Hektik." Viele wünschten sich durch den kreativen Umgang mit Pflanzen eine Rückkehr zur Ruhe und Natur.
Mitten aus seinem Wirken und einem erfüllten Leben hat ihn Gott heimgerufen. Viele Menschen wer- den sich in Dankbarkeit an Bruder Willigis erinnern. Für Bruder Wil- ligis wird am heutigen Samstag, 14. Oktober, 10 Uhr, in der Abtei- kirche Münsterschwarzach ein Requiem gefeiert, anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof.