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LANDKREIS KITZINGEN: Neue Corona-Lockerungen: Ab an die Instrumente

LANDKREIS KITZINGEN

Neue Corona-Lockerungen: Ab an die Instrumente

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    Lange herrschte Unsicherheit, jetzt ist Klarheit da: Musikvereine dürfen ab Montag wieder in kleinen Gruppen proben. Auch Einzelunterricht ist erlaubt. Der Musikverein Willanzheim hat die Vorbereitungen getroffen und ist für den Wiederbeginn des Unterrichts gerüstet. Siegfried Graf (Vorsitzender musikalisch) und Sabine Mauckner zeigen, wie Unterricht mit Plexiglasscheibe und Mundschutz in der Blasmusik funktionieren kann. Fotos: Daniela Röllinger
    Lange herrschte Unsicherheit, jetzt ist Klarheit da: Musikvereine dürfen ab Montag wieder in kleinen Gruppen proben. Auch Einzelunterricht ist erlaubt. Der Musikverein Willanzheim hat die Vorbereitungen getroffen und ist für den Wiederbeginn des Unterrichts gerüstet. Siegfried Graf (Vorsitzender musikalisch) und Sabine Mauckner zeigen, wie Unterricht mit Plexiglasscheibe und Mundschutz in der Blasmusik funktionieren kann. Fotos: Daniela Röllinger Foto: Daniela Röllinger

    Ab dem 8. Juni dürfen sie in kleinen Gruppen proben. Ab dem 15. Juni sind Konzerte erlaubt. Auch Einzelunterricht dürfen Musikvereine wieder geben. Das alles ist an viele Auflagen geknüpft. Chöre und Gesangvereine müssen dagegen weiterhin auf Lockerung warten: Für Sänger gelten die neuen Regeln nicht.

    Auf diese Mitteilung hatte der Nordbayerische Musikbund lange gewartet: Am Donnerstag informierte das Bayerische Gesundheitsministerium darüber, dass Laienmusiker ab dem kommenden Montag, 8. Juni, unter Auflagen und in kleinen Gruppen wieder proben dürfen. Die Nutzung der Vereinsräume ist unter bestimmten Bedingungen wieder gestattet und damit die Frage geklärt, ob auch Musikvereine und nicht nur Musikschulen Einzelunterricht an Instrumenten geben dürfen. Gerade dieser Punkt hatte für große Unsicherheit gesorgt.

    Zahlreiche Auflagen

    „Zutritt nur für Lehrer und Kinder“, „Maskenpflicht“, „Bitte warten“, „Hier nur Eingang“. Vier große Schilder sind an der Tür zur Kirchengade des Musikvereins Willanzheim angebracht. Jedes in weißer Schrift auf knallig rotem, achteckigem Grund, jedes mit einem Ausrufezeichen versehen. Vor mehr als einer Woche haben die Vorstandsmitglieder die Weichen dafür gestellt, den Einzelunterricht wieder beginnen zu lassen.

    Ein Hygienekonzept wurde erstellt. Um regelmäßiges Lüften geht es darin, um die Entsorgung des Kondenswassers und um vieles mehr. Die Vereinsführung hat Desinfektionsmittel besorgt. Eine große Plexiglasscheibe aufgestellt, die Lehrer und Schüler trennt. Überall Hinweisschilder angebracht. Gleich nach dem Umrüsten des Raumes hat der musikalische Vorstand des Vereins, Siegfried Graf, gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern und Sabine Mauckner, die die Rolle der Schülerin übernahm, ausprobiert, wie das funktioniert mit dem Einzelunterricht zu Corona-Zeiten. Wenn die Situation auch ungewöhnlich ist: Alle Beteiligten freuen sich, dass der Unterricht wieder losgehen kann.

    Der Musikverein Willanzheim ist einer von 15 Vereinen im Landkreis, die dem Nordbayerischen Musikbund angehören. Der Verein spielt konzertante Blasmusik, legt großen Wert auf Ausbildung, seine Mitglieder nehmen an Fortbildungen teil, legen regelmäßig Prüfungen ab. Der Verein erteilt Unterricht, schult seinen Nachwuchs. Eine offizielle Musikschule ist er aber nicht. Eine Unterscheidung, die eigentlich nur auf dem Papier besteht, die aber die Lage für viele Musikvereine in den letzten Wochen erschwerte.

    So war in der vierten Bayerischen Infektionsschutzverordnung zwar festgeschrieben, dass Einzelunterricht in Musikschulen unter Einhaltung gewisser Vorschriftsmaßnahmen erlaubt sei und diese Regelung auch für Musikunterricht außerhalb von Schulen gelte. Gleichzeitig stand dort aber auch, dass Vereinsheime geschlossen zu halten waren. „Ein Murks“, kritisiert Andreas Kleinhenz, Geschäftsführer des Nordbayerischen Musikbundes. Denn so manche Behörde im Geltungsbereich des Musikbundes untersagte auf dieser Grundlage den Vereinen die Erteilung des Musikunterrichts.

    Seit Monaten versucht der Nordbayerische Musikbund mit dem Bayerischen Blasmusikverband und dem Bayerischen Musikrat offene Fragen für die Vereine zu klären, sie mit Informationen zu versorgen, sie zu unterstützen und zu animieren, auch wenn die Musiker seit Mitte März nicht gemeinsam musizieren konnten, was ja eigentlich Sinn und Zweck der Vereine ist. Es wurde viel getan, um die Bindung an die Mitglieder aufrecht zu halten. Es gab Webinare, Tutorials wurden produziert, Theoriestunden abgehalten, teils sogar digitale Registerproben. Einige Vereine hätten das ein stückweit perfektioniert, so dass einige digitale Angebote auch nach Corona noch weitergeführt werden, auch wenn es dann wieder gemeinsame Proben gibt.

    Kleine Gruppen, großer Abstand

    Um so größer die Erleichterung, dass die Musiker nun endlich wieder proben dürfen. „Es war ein Riesenakt, dieses Schreiben zu bekommen“, sagt Kleinhenz. Über die vielen Auflagen, die zu erfüllen sind, informiert der Nordbayerische Musikbund auf seiner Homepage. Ein Hygienekonzept ist nötig. Proben dürfen nur Instrumentalgruppen von höchstens zehn Personen einschließlich des musikalischen Leiters. Zwischen Blasinstrumenten muss drei Meter Abstand gehalten werden, ebenso zum Dirigenten, bei anderen Instrumenten zwei Meter. Der Platzbedarf ist damit gewaltig, da kommen schnell um die 90 Quadratmeter zusammen. Querflöten, die mehr Luftverwirbelung verursachen, müssen am Rand platziert werden.

    Wer kein Blasinstrument spielt, muss eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, zum Beispiel Dirigent und Schlagzeuger. Die Liste führt zahlreiche weitere Auflagen auf. Und: Die Proben sollen nach Möglichkeit im Freien stattfinden, wobei dort die gleichen Abstandsvorschriften gelten.

    Theoretisch ist das alles machbar, aber in der Praxis wird es schwierig, weiß Andreas Kleinhenz. Nicht nur, wenn die Vereinsräume für die Proben zu klein sind. Auch, wenn es um Auftritte von größeren Orchestern geht. Mehr als zehn Personen dürfen ja nicht gemeinsam proben. „Wir werden wohl kleinere Ensembles forcieren müssen“, so der Geschäftsführer des Musikbundes. Die Lockerungen seien ein erster Schritt, aber wie es mit den großen Orchestern weitergehe, bleibe unklar. Dass die vor der Sommerpause oder dem Herbst noch einmal auftreten können, kann er sich nicht vorstellen.

    Seit März hatten die Musiker nicht mehr gemeinsam musizieren dürfen. Ob das Auswirkungen haben wird? Kleinhenz befürchtet, dass es sowohl bei den Aktiven als auch beim Nachwuchs massive Einbrüche geben könnte. „Mit jedem Tag verlieren wir Musiker.“ So mancher habe sein Instrument seit Mitte März nicht mehr ausgepackt, weil er gerne in der Gemeinschaft spielen möchte. „Ob der sich wieder aufrafft und in die Probe kommt, wenn sie wieder erlaubt ist, ist mehr als fraglich“, so Kleinhenz.

    Dass viele Vereine in ihrer Existenz bedroht sind, glaubt er allerdings nicht. „Wir haben einen hohen Anteil an Jugendlichen.“ Es sei eine starke Basis vorhanden. Sorgen bereitet ihm allerdings die wirtschaftliche Situation: Wer in Kurzarbeit ist oder um seinen Job fürchten muss, schaut auf seine Ausgaben. „Und wenn gespart werden muss, ist der Musikunterricht eines der ersten Dinge, die auf der Strecke bleibt“, fürchtet er. Das sei die größte Angst der Verantwortlichen in den Vereinen.

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