Das Solidaritätsbündnis scheint zustande zu kommen: Kirchen, Stadt Kitzingen und Landkreis wollen gemeinsam die akuten Probleme im Kitzinger Notwohngebiet schnell anpacken. Gleichzeitig soll ein langfristiges Konzept erarbeitet werden.
Der Kreisausschuss des Landkreises hat am Dienstag einstimmig beschlossen, sich auf drei Jahre verteilt mit 60 000 Euro Soforthilfe zu beteiligen – auf freiwilliger Basis, wie Landrätin Tamara Bischof und einige Kreisräte betonten.
Landkreis zahlt 900 000 Euro Sozialleistungen
Bischof stellte zu Beginn der Debatte klar, dass der Landkreis seit Jahren Sozialleistungen und Jugendhilfe für den sozialen Brennpunkt zahle, in dem etwa zur Hälfte Obdachlose und Mieter von Sozialwohnungen untergebracht sind. Rund 900 000 Euro überweist das Landratsamt im Jahr an die rund 100 Bewohner im Notwohngebiet. Das sei die gesetzliche Aufgabe des Landkreises.
Demgegenüber stellte die Landrätin klar, dass die Unterbringung von Obdachlosen die Aufgabe der Stadt sei. Sie konnte sich aber – ebenso wie die Mitglieder des Kreisausschusses – dazu durchringen, das Dreier-Bündnis zu unterstützen, allerdings befristet auf zwei Jahre. Bischof erlaubte sich allerdings den Hinweis an die Stadt, dass die Gebäude aus der Nachkriegszeit ihrer Ansicht nach verbraucht seien und dass es „alles andere als glücklich“ sei, Familien dort unterzubringen.
Obdachlose sind Aufgabe der Kommune
Die Bürgermeister Josef Mend (Iphofen) und Peter Kornell (Volkach) merkten in der Diskussion an, dass jede Kommune die Unterbringung von Obdachlosen selbst regeln müsse. Andere Gemeinden seien ebenfalls von dieser Problematik betroffen, ohne Kreis-Zuschüsse zu bekommen. Sie ließen sich aber überzeugen, dass man aus sozialen Gründen einmalig Kitzingen unterstützen könne. Aber damit solle „kein neues Fass aufgemacht werden“, wie Mend argumentierte.
Oberbürgermeister Siegfried Müller hielt entgegen, dass die Große Kreisstadt „Auffangbecken für viele Gestrandete“ sei – auch aus dem Umland. Müller stellte zudem ein Konzept in Aussicht, dass der Stadtrat noch in dieser Woche in Auftrag geben möchte, das sowohl die Zukunft der Gebäude wie eine Trennung der Bewohner in Dauermieter und kurzzeitig Obdachlose zum Ziel habe. Der OB erklärte auch, dass die Stadt jährlich etwa 100 000 Euro in Obdachlosen-Wohnungen investiere. Doch sei der Umgang mit diesem Fremdeigentum manchmal „bemerkenswert“, sagte er mit Blick auf den Vandalismus.