Diese alttestamentlichen Geschichten haben schon ihren eigenen Charme. Da wird gekämpft, gestritten, ziehen Heere gegeneinander in den Krieg, da herrscht panische Angst, blindes Entsetzen, und es darf getötet werden. So eine Geschichte ist auch die von David und Goliath. Die bösen Philister ziehen gegen das Volk Israel in den Kampf. Die Bösen sind groß und stark und mächtig und haben mit Goliath einen wahren Riesen in ihren Reihen. Die Guten sind schwach und ängstlich – Gefühle, die angesichts des Riesen ins Enorme gesteigert werden.
Was Rosenberger den Kindern direkt auf der Orgelempore in einer leider etwas altbackenen Sprache erzählt, veranschaulicht Stegmann an der Orgel. Ein kräftiger Marsch steht für Goliath, „so flirrende Musik“ (Stegmann) für die Angst. Dann kommt David, jugendlicher Held und einfacher Hirte ins Spiel. Ohne Angst, aber mit viel Gottvertrauen, einem flachen Stein und einer Schleuder sagt er zu Goliath, was hoffentlich kein radikaler Islamist hört: „Ich komme zu Dir, um Dich zu bestrafen, weil Du unseren Gott verspottet hast.“ Sprichts, fällt den Riesen und ersticht ihn mit dem eigenen Schwert. Mut wandelt sich in Angst und umgekehrt, die Orgel endet mit einem himmlisch-barocken Choral.
Es dauert nur kurz, bis auch die Kinder den Mut haben, der Einladung Stegmanns zu folgen und Fragen zur mächtigen Orgel zu stellen: Wieviele Pfeifen das Instrument hat, wollen sie ebenso wissen, wie der tiefste und der höchste Ton klingt und überhaupt, wie es kommt, dass aus der Orgel Musik erklingt. Stegmann ist geduldig, beantwortet, soweit möglich, alle Fragen und öffnet dann auch die eine oder andere Wand an der Orgel, gewährt tiefe Einblicke in das Instrument. Das ist spannend, das macht Spaß, da gerät die grausige Geschichte von vorhin schon fast wieder in Vergessenheit.