Es wird zwar mutmaßlich keine unendliche Geschichte werden, eine ziemlich lange aber sehr wohl. Bereits im November 2008 hatte der Dettelbacher Stadtrat den Bau eines Park-und-Ride-Platzes am Bahnhof Dettelbach beschlossen. Auch die Planung war fix und fertig, der Finanzierungsplan ebenfalls. 574 000 Euro sollte der Parkplatz kosten, nach Abzug von Fördermitteln hätte die Stadt rund 230 000 Euro bezahlen müssen. Dafür sollten aus dem bisher recht wüsten Areal am Bahnhof 75 schmucke Parkplätze und eine neue Bushaltestelle entstehen.
Geringerer Zuschuss
Nach dem Beschluss tat sich knapp fünf Jahre lang ziemlich wenig – was nicht am Dettelbacher Rathaus lag. Vielmehr ließ sich die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin des Areals rund um den Bahnhof gehörig Zeit mit den Grundstücksverhandlungen. Die sind nun endlich in Sack und Tüten, für die Stadt Dettelbach ist das jedoch nicht uneingeschränkt ein Grund zum Feiern. Denn inzwischen haben sich nicht nur die Baukosten auf nunmehr 624 000 Euro erhöht, auch in Sachen Zuschuss gibt es unerfreuliche Nachrichten. Statt 60 Prozent der förderfähigen Kosten wie noch 2008 bekommt die Stadt nun nur noch 43 Prozent aus der Staatskasse erstattet. Ein heftiger Schlag ins Kontor: In der Stadtratssitzung am Montag sprach Bürgermeisterin Christine Konrad von einem geschätzten Eigenanteil der Stadt von 432 000 Euro – also gut 200 000 Euro mehr als noch vor fünf Jahren.
Grund genug für Konrad, das Projekt im Stadtrat nochmals zur Diskussion zu stellen. „Mein Vorschlag ist, dass wir über das Planungsbüro nach Alternativen suchen“, sagte sie. Denkbar seien eine Reduzierung der geplanten Stellplätze oder ein Umsetzung des Vorhabens in Bauabschnitten. 9000 Euro würde diese Suche nach Alternativen kosten.
Konrads Stellvertreter Ernst Dobler wurde noch deutlicher und forderte wegen der angespannten Haushaltslage eine Reduzierung des Vorhabens. „Das sind Summen, die können wir nicht mehr schultern. Wir dürfen nicht so tun, als könnten wir alles durchbringen.“ Dobler erwähnte in diesem Zusammenhang, dass die Stadt im nächsten Haushaltsjahr wohl mit Einnahmeverlusten rechnen muss. Kämmerer Roland Gast habe demnach kürzlich in einer „Hiobsbotschaft“ mitgeteilt, dass die Stadt offenbar Steuermindereinnahmen in sechsstelliger Höhe einplanen muss.
Schernaus Ortssprecher Siegfried Voltz hielt dagegen eine Reduzierung der geplanten Stellplätze nicht für sinnvoll. Als Beispiel führte er den Park-und-Ride-Platz am Bahnhof Seligenstadt an. Der sei auch zunächst kleiner gebaut worden und habe später dann erweitert werden müssen. Er rechne damit, dass die geplanten 75 Plätze auch angenommen würden.
Keine Luxusvariante
Ottmar Deppisch sprach sich indes dafür aus, die Kosten im Blick zu halten. „Wir sollten uns fragen, ob es wirklich die Luxusvariante sein muss“, sagte er und spielte auf die verhältnismäßig teure Pflasterung des Areals an. Karl-Heinz Erk forderte dagegen eine Umsetzung des Projektes, wie es die Planung von 2008 vorsieht: „Es ist jetzt an der Zeit, den Parkplatz endgültig fertig zu kriegen.“
Die Mehrheit im Stadtrat war dann jedoch vorsichtiger. Bei der Abstimmung sprachen sich nur sieben von 17 Stadträten dafür aus, ungeprüft an der Planung von 2008 festzuhalten. Nachdem das vom Tisch war, fand der Beschlussvorschlag der Verwaltung eine breite Mehrheit von 16 zu einer Stimme. Demnach wird das Ingenieurbüro Glückert nach Planungsalternativen suchen. Diese sollen noch bis Ende des Jahres vorliegen.
Eine kleine Verbesserung am Dettelbacher Bahnhof wird es aber auf jeden Fall geben. Der Stadtrat beschloss, zwei große Hinweisschilder aufzustellen, die Reisende über Taxi-Rufnummern und Fahrradwege nach Dettelbach informieren sollen. Denn nach wie vor kommen Touristen auf dem Bahnhof im dem Glauben an, sie seien jetzt in Dettelbach – dabei ist die Stadt vom Bahnhof 6,5 Kilometer entfernt. Auf Anregung eines Besuchers der Stadtratssitzung soll nun auch nach Standorten für Schilder gesucht werden, die den Weg von der Stadt zum Bahnhof weisen.