Dass Pflegefachkräfte gefragt sind, gilt seit Jahren. Der Bedarf steigt, die Zahl geeigneter Fachkräfte ist überschaubar. Wer als Pflegeeinrichtung geeignete Mitarbeiter sucht, muss sich also als möglichst attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Einrichtungen im Landkreis Kitzingen haben dies erkannt und setzen dabei auf verschiedene Strategien.
Die Seniorenresidenz Wiesentheid bietet ihren Pflegefachkräften sogar Dienstwagen an. Laut Heimleiter Erich Jeger kann sich jede Pflegekraft ab 30 Stunden Wochenarbeitszeit seit 1. März einen Kleinwagen bestellen – der Arbeitgeber übernehme die Kosten fast komplett. Die Mitarbeiter müssten nur die Spritkosten zahlen, also einen geldwerten Vorteil, nach der sogenannten Ein-Prozent-Regelung, übernehmen. Das Auto darf auch außerhalb der Arbeit genutzt werden, allerdings ist die Kilometerzahl auf 10 000 pro Jahr begrenzt. Der Leasingvertrag läuft über zwei Jahre, dann dürfe der Mitarbeiter neu entscheiden, ob er einen Dienstwagen möchte, erläutert Jeger die Vereinbarung gegenüber dieser Redaktion.
Nicht alle Fragen sind geklärt
Die klingt auf den ersten Blick nach einem beachtenswerten Angebot für die Mitarbeiter. Doch um das beurteilen zu können, müssten weitere Fragen beantwortet werden: Wie viele Mitarbeiter erfüllen die Voraussetzungen für einen Dienstwagen? Wie viele haben das Dienstwagen-Angebot angenommen? Doch hierzu möchte sich der Heimleiter nicht äußern und beruft sich auf den Datenschutz.

Dienstwagen für Mitarbeiter der stationären Pflege – so etwas gibt es bei den weiteren von der Redaktion befragten Pflegeeinrichtungen im Landkreis nicht. Die Seniorenresidenz Phönix in Dettelbach setzt auf "Begrüßungprämien". Dahinter stecken 3000 Euro, die Mitarbeiter erhalten, die dort beginnen. "Das fruchtet durchaus", sagt der Leiter, Dominik Küfner. Mitarbeiter, die neue Kollegen werben, erhalten 2000 Euro. Doch nicht nur Geld-Geschenke sollen's richten: 450-Euro-Kräfte dürfen laut Küfner ihre Dienstpläne weitgehend selbst so gestalten, wie es ihnen am besten passt.
"Wir sind ein sehr kleines Haus. Da ist alles etwas einfacher."
Andrea Troll, Leiterin des Altenbetreuungszentrums der Stadt Iphofen
Möglichst flexible Arbeitszeiten – dieses Angebot an ihre Mitarbeiter machen die meisten befragten Einrichtungen. Auf Geldprämien dagegen setzt kein weiteres Haus. Andrea Troll, die das Altenbetreuungszentrum der Stadt Iphofen leitet, macht sich für ein "Wohlfühlklima" stark, das sie ihren Mitarbeitern bieten möchte. Neben dem Entgegenkommen im Dienstplan nennt sie Präventionsangebote für die 22 Mitarbeiter in der Pflege, die über den in anderen Einrichtungen üblichen Rahmen hinausreichen: Rückenschule, zwei Betriebsausflüge pro Jahr, kostenlose Getränke am Arbeitsplatz sowie Eis im Sommer sind nur einige Beispiele dafür. "Wir sind ein sehr kleines Haus", sagt sie. "Da ist alles etwas einfacher."
Bezahlung nach Tariflohn ist keine Selbstverständlichkeit
Für Jochen Keßler-Rosa ist die Bezahlung der Pflegekräfte nach Tariflohn ein entscheidender Faktor, um Personal zu finden. Laut dem Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Kitzingen, das in der Kreisstadt das Seniorenhaus Mühlenpark und das Haus Mainblick betreibt, liegt der Tariflohn höher als das, was viele gewerbliche Anbieter in der Pflege-Branche zahlen. So gebe es bei bei ihm auch Weihnachtsgeld, faire Kündigungsbedingungen und eine gute Altersversorgung. Er habe den Eindruck, vermutet Keßler-Rosa, dass jetzt andere in der Branche, die nicht nach Tarif bezahlen, mit Prämien und Lockangeboten versuchen, Defizite im Lohngefüge auszugleichen.
Annähernd nach Tarif möchte nach Angaben der Einrichtungsleiterin Manuela Dengel das Seniorenzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Volkach seine Mitarbeiter künftig bezahlen. Bisher erhalten dort Mitarbeiter Gutscheine, etwa fürs Tanken oder für Supermärkte, wenn sie sich besonderes hervorgetan haben. Und: Der ASB setzt im Seniorenzentrum auf "sehr gut besetzte Schichten", um Mitarbeiter in der Pflege zu entlasten und ihnen Zeit für die Bewohner zu geben.
Mütter und ältere Mitarbeiter genießen Privilegien beim Dienstplan
Die Dienstplangestaltung werde dadurch nicht leichter, dennoch setzt auch das Caritas-Seniorenzentrum St. Elisabeth in Kitzingen darauf, möglichst alle Arbeitszeitwünsche seiner Mitarbeiter zu berücksichtigen, berichtet Pflegedienstleiterin Bianca Hahn. So könnten Muttis mit Kindern morgens später beginnen, und ältere Kollegen müssten keine Spät- oder Nachtdienste mehr übernehmen, wenn sie nicht möchten. Diese Themen, so schildert Hahn es, würden auch immer wieder von Stellenbewerbern als Wunsch geäußert.
Von Pflegenotstand hat im Gespräch mit dieser Redaktion keine der befragten Einrichtungen gesprochen. Vakante Stellen könnten in den allermeisten Fällen besetzt werden, wenngleich es immer wieder mal vereinzelt vorkomme, dass es keine Bewerber gebe, beschreibt Keßler-Rosa von der Diakonie die Lage. Auch einen flächendeckenden Mangel an Auszubildenden gibt es laut den Befragten nicht.