Zudem hat das Unternehmen seine Produktion in der Schwarzacher Straße aufgegeben. Allerdings hofft Seiler laut Vertriebsleiter Achim Full auf eine Wende: Eine neue Klavierlinie soll zusätzliche Käuferschichten erschließen. Zudem habe man neue Märkte im Blick.
Die Wirtschaftskrise bei Seiler ist Full zufolge noch nicht ausgestanden. Grund genug, die Kapazitäten der Traditionsfirma zu konzentrieren und so Kosten zu sparen. Produziert wird künftig nur noch in der Rudolf-Diesel-Straße am Goldberg. Der Firmensitz in Etwashausen ist inzwischen geschlossen und dient nach den Worten des Vertriebsleiters derzeit als Lager.
Klaviere für kleinen Geldbeutel
Die Konzentration der Produktion auf einen Standort schlägt nach den Firmenplänen auch auf das Personal durch. Full zufolge ist geplant rund ein Drittel der Belegschaft zu entlassen. Ein Sozialplan dafür stehe bereits. Derzeit sei allerdings noch nicht ganz klar, wie viele Mitarbeiter tatsächlich gehen müssen. Das Unternehmen, das seit der Insolvenz 2008 unter dem Dach des koreanischen Musikinstrumentenherstellers Samick beheimatet ist, wolle möglichst viele seiner Fachleute behalten, so Full.
Was dem Klavierhersteller so zusetze, sei der Trend zum unteren Preissegment: Viele Kunden seien nicht mehr bereit, die Preise für eines der handgefertigten Seiler-Klaviere zu bezahlen.
Auf diese Sparwünsche gerade bei Anfängerinstrumenten habe Seiler vor kurzem reagiert – mit der neuen Linie „Johannes Seiler.“ Diese Klaviere würden in Asien in einer der Samick-Firmen gebaut, die Qualitäts-Kontrolle und die Klangfeinabstimmung würden in Kitzingen erledigt, erklärt Vertriebsleiter Achim Full.
Trotz dieser Neupositionierung im Billigsegment setze das Traditionsunternehmen weiter auf seine hochpreisigeren Produkte vom Fertigungsstandort Kitzingen. Full hofft hier auf eine anziehende Nachfrage, nachdem die Folgen der Wirtschaftskrise inzwischen weitgehend überwunden seien.
Und der Vertriebsmann weist vor allem auf die gute Wertanlage hin, die beispielsweise ein Spitzenflügel oder ein hochwertiges Klavier darstelle. Während ein zehn Jahre altes Auto seinen Preis fast aufgefressen habe, sei ein Topinstrument fast preisstabil.
Qualitätsklaviere- und -flügel sind seit 1849 – damals am Standort in Liegnitz (heute Polen), seit 1961 in Kitzingen – mit dem Namen Seiler verbunden. Der Knick in der bis dahin geradlinigen Erfolgsgeschichte mit zeitweise 150 Beschäftigten kam 2008: Massive Auftragsrückgänge trieben die Firma in die Insolvenz. Drei Monate später stieg der koreanische Samick-Konzern ein, der weltweit Musikinstrumente vertreibt.
Standort steht zum Verkauf
Seit 2009 gab's in Kitzingen Kurzarbeit und immer wieder Gerüchte über Entlassungen. Auch die zwei Firmensitze, in Etwashausen und am Goldberg, waren im Sanierungsgespräch. So stand im Herbst 2009 am Goldberg zum Verkauf. Und schon damals hieß es, dass auch eine andere Variante möglich sei: Die Veräußerung des Seiler-Komplexes in der Schwarzacher Straße. Den würde Full zufolge Seiler auch verkaufen, „wenn jemand gutes Geld auf den Tisch legen will.“