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DETTELBACH: Rätsel aus Rost, Holz und Tee

DETTELBACH

Rätsel aus Rost, Holz und Tee

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    Gestalter: Fritz Herrmann, Besitzer der Alten Posthalterei.
    Gestalter: Fritz Herrmann, Besitzer der Alten Posthalterei. Foto: Foto: Feiler

    Am Tag nach der Vernissage kam ein Nachbar zu Fritz Herrmann und sagte, er sei hier wegen der Fundsachen, er suche nämlich einen alten Schlüssel, der schon vor einiger Zeit verschwunden sei. „Das fand ich recht pfiffig“, erzählt Herrmann, „er hat mich beim Wort genommen.“ Mit einem wieder gefundenen Schlüssel konnte er dem Mann nicht helfen. Stattdessen bietet Herrmann in seiner Ausstellung „Fundstücke“ Holz- und Eisenskulpturen, eine Installation aus Holz, Gemälde, Zeichnungen und Fotografien.

    Darjeeling und Kohle

    Zwar heißt die Ausstellung „Fundstücke“, doch gibt es keine Fundstücke im eigentlichen Sinn, keine vermissten Schlüssel und auch keine vergessenen Regenschirme. Die Fundstücke hier sind anders: Jahre lang wurde das Haus von Herrmanns Familie saniert. Vieles scheinbar Nutzloses sammelte sich an: altes Holz, angerostetes Eisen, eigentlich alles mehr oder weniger wertlos. Doch Herrmann warf nicht alles weg.

    Er bearbeitete Holz zu langgezogenen, dürren und angegriffenen Balken oder zu Skulpturen, die sich nun auf Sockeln in seinem Ausstellungsraum gegenüber stehen. Nicht nur im Ausstellungsraum, sondern auch im Freien ruhen braunrostige Eisenskulpturen, deren Bestandteile Herrmann entweder in seinem Haus oder auf dem Schrottplatz gefunden und zusammengeschweißt hat. An den Wänden hängen bemalte Sperrholzplatten und Kohle- und Bleistiftzeichnungen mit Flecken eines indischen Tees namens Darjeeling.

    Keine Titel, keine Vorgaben

    Grüne, rote, gelbe und weiße eckige Formen strahlen auf den Platten – außer bei den beiden stärksten Gemälden der Ausstellung: Starkes Dunkelblau lässt auf dem einen Bild an eine stürmische Küste denken, und das Dunkelbraune auf dem anderen Bild könnte ein Berg in einer Wüstenlandschaft sein.

    Könnte, muss aber nicht. Herrmann will keine Denkvorgaben geben, keine Interpretationsanweisungen oder Hinweise, wie man das Bild oder die Skulptur betrachten sollte. Das zeigt sich auch darin, dass Herrmann die meisten seiner Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen erst gar nicht benannt hat. Selbst bei den meisten Bildern mit Titel hat er noch ein Fragezeichen angehängt. Das braune Gemälde könnte „Landschaft“ heißen, muss es aber nicht und muss erst reicht keine darstellen.

    Nur wenige Werke wie die rostigen, langgezogenen Eisenstangen tragen einen Titel ohne Fragezeichen: „Albertos Katze“ – und doch, trotz des Titels sind eigene Deutungen noch möglich. Die Holzskulptur rechts der Eingangstür könnte der Kopf eines Vogels oder der eines Soldaten sein – oder etwas völlig anderes.

    Die Stärke der Ausstellung

    Interpretationen sind möglich, aber nicht unbedingt nötig. Das ist die Stärke der Ausstellung. Vielleicht findet ein Betrachter einen Zugang zu einer Skulptur, vielleicht starrt er „Albertos Katze“ aber nur ahnungslos an und betrachtet einfach die interessant verarbeitete Eisenstange. Vielleicht bleibt jemand einfach vor der Arbeit „Silence is the perfect herold of joy“ ratlos stehen oder betrachtet suchend etwas, das für ihn nur ein Stück Holz ist – und wenn schon: Zumindest ist es wunderschönes Holz.

    Die Ausstellung „Fundstücke“ von Fritz Herrmann ist noch bis zum 29. Juni in der Würzburger Straße 10 in Dettelbach zu besuchen, jeweils samstags und sonntags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter der Telefonnummer Tel. (0 93 24) 43 99.

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