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Kitzingen: Rentnerpartei gegen Ungerechtigkeiten

Kitzingen

Rentnerpartei gegen Ungerechtigkeiten

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    Um den heißen Brei herumreden ist nicht seine Sache. Der Kreisvorsitzende der Rentnerinnen- und Rentnerpartei (RRP), Peter Meyer, bezieht im Interview deutlich Position: Die Stimmung bei den Rentnern nennt er miserabel, Ex-Bundespräsident Roman Herzog klagt er wegen seiner Scharfmacherei in Sachen Generationenkonflikt an, und im Heer der rund 20 Millionen Rentner hierzulande sieht Meyer ungeheueres Machtpotenzial, wenn es sich nur rekrutieren ließe.



    Herr Meyer, sind Sie bereits Rentner, oder erst in der Einflugschneise?

    Peter Meyer: Ich habe noch zirka zehn Jahre zu arbeiten.

    Also sind Sie . . .

    Meyer: 58!

    Zu Ihrer persönlichen Situation: Finanziell gut gerüstet für das Alter – oder, wie so viele, am Existenzminimum?

    Meyer: Ich bin freiberuflich selbstständig; kratze nicht am Existenzminimum.

    Das Leben birgt immer wieder Überraschungen: Als Peter Meyer zur Gründungsversammlung eines Kreisverbandes der Rentnerinnen- und Rentnerpartei (RRP) gekommen und als Kreisvorsitzender gegangen. Gut geplant, Zufall, oder nicht schnell genug den Raum verlassen?

    Meyer: Reiner Zufall. Ich bin als Vertreter des Vereins „Der weiße Stern“ (für Recht und Gerechtigkeit, gegen öffentliche Willkür – die Redaktion) gekommen, weil Rentner eine Zielgruppe sind. Schließlich ging es um eine berufsbegleitende Patenschaft für Jugendliche, die die RRP übernehmen wollte – das war mein Thema. Dann stand ich im Fokus, wurde als Vorsitzender vorgeschlagen – und einstimmig gewählt.

    Warum bürdet man sich ein solches Ehrenamt auf?

    Meyer: Ich bin bislang parteipolitisch nie in Erscheinung getreten, kenne mich aber mit der Vereinsmaterie sehr gut aus. Die Themen waren für mich interessant. Zum Vorsitzenden kam ich dann wie die Jungfrau zum Kinde.

    „Mir geht es um die Sache, nicht um die Selbstdarstellung“

    Peter Meyer

    Wie hat Ihr Umfeld reagiert?

    Meyer: Egal, wo ich erschienen bin, ich bin jetzt der Abgeordnete. Aber das ist nicht meine Intension: Ich strebe kein Parteiamt an. Mir geht es um die Sache; nicht um die Selbstdarstellung.

    Ihre noch relativ frische Einschätzung: Wie ist die Stimmung unter den Rentnern und denen, die in die Zielgerade zum Ruhestand einbiegen?

    Meyer: Miserabel. Wenn man im Vergleich das Rentensystem in der Schweiz sieht, dann fragt man sich: Warum funktioniert das anderswo und warum nicht bei uns?

    In der Schweiz zahlt jeder in die Rentenkasse ein?

    Meyer: Genau, dort würde auch unser Herr Ackermann, der Deutsche-Bank-Vorsitzende, eine Summe x einzahlen.

    Erkennen Sie einen Generationen-Konflikt? Dergestalt: Die Alten leben auf Kosten der Jungen.

    Meyer: Das ist eine Aussage unseres ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog und das ist die große Schweinerei. Da spricht man von den so genannten Feudal-Rentnern. Es kann doch nicht sein, dass sich einer, der 40, 45 Jahre in die Rentenkasse einbezahlt hat, von Leuten, die so gut wie nichts einbezahlt haben, vorhalten lassen muss, man plündert die Kassen. Wir haben rund zwei Millionen Rentner, an die zirka 2,6 Milliarden Euro pro Jahr ausbezahlt werden. Die 960 000 Beamten, Feudal-Beamte inklusive, bekommen etwa 2,4 Milliarden Euro. Da kann etwas nicht stimmen. Diese Ungerechtigkeit ist eines unserer Themen. Das muss aufhören. Das wollen wir verändern. Deshalb wollen wir in die Parlamente.

    Sie erkennen also nur einen herbeigeredeten Generationen-Konflikt?

    Meyer: Richtig.

    Wie argumentieren Sie gegenüber denjenigen, die die RRP als Operetten-Partei abtun oder – wie seinerzeit die Grauen Panther – als zahnlose Tiger titulieren?

    Meyer: Von wegen zahnloser Tiger. Wir haben 20 Millionen Rentner. Wenn wir die organisieren könnten – das wäre eine Riesenmacht. Und da könnte man auch etwas erreichen. Leider ist das hierzulande ein Problem der Mentalität, dass die Leute ihren Hintern nicht bewegen.

    Was sind, grob umrissen, die Ziele Ihrer Partei?

    Meyer: Es geht um drei Ziele. Wir fordern eine Rentenreform nach Schweizer Muster, damit jeder im Alter ein menschenwürdiges Leben führen kann und nicht auf Grundsicherung angewiesen ist. Es geht um eine Gesundheitspolitik, bei der jedermann eine gute und bezahlbare Versorgung erhält. Warum, so frage ich, muss es hierzulande 250 Krankenkassen geben? Da müssen schlankere Organisationsformen her. Und letztlich geht es um eine Bildungspolitik, die Chancengleichheit bietet und Fähigkeiten fördert.

    Und wie wollen Sie diese Ziele umsetzen?

    Meyer: Indem wir die 20 Millionen Rentner, oder einen Teil davon, generieren. Vor allem solche, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, die Erfahrung und Wissen mitbringen. Und es gilt, die Führungsstrukturen schlanker zu machen.

    Aber wie kriegen Sie den Hintern von 20 Millionen Menschen, oder zumindest eines Teils, hoch?

    „Man muss auf die Leute zugehen, man muss sie packen“

    Peter Meyer

    Meyer: Ich habe schon immer die Franzosen geliebt. Wenn denen etwas nicht passt, dann machen sie ihren Herzen Luft. Das ist, wie gesagt, eine Mentalitätsfrage. Wie man die Rentner hierzulande gewinnen kann? Einfach ist das nicht. Man muss auf die Leute zugehen, man muss sie packen.

    Also Kärrner- und Basisarbeit.

    Meyer: Basisarbeit, Basisarbeit, Basisarbeit. Wenn man etwas erreichen will, dann muss man Wege suchen.

    Welche Wege? Klingeltouren, Versammlungen? Stammtische?

    Meyer: Wir bieten jeden ersten Donnerstag im Monat einen Stammtisch in der Goldenen Gans in Etwashausen an. Dann muss man Bestände aufbauen, auf Leute zugehen. Von Wurfzetteln halte ich wenig. Mit Ständen in die Öffentlichkeit gehen, Synergien nutzen – etwa mit dem VdK, der Kitzinger Tafel oder anderen sozialen Einrichtungen. Es geht darum, Netzwerke zu nutzen.

    Als Partei können Sie sich allerdings erst dann richtig Gehör verschaffen, wenn Sie in den Parlamenten vertreten sind. Bei den Landtagswahlen blieb die Rentnerpartei mit 1,4 Prozent weit unter den angestrebten fünf Prozent. Ein Tiefschlag, den Sie schon verdaut haben?

    Meyer: Ich habe ihn verdaut. Der Grund mag daran liegen, dass wir auf Bezirks- und Kreisebene nicht aktiv waren, nur auf Landesebene. Wir sind eine junge Partei, da fehlt es noch an Mechanismen.

    Ein Struktur-Problem.

    Meyer: Genau, die Strukturen fehlen noch. Aber da sind wir dran.

    Wie leidensfähig sind die Alten? Oder: Können Sie sich vorstellen, dass die Senioren irgendwann auf die Barrikaden gehen?

    Meyer: Nie und nimmer. Wie gesagt: eine Sache der Mentalität.

    Sie dürfen jetzt – in 30 Sekunden – Werbung für Ihre Partei machen. Warum RRP?

    Meyer: Ganz einfach, wir brauchen endlich jemanden, der den etablierten und eingefahrenen Parteien Paroli bietet. Und neue soziale Gerechtigkeit für Renten-, Gesundheits- und Bildungssystem durchsetzt. Zumindest in Ansätzen.

    Wer sich in der RRP engagieren oder mehr erfahren möchte, geht wie vor?

    Meyer: Der geht auf unsere Homepage www.rentnerinnen-und-rentnerpartei.de, ruft den Kreisvorsitzenden an, oder klinkt sich in die Stammtische ein.

    Ihr persönliches Schlusswort:

    Meyer: Ich wünsche uns großen Zulauf, vor allem, dass wir etwas bewegen können – mit einer großen und massiven Gruppe.

    Zur Person

    Peter Meyer Peter Meyer (58) ist Kreisvorsitzender der Rentnerinnen- und Rentnerpartei (RRP). Der Dettelbacher ist freiberuflich im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik als Unternehmensberater tätig. Meyer ist zudem in vielen Vereinen und in der Jugendarbeit engagiert. Information: E-Mail: p.meyer@pmc-group.net, Tel. (0 93 24) 9 99 96. „Die Rente ist (nicht) sicher“ ist eine Serie der Kitzinger Main-Post, die in loser Folge erscheint.

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