Ausblasen kann jeder. Aber Christa Ott, die kann die Kerzen an ihrem Adventskranz anblasen. Der auf ein Bild gebannte Kranz mit dem Clou ist ihre neueste Errungenschaft. „Der spart Platz“, sagt sie, und das ist praktisch. Weil sonst nämlich alles im und vor dem Haus schon vollgepackt ist mit Nikoläusen und Engeln, mit Schneemännern, Kerzen und unzähligen anderen Utensilien. Christa Ott ist Weihnachtsfan. Vor allem Accessoires aus Amerika haben es ihr angetan.
Der weißbärtige Mann mit dem roten Mantel ist in dem Haus in der Albertshöfer Waldstraße allgegenwärtig. Er kreist mit seinem Rentierschlitten über dem Esstisch, zieht auf dem Einrad vor dem Vorhang seine Bahnen, begleitet in zahllosen Versionen den Weg die Treppe hinauf, ja sogar im Bad darf die US-Version des Nikolauses nicht fehlen.
Dabei hat die Leidenschaft für Weihnachten eigentlich gar nicht mit dieser Figur angefangen. Sie hat sich vielmehr entzündet, als Christa Ott zum ersten Mal an Weihnachten bei der Familie ihres späteren Mannes zu Besuch war. Über 39 Jahre ist das jetzt her, und trotzdem erinnert sich die 62-Jährige noch genau: „Die hatten nicht nur einen Stall als Krippe, sondern eine ganze Landschaft drum herum gebaut. Das hat mir gefallen. So was musste daheim auch her.“
Also hat Christa Ott begonnen, sich nach weihnachtlicher Dekoration umzusehen. Sie ist mit ihrem Norbert durch Kitzingen gefahren und hat sich weihnachtlich geschmückte Häuser angesehen. Ein beleuchteter Nikolausschlitten stach ihr dabei sofort ins Auge. „Bald narrerd“ sei sie bei dem Anblick geworden, verrückt also, fränkisch ausgedrückt. Die Begeisterung ist ihr noch heute anzumerken, wenn sie davon erzählt, sie lacht, die Augen strahlen. Christa Ott hat kurzerhand geklingelt und wollte die Amerikaner, die in dem Haus wohnten, fragen, ob sie ihren Namen notieren könnten, falls sie den Schlitten mal los werden wollten. Das ältere Ehepaar hat ihn ihr sofort verkauft.
„Dafür fahren wir nicht weg. Das ist mein Urlaub.“
Christa Ott
Das erste Stück der Sammlung war da. Es steht heute noch zur Weihnachtszeit im Fenster des Anwesens. „Und dann haben wir eins nach dem anderen gekauft.“ Santa Claus, Engel und sonstige weihnachtliche Figuren haben das Haus erobert. Inzwischen wird der Kaffee aus der Weihnachtstasse getrunken, auch auf dem Bettbezug und den Schlafanzügen sind Nikoläuse und Engel.
Wie viele weihnachtliche Stücke es sind, können weder Christa noch Norbert Ott sagen. Nur, dass sie das Jahr über den Platz auf zwei Dachböden belagern. Dass ihr Mann gar nicht alles aufstellen und aufhängen kann, was sie im Lauf der Jahre gesammelt hat. Und dass der 62-jährige etwa drei Wochen braucht, um alles in Haus und Hof aufzustellen und anzuschließen. Nach der Kirchweih geht es los, spätestens Mitte November. Auch der 15-jährige Enkel Chris packt seit Jahren mit an. Zum 1. Advent muss alles fertig sein, denn dann wird beleuchtet. Bis Dreikönig schalten die Otts jeden Tag von 16.30 bis 21 Uhr die Lichter und Figuren an, danach wird wieder abgebaut. „Das geht dann schneller, da bin ich in einer Woche fertig“, sagt Norbert Ott.
Fast jedes Stück bewegt sich irgendwie. „Alles dreht sich, bläst, tanzt und macht Geräusche“, sagt Christa, drückt hier und da auf kleine Knöpfe, führt vor. Manches funktioniert gerade nicht, denn der Herd läuft. Schon oft ist die Sicherung rausgefallen, weil zu viel an einer Steckdose hing. Also heißt es aufpassen, bevor ein Geräte eingeschaltet wird.
„Die Batterie ist bald leer“, sagt sie, als der Baumstamm mit den großen Kulleraugen die Lider kaum noch heben kann. Denn nicht nur Strom aus der Steckdose, auch Batterien braucht sie unzählige jedes Jahr. Und Glühbirnchen. Die sind es auch, über die sie sich immer wieder ärgert. Jedes Jahr gehen viele davon kaputt. Wo es möglich ist, steigt sie dann auf LED-Lichter um. „Aber ich kann ja jetzt nicht alles einfach wegwerfen.“
Wenn es wochenlang jeden Abend überall leuchtet und blinkt, kostet das natürlich eine ganze Menge Strom – und damit Geld. „Dafür fahren wir nicht weg. Das ist mein Urlaub“, sagt Christa Ott. Entlohnt wird sie nicht nur durch ihre eigene Freude, sondern auch durch die vielen Besucher, die sich den geschmückten Hof anschauen. Kindergärten kommen vorbei, die Kinderturngruppe hat hier schon ihre Weihnachtsfeier abgehalten, Familien fahren extra her und schauen. Eine Verköstigung gibt es allerdings nicht.
Dass nicht jeder etwas mit ihrer Leidenschaft anfangen kann, macht Christa und Norbert Ott nichts aus. Es muss ja keiner kommen und schauen. Aber wer will, der darf. Es muss nur bis zum 6. Januar sein.
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