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Kitzingen: Sommerliche Randnotizen: Masken-Mode trifft Abstands-Muffel

Kitzingen

Sommerliche Randnotizen: Masken-Mode trifft Abstands-Muffel

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    Früher kam man aus den Sommerferien – und die  Schokoladenweihnachtsmänner waren da. Jetzt begegnet man ihnen schon im Urlaub.
    Früher kam man aus den Sommerferien – und die  Schokoladenweihnachtsmänner waren da. Jetzt begegnet man ihnen schon im Urlaub. Foto: Achim Scheidemann, dpa

    "Auf zum Strand!" – "Hast Du Getränke dabei – und auch die Schoko-Weihnachtsmänner?" Wer bisher noch nicht wahrhaben wollte, dass die Welt irre geworden ist, weiß es spätestens jetzt. Früher kam man aus den Sommerferien und kurz darauf war in den Läden auch schon der Weihnachtskram da. Heute wird man von dem Zeug bereits im Urlaub belästigt. Mitte August. Weihnachtsmänner im Sommer – das fühlt sich ähnlich an wie das RTL-Sommerhaus der Stars.

    Man könnte auch sagen: Es fühlt sich an wie Maskentragen im Hochsommer. Ich saß im Urlaub tagelang vor diversen Einkaufsmärkten, knabberte versonnen an meinem Schoko-Weihnachtsmann und habe Menschen beobachtet, wie sie den Laden verlassen. Dieser Moment, wenn sie vor die Tür treten und sich mit Karacho die Maske runterreißen. Dieser Gesichtsausdruck, diese Mischung aus Befreiung, Angeödetsein und Luftschnappen – unbezahlbar.

    Die coolsten Masken

    Und noch etwas lässt sich gut beobachten: Es ist eine regelrechte Masken-Mode entstanden. Am Meer trägt man entweder Stoffmasken mit Anker oder mit Seemöwen. Einige haben sich für die Landesfarben entschieden, andere für ihr Haustier. Eindeutig am coolsten aber sind Masken, auf denen "Fuck the virus" steht.

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    Foto: Andreas Lander, dpa

    "Abstand halten" wäre auch eine gute Aufschrift, weil man ja gerade an den Einkaufskassen immer wieder abstandslose Verweigerer trifft. Fordert man die Einmeterfünfzig ein, kommen inzwischen Kommentare wie "Jawohl, Herr General!". Oder man blickt in verständnislose Augen, die sich fragen: Abstand? Welcher Abstand?

    Philosophieren zwischen Einkaufswagen

    Die ganz Schlauen warten auf solche Momente, um eine Diskussion anzufangen: "Was haben Sie sich denn so – die Hongkong-Grippe war auch nicht schlimmer!" Was glauben diese Menschen? Dass man zwischen den Einkaufswagen anfängt, über die Schwere irgendwelcher Pandemien zu philosophieren? Etwa so: "Doch, die Hongkong-Grippe war weniger wild, weil es sich um eine Infektion mit dem Influenzavirus A/H3N2 in der Variante A/Hong Kong/1/1968 H3N2 gehandelt hat!"

    Sagt man natürlich nicht. Man schweigt, zahlt, geht aus dem Laden, reißt sich die Maske vom Mund – und regt sich über den Typ auf, der vor dem Eingang sitzt und an einem Schoko-Weihnachtsmann knabbert. Schlimmer kann es nur kommen, wenn das RTL-Sommerhaus der Stars um zwei Wochen verlängert wird – oder demnächst im Supermarkt Ganzjahres-Weihnachtsmänner stehen.

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