Eine zeitweise explosive Stimmung herrschte am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung im Goldenen Löwen in Mainstockheim. Der Grund, massive Beschwerden von direkten Nachbarn der Asylbewerberunterkunft in der Löwenwirtsgasse.
Eigentlich schien die Versammlung nach gut zwei Stunden am Ende. Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs informierte, dass die seit Januar im Ort untergebrachten Asylbewerber inzwischen etwa 2500 Stunden gemeinnützige Arbeit geleistet haben.
28 Asylbewerber untergebracht
Er dankte dem rund 30-köpfigen Unterstützerkreis, der den Asylbewerbern hilft, sie zu Arztterminen und zur Kitzinger Tafel bringt oder Deutschunterricht gibt. 28 Männer sind derzeit im Gästehaus des Gasthauses Hülbig untergebracht, zeitweise waren es bis zu 40.
Diese Darstellung erschien Bewohnern der Löwenwirtsgasse zu positiv. Sie, die mit den Asylbewerbern in der engen Gasse leben, schilderten mit teilweise drastischen Worten ihre Sicht der Dinge. Bei den in Mainstockheim lebenden Asylbewerbern handle es sich um Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Kosovo, die teilweise seit Januar hier leben und nicht in ihre Heimatländer zurückgeschickt worden seien.
In der Gasse würden Räder und Fahrradteile kreuz und quer herumliegen. Die Männer würden Müllsäcke vom Balkon in die Gasse werfen. Teilweise gebe es bis in die frühen Morgenstunden bei offenen Fenstern laute Gespräch und Musik, berichteten Robert Brandner oder die Familie Frank. Sie erzählten von nächtlichen Polizeieinsätzen. Eine Anwohnerin behauptete, die Männer würden Frauen belästigen. Man könne seine Kinder nicht mehr auf die Straße lassen.
Joachim Schinzel von der Polizeiinspektion Kitzingen sagte, dass es zwei Polizeieinsätze gegeben habe. Es sei um Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern gegangen. Der Hauptverursacher sei abgeschoben worden. Von Belästigungen gegenüber Frauen und Mädchen sei der Polizei nichts bekannt.
Lothar Lang kritisierte die Unterbringung von sechs Menschen in einem Raum. Da sei klar, dass die Fenster offenbleiben müssten. Er sehe aber nicht ein, warum er die Fenster schließen solle, um Schlaf zu finden. Lang forderte eine Hausordnung in dem Gebäude, deren Einhaltung überwacht werden müsse.
Die Zuständigkeiten
Manfred Hauwasser, zuständiger Sachbearbeiter beim Landratsamt, berichtet von regelmäßigen Besuchen und Gesprächen, um Missstände abzustellen. Beklagt wurde von den Bürgern, dass niemand als Verantwortlicher greifbar sei. Hauwasser entgegnete, dass tagsüber das Landratsamt und in der Nacht die Polizei Ansprechpartner seien.
Bürgermeister Fuchs zeigte für den Ärger Verständnis und fand deutliche Worte in Richtung Landespolitik: „Die Sonntagsreden der Politiker kotzen mich an.“ Aus dem Versprechen, Wirtschaftsflüchtlinge schnell zurückzuführen, sei nichts geworden. Fuchs kritisierte den bürokratischen Ablauf der Verfahren. So müssten die Bewerber einzeln nach Zirndorf fahren. „Warum kann ein Sachbearbeiter sich nicht seinen Laptop unter den Arm klemmen und seinen Hintern nach Mainstockheim bewegen“, fragte er. Als positiv vermerkte Fuchs, dass die Zahl der Asylbewerber in den kommenden Tagen weiter sinken werde. Die Polizei sicherte zu, den Ort und den Bereich der Löwenwirtsgasse verstärkt im Rahmen des Streifendienstes zu überwachen.