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KITZINGEN/ WÜRZBURG: Spitzen-Triathlet Stefan Weidner übt für die World Games im Hörblacher See

KITZINGEN/ WÜRZBURG

Spitzen-Triathlet Stefan Weidner übt für die World Games im Hörblacher See

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    Schnell umziehen: Auch das übt Triathlet Weidner am Hörblacher See.
    Schnell umziehen: Auch das übt Triathlet Weidner am Hörblacher See. Foto: Diana Fuchs

    Es ist ein sonniger Sommerabend am Hörblacher See. Eine junge Frau mit Strohhut lässt sich auf einer Luftmatratze gen Sonnenuntergang treiben. Auf einmal stutzt sie und schaut aufs Wasser, dessen glatte Oberfläche sich plötzlich wellt: Wer pflügt denn da so rasant durch den See? Der Mann unter der Badekappe heißt Stefan Weidner. Während der Rest der Welt sich längst in den Feierabendmodus verabschiedet hat, trainiert der Gerbrunner seine Muskeln. Der 46-Jährige war der beste deutsche Triathlet und Freiwasserschwimmer bei den nationalen Spielen der Special-Olympics, die kürzlich in Berlin stattfanden, und er will seine Form halten. Mindestens bis zu den World Games 2023, der größten inklusiven Sportveranstaltung der Welt, für die der vielseitige Ausdauerathlet nun qualifiziert ist.

    Wie kann man mit Mitte 40 noch so aktiv sein und kein bisschen müde? Stefan Weidner lacht, wenn man ihm diese Frage stellt. Freimütig spricht der braun gebrannte Mann mit den strahlend blauen Augen über die leichte geistige Behinderung, die er „schon immer“ hat, und von seiner Leidenschaft für den Sport, die ihn „auch schon immer“ auszeichnet. „Manchmal bin ich auch faul und trainiere nicht so viel, wie es gut wäre“, sagt er. „Aber dann packt mich auch wieder der Ehrgeiz.“

    Fünf bis sechs Mal Training

    Vor Wettkämpfen trainiert der Sportler, der im Rahmen eines Außenarbeitsplatzes für die Mainfränkischen Werkstätten die Grünanlagen der Missio-Klinik Würzburg betreut, fünf bis sechs Mal pro Woche jeweils für mehrere Stunden – sowohl im Kraftraum als auch draußen im See, auf der Straße, im Schwimmbad und auf dem Rad. „Das ist schon hart. Aber irgendwie brauche ich die Anstrengung auch. Nach dem Sport geht es mir immer sehr gut.“

    Sehr gut sind auch seine Ergebnisse. Kürzlich fanden in Berlin die nationalen Spiele der Special Olympics statt. Stefan Weidner reiste mit seinem Vater und Trainer Herbert für eine Wettkampfwoche in die Hauptstadt, unterstützt von den Mainfränkischen Werkstätten, die den beiden ihren Transporter liehen, und dem Team von Velo Momber, das sich stets ums Wettkampfrad kümmert.

    Stefan Weidner enttäuschte sich und seine „Sponsoren“ nicht: Sowohl im Freiwasserschwimmen über 1500 Meter als auch in seiner Paradedisziplin, dem Triathlon, schnitt er als bester Deutscher ab. Damit ist er erneut der einzige Unterfranke, der sich für die Weltspiele im kommenden Jahr qualifiziert hat. Diese finden ebenfalls in Berlin statt, wo Weidner sich dann auf der Regatta-Strecke Berlin-Grünau mit den weltbesten Freiwasserschwimmern messen kann.

    Zum ersten Mal gab es zum Abschluss der nationalen Special-Olympics einen Super-Sprint-Triathlon. Auf dem Olympiagelände war Stefan Weidner nach fünf Bahnen á 50 Meter Schwimmen, zehn Kilometer Radfahren und zwei Kilometer Laufen ebenfalls bester Deutscher.

    Das gute Gefühl

    Die Erfolge freuen ihn natürlich sehr, aber er sagt selbst: „Sie sind nicht das Wichtigste.“ Das Wichtigste für den zweifachen Goldmedaillen-Gewinner bei den Special-Olympics 2019 in Dubai und Abu Dhabi ist das Dabeisein. „Ich weiß auch, wie Verlieren ist“, erinnert er sich an manche Wettkämpfe, die nicht wie erhofft liefen oder die abgesagt wurden – so wie die Winterspiele im russischen Kasan, die 2020/21 der Pandemie zum Opfer fielen und für die Stefan im Skating und Skilanglauf qualifiziert war.

    „Ich glaube, dass nicht nur die Leistung zählen sollte, das wäre traurig, sondern das gute Gefühl“, stellt der Sportler fest. Das gute Gefühl sei in Berlin auf jeden Fall dauerhaft präsent gewesen. „Vor allem bei der großen Feier am Brandenburger Tor. Das war ein tolles Erlebnis, da haben wir viele nette Leute getroffen und die Musik war auch gut.“ Insgesamt traten 4.000 Athletinnen und Athleten in 20 Sportarten bei den Nationalen Spielen an und feierten in der deutschen Hauptstadt ein Fest der Begegnung.

    Solche „Riesenerlebnisse“ sind für Stefan Weidner stets ein Ansporn: „Ich gebe immer alles“, sagt er, nachdem er im Sonnenuntergang aus dem See gewatet ist und seine muskulösen Arme aus dem Neoprenanzug schält. Seine Trainingsstrecke für heute hat er mit Bravour absolviert. Wenn er so weitermacht, wird es die Konkurrenz im kommenden Jahr schwer haben, ihn auf der Regatta-Strecke zu überholen. Aber selbst wenn das geschehen sollte, wird für Stefan Weidner nicht die Welt zusammenbrechen: „Hauptsache, ich bin dabei.“

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