V on der teuersten Singstunde ihres Lebens sprachen die Einen, andere waren "enttäuscht". Solche Reaktionen waren am Samstagabend nach dem Auftritt von Gotthilf Fischer in Kitzingen häufig. Viele Besucher der Veranstaltung hatten geglaubt, der weltbekannte Dirigent zahlloser Chöre würde mit einem - zumindest - kleinen Chor auftreten. Stattdessen legte der rüstige Gralshüter deutschen Liedgutes ein gerade mal einstündiges Solo hin. Statt des Chores gab es Backgroundmusik von der CD oder gar keine. Die Gäste, die zwischen 16 und 21 Euro Eintrittsgeld hingeblättert hatten, durften sich selbst und gegenseitig vorsingen.
Dass auf dem Ankündigungs-Plakat für die "Straße der Lieder" nichts von einem Chor stand, war vielen nicht aufgefallen. Professionell war, zur Ehrenrettung der Veranstalter, der Auftritt der "Steigerwälder Knutschbären". Aber vielleicht sollte Fischers Visite gar nicht der Unterhaltung dienen, sondern war lediglich ein PR-Gag der Erfinder der Hartz-Reformen. Schließlich hat Fischer bewiesen, dass man auch noch mit 75 Jahren und mit einem CD-Player als "Ich-AG" die Familienkasse aufbessern kann.