Gleich zwei gute Gründe hatte Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller, gestern Schwarzenau einen Besuch abzustatten: ein Kartoffelschälbetrieb und eine Biogasanlage, Partner in einem Verbund-Projekt, harrten ihrer Eröffnung und des hohen Besuchs.
Die Kartoffelschälanlage im "Mainfrankenhof" Schwarzenau ist bereits seit Dezember in Betrieb. Schon jetzt sei abzusehen, dass mit dem Konzept eine lukrative Marktlücke geschlossen werde, sagte Staatsminister Josef Miller gestern Nachmittag bei der offiziellen Eröffnung der Anlage. Binnen Jahresfrist sei die Kartoffelanbau-Fläche von 23 auf 39 Hektar gestiegen.
"Die Beteiligung der Mainfränkischen Werkstätten - einer großen Behinderteneinrichtung der Region - an der Betreibergesellschaft der Kartoffelschälanlage stellt ein positives Signal dar", sagte Miller. In enger Verbindung von Landwirtschaft und einer gemeinnützigen Gesellschaft sei es gelungen, behinderten Menschen ein normales Arbeitsleben und ein Stück Selbstvertrauen zu geben.
Sein Appell an die Landwirte: "Die Kartoffelschälanlage Schwarzenau braucht kontinuierlich beste Rohstoffe." Hier liege die Aufgabe und zugleich die Chance der unterfränkischen Kartoffel-Anbauer, betonte der Minister.
Zum Komplex der Anlage gehört auch eine Biogasanlage. "Die Anlage gewährt eine optimale Nutzung und Verwertung landwirtschaftlicher Rohstoffe", sagte Miller. Die Biogasanlage sei die konsequente Kombination von Verarbeitung und Verwertung.
Den Nutzen des Projekts fasste der Minister zusammen: Die Biogasanlage könne knapp 100 Haushalte mit elektrischer Energie versorgen. Durch die Kooperation mit der Versuchsanstalt ergebe sich eine optimale Verwertungsmöglichkeit. Zusätzlich würden Arbeitsplätze im landwirtschaftlichen Bereich und in der Verarbeitung geschaffen. Die Einkommenssituation der beteiligten landwirtschaftlichen Familienbetriebe werde sich entscheidend verbessern.
Der Freistaat Bayern hat das Projekt bei Gesamtinvestitionen von 5,3 Millionen Mark mit rund 1,8 Millionen Mark bezuschusst. Die Kartoffelschälanlage liefert nach den Worten des Ministers jährlich rund 1 500 Tonnen geschälte Kartoffeln, die regional vermarktet würden. Daneben fallen etwa 650 Tonnen Kartoffel-Abfälle an, die zusammen mit 5 000 Kubikmetern Gülle im Biofermenter der Biogasanlage vergoren werden. Ergebnis: Biogas, das 360 000 Kilowattstunden Strom erzeugt.
Auch für die Wärme ergibt sich eine Verwertungsmöglichkeit: Im Kartoffelschälbetrieb und den Räumen der Staatlichen Lehr-Versuchs- und Prüfanstalt für Tierhaltung Schwarzenau können damit jährlich rund 40 000 Liter Heizöl eingespart werden.
Die Symbiose von Landwirten aus der Gemeinde Schwarzach, den Mainfränkischen Werkstätten und der staatlichen Versuchsanstalt Schwarzenau habe "Vorbildcharakter" und bringe "herausragende Vorteile" für die Beteiligten, aber auch für die Region, so Miller.
Regional erzeugt, regional verarbeitet, regional vermarktet - nach diesem Grundsätzen werde im "Mainfrankenhof" Schwarzenau gearbeitet, erklärte Geschäftsführer Werner Sendner. "Mit dem Kartoffelschälbetrieb und der Biogasanlage ist ein einmaliges Vorhaben verwirklicht worden", sagte Sendner. 22 Beschäftigte kümmern sich um das Tagesgeschäft. Die Vernetzung von Behinderten- und Nichtbehinderten-Arbeitsplätzen in einem Betrieb sei in Bayern modellhaft, betonte Sendner.