Ein Ehering liegt auf dem Schreibtisch von Andrea Klinger. Ihrer ist es nicht. Schon seit mehr als einem halben Jahr wartet der Ring im Kitzinger Fundbüro vergeblich auf seinen einstigen Besitzer. Jetzt ist die vorgeschriebene Aufbewahrungszeit verstrichen – und damit die Zeit reif für einen Eigentümerwechsel. „Wem nach einer echten Herausforderung ist, der kann ja seinen künftigen Partner nach dem Ring aussuchen“, scherzt Andrea Klinger.
Sie und ihre Kollegin Sina Wolf behalten im Kitzinger Fundbüro den Überblick. Jedes Schmuckstück, jeder Schlüssel, jedes Fahrrad wird von ihnen katalogisiert und sorgfältig aufbewahrt. Die Namen der Finder werden notiert, schließlich hätten die als Erste den Anspruch, ihren Fund zu behalten, wenn er nach einem halben Jahr nicht abgeholt worden ist. Zudem kommt es nicht selten vor, dass der Finder vom Eigentümer mit einem kleinen Dankeschön belohnt wird.
Ob im Café, im Park oder auf dem Spielplatz – liegen geblieben ist schnell mal etwas. Ein Schlüssel, der sich vom Bund löst, ein Geldbeutel, der aus der Hosentasche rutscht – all das sind keine neuen Geschichten für Andrea Klinger und Sina Wolf. „Es gibt Sachen, die liegen nur ganz kurz bei uns, andere werden nie abgeholt“, erzählen sie. Und dann gibt es noch die optimistischen Verlierer, die immer wieder mal hoffnungsvoll nachhören, ob ihr Schlüssel oder ihre geliebte Kette nach Monaten nicht doch noch aufgetaucht ist.
Nicht nur im Tresor des Fundamts, auch im Keller der Stadt türmen sich die Fundsachen. „Handtücher Oktober bis Dezember“ steht auf einem großen Karton. „Es ist verrückt, was sich allein im Schwimmbad in kürzester Zeit ansammelt“, kommentiert Andrea Klinger. Neben Handtüchern stapeln sich Schwimmbretter und andere Utensilien. Dazu kommt eine Unmenge an Badebekleidung. „Gerade Männer scheinen keine enge Bindung zu ihren Badehosen zu haben“, erzählt die Verwaltungsfachangestellte lachend.
Voll ist auch das Kellerabteil der Wirtschaftsschule, in dem die gefundenen Fahrräder gelagert werden. Wer denkt, dass hier nur schrottige Zweiräder ihr Dasein fristen, der irrt. Moderne Herren-Mountainbikes oder Räder mit tiefem Einstieg sind dort genauso vertreten wie gut erhaltene Kinderräder. „Viele findet der Bauhof bei Aufräumarbeiten im Gebüsch oder im Bach“, berichtet Andrea Klinger. Warum so viele Besitzer sich nicht nach dem Verbleib ihrer Räder erkundigen? Da kann auch die Verwaltungsfachangestellte nur mit den Schultern zucken. „Die Versteigerung ist auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, rechtzeitig zum Frühling an ein günstiges Fahrrad zu gelangen.“
Nicht nur, weil es Zeit ist, wieder Platz zu schaffen, auch weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, findet einmal im Jahr eine Versteigerung der Fundsachen statt. Auktionator ist der Leiter des Kitzinger Ordnungsamts Frank Winterstein. Schmuck, Uhren, Handy, Kameras, Fahrräder, sogar ein Tätowiergerät sollen am Samstag, 18. April, einen neuen Besitzer finden. Andrea Klinger und Sina Wolf haben im Vorfeld alle in Frage kommenden Artikel schätzen lassen. Der Startpreis der Auktion liegt dann bei der Hälfte des Wertes. „Wir haben damit einen Anhaltspunkt und Interessierte die Sicherheit, dass sie nicht auf Schrott bieten“, erklärt Klinger.
Knapp 40 Fahrräder werden bei der Auktion angepriesen. Dazu rund 20 Schmuckstücke und Kameras sowie weitere Fundsachen. Und natürlich geht dann auch der gravierte Ehering ins Rennen.
Auf einen Blick
Termin: Die Versteigerung der Fundsachen findet am Samstag, 18. April, um 9 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in Kitzingen statt. Bereits ab 8.30 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, sich ein Bild von Fahrrädern, Schmuck und Co. zu machen. Geleitet wird die Auktion von Ordnungsamtsleiter Frank Winterstein. Der Mindestpreis liegt jeweils bei der Hälfte des Schätzpreises. Neben der Versteigerung gibt es auch Artikel, die Andrea Klinger und ihre Kollegin Sina Wolf vom Fundamt für einen Festpreis veräußern. Dazu zählen unter anderem Badehosen, Bücher, Regenschirme, Schwimmhilfen, Brillen etc. Der Gewinn der Fundsachen-Versteigerung kommt der Stadt Kitzingen zu Gute.